Menschen waren zu allen historischen Zeiten mobil, ob aus eigenem Antrieb oder aufgrund politischer oder wirtschaftlicher Notlagen. Migrationsbewegungen verknüpfen entlegene Regionen durch Reiserouten und Kommunikationsnetze, sie prägen Bahnhöfe, (Flug-)Häfen und ganze Stadtviertel als Räume des Ankommens und Zusammenlebens. Nationalstaaten sind zwar bemüht, Migration zu steuern, sie können die eigensinnige Suche nach neuen Lebensmittelpunkten und Erwerbsquellen aber nicht in Gänze kontrollieren.
Im 64. Band der Zeitschrift Archiv für Sozialgeschichte stehen die Wege und Orte im Zentrum, die Migrantinnen und Migranten für sich erschlossen. Die Beiträge thematisieren Erfahrungen des Unterwegsseins, von Ungewissheit und Fremdheit ebenso wie Konflikte um kulturelle Einflüsse, gesellschaftliche Integration und rechtliche und politische Anerkennung. Sie unterstreichen auf diese Weise, dass Migration eine ganz zentrale Dimension der Sozialgeschichte darstellt.
Beiträge zum Rahmenthema: Migration in der Moderne. Wege – Orte – Erfahrungen
Friedrich LengerMigration in der Moderne. Einleitende Bemerkungen S. 9–17, Volltext vorab unter https://library.fes.de/pdf-files/afs/bd64/afs64_lenger.pdf
Jan C. JansenGrenzfälle. Perspektiven der neuzeitlichen Migrations- und Im-/Mobilitätsgeschichte S. 17–39
Agnes Gehbald»Riesige Personenzahlen«. Transatlantische Rückwanderungen von Buenos Aires und New York um 1900 S. 41–64
Carolin Liebisch-GümüşExklusive Fluchtwege? Zur Flucht per Flugzeug und ihren sozioökonomischen Bedingungen vom Nationalsozialismus bis zur Asylmigration in die Bundesrepublik S. 65–83
Eva Maria Gajek/Bettina Severin-Barboutie»Oh Lord, Won’t You Buy Me a Mercedes Benz?«. Arbeitsmigration und Automobilität in der Bundesrepublik S. 85–114
Jana Stöxen/Lumnije JusufiDazwischen unterwegs. Pendelrouten (süd-)osteuropäischer Arbeitsmigrant:innen in ›Gastarbeit‹ und Gegenwart S. 115–142
Olga SparschuhZwischen »Ausländerfrage« und »Bewertungssystem«. Die Auskunftsstelle in Immatrikulationsangelegenheiten von Ausländern, 1904–1914 S. 143–168
David TemplinAnkommen zwischen Bordell und Moschee. Bahnhofsviertel westdeutscher Großstädte als Räume der Migration in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts S. 169–208
Stefan ZeppenfeldJenseits von Ankunft und Arbeit. Migrationsgeschichte als Sozialgeschichte – Sozialgeschichte als Migrationsgeschichte S. 209–246
Jens Gründler/Christoph LorkeAnkommen und Bleiben im ländlichen Raum. Regionalgeschichtliche Perspektiven auf die Migrationsgeschichte S. 247–269
Stijn CarpentierMigrants and the Anonymity of the Metropolis. Catholic Initiatives for Turkish and Moroccan Labour Migrants in Urban Brussels, 1964–1985 S. 271–294
Andrea Althaus/Linde Apel/Jana MatthiesErzählungen des Ankommens. Hamburger Perspektiven auf Migration und Stadt S. 295–316
Anne D. PeiterMigration – Krieg – Genozid. Zur Migrationserfahrung in autobiografischen Texten von Überlebenden des Genozids an den Tutsi Ruandas S. 317–338
Stefanie CochéBrandsätze. Briefe an die Überlebenden der Anschläge von Mölln S. 339–359
Dokumentation – Analyse – Kritik
Leon BielaDie Stadt und das Weltreich. Lokaler Imperialismus in Wilhelmshaven um 1900 S. 363–397
Forschungsberichte und Rezensionsessays
Benjamin MöckelGeschichte der Nachhaltigkeit. Ein Forschungsbericht S. 401–431
Almuth EbkeGroßbritannien und der Brexit. Aktuelle Forschungen und Perspektiven S. 433–454
Jürgen KockaLangzeitgeschichte der Arbeit und ihrer Produktivität. Rezensionsessay zu: IGZA (Hrsg.), Matrix der Arbeit. Materialien zur Geschichte und Zukunft der Arbeit S. 455–464
Summaries: https://library.fes.de/pdf-files/afs/bd64/afs64_summaries.pdf
Résumés: https://library.fes.de/pdf-files/afs/bd64/afs64_resumes.pdf