Wenn heute von Privilegien die Rede ist, sind damit Vorrechte gemeint, die jemand genießt, ohne dafür etwas geleistet haben zu müssen. Die Besserstellung wird insofern als ungerecht empfunden, als sie sich häufig aus einem zugeschriebenen oder angeborenen Merkmal ergibt. Dazu gehören beispielsweise Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Orientierung oder soziale Schichtzugehörigkeit. Als juristischer Begriff spielt das Privileg längst keine bedeutende Rolle mehr. 1975 stellte das Bundesverfassungsgericht in aller Deutlichkeit fest: „Die Demokratie des Grundgesetzes ist eine grundsätzlich privilegienfeindliche Demokratie.“ Gleichwohl sind die Ungerechtigkeiten, die mit dem Begriff kritisiert werden, gesellschaftliche Realität.
Johannes Piepenbrink Editorial
Markus Rieger-Ladich Neustart der Privilegienkritik. Ein Plädoyer
Katharina Walgenbach Privilege Studies. Einführung und Überblick
Heinz Mohnhaupt Gerechtigkeit durch Ungleichbehandlung? Eine rechtshistorische Betrachtung des Privilegs
Yener Bayramoğlu White Privilege. Das gute Leben auf den Schultern der Anderen
Silke van Dyk Privateigentum als Privileg
Jule Bönkost Erscheinung und Gegenstand: Privilegien im Bildungsbereich
Jörg Scheller Vom Nutzen und Schaden eines Begriffs. Kleine Diskursgeschichte des „Privilegs“