Die Erste Teilung Polens 1772 war in mehrfacher Hinsicht ein einschneidendes und bedeutsames Ereignis. Sie beendete die eigenständige Geschichte eines Teils der polnischen Krone, Königlich oder (danach) Polnisch Preußens, sie erweiterte die Grundlage des preußischen Königtums und führte zu Änderungen in den Regeln des Völkerrechts. Die erste Teilung Polens fand in der zeitgenössischen europäischen Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit und wurde vielfach verurteilt. Anders als bei bisherigen Eroberungen oder Abtretungen von Gebieten markierte die Teilung einen Bruch mit dem überkommenen politischen System, als alleiniger Ausdruck einer intensiven Interessenpolitik der beteiligten Mächte.
Die Autorinnen und Autoren beleuchten in ihren Beiträgen verschiedene Aspekte der preußischen und polnischen Geschichte vor und nach der Ersten Teilung Polens sowie die Auswirkungen auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, wie den polnisch-katholischen Adel. Sie diskutieren ebenso die Handelsbeziehungen Polen-Litauens mit dem Königreich Preußen wie die Entwicklung der polnischen Wissenschaft und die preußische Geschichtspolitik.
EditorialJürgen SarnowskyDie Erste Teilung Polens 1772 und die Entstehung Westpreußens S. 7
Abhandlungen
Martin Steinkühler (Warendorf)Preußen und Westpreußen. Von der Gründung der Provinz 1772 bis zur Wiederherstellung 1815 S. 10
Hans-Jürgen Bömelburg (Gießen)Die Erfindung und Einrichtung Westpreußens 1772. Wissensregime, Behördenpraxis und offene Forschungsfragen S. 23
Christofer HerrmannDie Huldigung in Marienburg 1772 – preußische Geschichtspolitik oder historischer Zufall? S. 40
Agnieszka Pufelska (Lüneburg)Als preußische Untertanen. Die Situation des polnisch-katholischen Adels nach der ersten Teilung Polen-Litauens S. 50
Jacek Wijaczka (Toruń) / Igor Kąkolewski (Olsztyn)Die Handelsbeziehungen Polen-Litauens mit dem Königreich Preußen von der Ersten bis zur Zweiten Teilung (1772–1792) S. 61
Maria Rhode (Göttingen)Polnische Wissenschaft in Preußen um 1800 S. 73
Filip Emanuel Schuffert (Regensburg)Die erste Teilung Polen-Litauens in der Wahrnehmung des kursächsischen Hofes S. 85
Dariusz Makiłła (Warszawa)Rechtliche Vereinheitlichung und Unterordnung. Ein Instrument der Politik Friedrichs II. bei der Annexion Westpreußens 1772 S. 94
Rezensionen
Gintarė MalinauskaitėJan Hendrik Issinger: Militärische Organisationskultur im Nationalsozialismus. Das Reserve-Polizeibataillon 61 und der Zweite Weltkrieg in Osteuropa S. 104
Magdalena Saryusz-WolskaMarketa Spiritova, Katerina Gehl, Klaus Roth (Hrsg.): Eigenbilder – Fremdbilder – Identitäten. Wahrnehmungen im östlichen Europa im Wandel S. 107
Jannis PanagiotidisDarja Klingenberg: Materialismus und Melancholie. Vom Wohnen russischsprachiger migrantischer Mittelschichten S. 110
Sven EkdahlRaimo Pullat, Tõnis Liibek: Auf der Suche nach der eigenen Alma Mater. Ingenieure und Architekten aus Estland, die vor dem Zweiten Weltkrieg an Technischen Universitäten Europas studiert haben S. 113
Otto LuchterhandtAzar Aliyev, Burkhard Breig, Rainer Wedde (Hrsg.): Recht als Brücke zwischen Ost und West. Festschrift für Prof. Dr. Alexander Trunk zum 65. Geburtstag S. 115
Barbara DietzJannis Panagiotidis: Postsowjetische Migration in Deutschland. Eine Einführung. Mit einem Vorwort von Sergey Lagodinsky S. 116
Beata JurkowiczStephan Lehnstaedt (Hrsg.): Schuld ohne Sühne? Deutschland und die Verbrechen in Polen im Zweiten Weltkrieg S. 120
Elisabeth GallasAndrew Kornbluth: The August Trials. The Holocaust and Postwar Justice in Poland S. 123
Manfred KleinArthur Hermann: Po Lietuvos ir Vokietijos dangumi. Lietuvos vokietis Vokietijos lituanistikoje. Atsiminimai S. 127
Joachim TauberWolfgang Petz: Zuflucht auf Zeit. Lageralltag in Kempten 1945 bis 1949 aus der Sicht des litauischen Fotografen Kazys Daugėla S. 132