Vor hundert Jahren erschien Helmuth Plessners „Grenzen der Gemeinschaft“. 1923, im Krisenjahr der Weimarer Republik verfasst und Anfang 1924 veröffentlicht, richtete sich die „Kritik des sozialen Radikalismus“, von der im Untertitel die Rede ist, entschieden gegen die zeitgenössische Verklärung des Gemeinschaftsideals von rechts wie von links. Der zeitgebundene und intervenierende Charakter der Grenzschrift blieb nicht ohne Folgen für deren Rezeption. Lange in Vergessenheit geraten, dann mehrfach wiederentdeckt, scheint Plessners Plädoyer für Zivilität, Takt und Distanz heute auf neue Weise relevant. Welche Dienste leistet das Buch bei der Analyse der Gegenwart? Diese Frage haben wir zehn Wissenschaftler:innen gestellt und sie aus Anlass des Jubiläums um eine Relektüre der Grenzschrift gebeten. Herausgekommen sind „Neuvermessungen des Sozialen“, die mit und gegen Plessner dem Verhältnis von Gemeinschaft und Gesellschaft nachspüren.
Den Auftakt macht Berthold Vogel, der die „Grenzen der Gemeinschaft“ vor dem Hintergrund aktueller Krisendiagnosen liest. In kritischer Auseinandersetzung mit Plessner beschreibt er „Zusammenhalt als Kunst des Öffentlichen“ und erklärt, wie sich diese Kunst mit Hilfe des Konzepts Sozialer Orte einüben und entfalten lässt. Anschließend situiert Carola Dietze „Das Werk im Kontext“, indem sie sowohl die zentralen Argumente als auch die lebens- und werkgeschichtlichen Bezüge der Grenzschrift offenlegt. Das zeitgenössische literarische Umfeld von Plessners Schrift erläutert Helmuth Kiesel, der anhand zahlreicher Beispiele zeigt, wie „Gemeinschaft und Grenzen der Gemeinschaft in der deutschen Literatur der 1920er- und 1930er-Jahre“ verhandelt wurden. Historische Bezüge anderer Art thematisiert Oliver Römer, dessen Beitrag die wechselhafte Rezeption der Grenzschrift in der bundesrepublikanischen Soziologie der Nachkriegszeit beleuchtet: „… aber über Demokratie steht kein Wort darin“. Eine Brücke in die Gegenwart schlägt Nils C. Kumkar, der Plessners Schrift zum Anlass nimmt, um über das Wechselspiel von „Kritik und Selbstkritik“ im Genre der Zeitdiagnose nachzudenken. „Die Grenzen der Gemeinschaft und die Grenzen der Gesellschaft“ stehen im Mittelpunkt des Beitrags von Gesa Lindemann, die ausgehend von der Grenzschrift historisch-systematische Überlegungen zum Zusammenhang von Volk, Staat und Gesellschaft präsentiert. „Von Erdverbundenen und Kompostgemeinschaften“ erzählt sodann Elena Beregow, die Plessners „Grenzen der Gemeinschaft“ für eine produktive Auseinandersetzung mit den Theorien Bruno Latours und Donna Haraways nutzt. Einen anderen Akzent setzt Mirjam Schaub. Unter dem Titel „Der Wald ist nicht genug“ unternimmt sie einen kulturgeschichtlichen Streifzug, um die Grenzen von Plessners Radikalismusbegriff und mögliche Alternativen aufzuzeigen. Von den Grenzen einer gemeinschaftlichen Lebensform und den alltäglichen Herausforderungen ihrer Mitglieder berichtet Thomas Alkemeyer, der „Ökodörfer als imaginäre Institutionen“ beschreibt. Im letzten Beitrag des Themenschwerpunkts fragt Ulrich Bröckling nach dem Potenzial, das Plessners Grenzschrift für die Analyse neuerer kommunitärer Radikalismen bietet, wobei er insbesondere „Erregungsgemeinschaften, mehr-als-menschliche Gemeinschaften, Gegengemeinschaften“ in den Blick nimmt.
Zu einem exklusiven Ortstermin in Downtown Manhattan erwartet uns Dorna Safaian, die uns einlädt, ihr in „Donald Trumps Bar ‚45 Wine & Whiskey'“ zu folgen und die dort ausgestellten Fotos und Memorabilien in Augenschein zu nehmen, mittels derer sich der 45. Präsident der Vereinigten Staaten als politische Lichtgestalt inszeniert.