Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 20 (2023), 3

Titel der Ausgabe 
Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 20 (2023), 3

Erschienen
Göttingen 2023: Vandenhoeck & Ruprecht
Anzahl Seiten
184 S., 43 Abb.
Preis
Jahresbezug € 82,– (D); Einzelheft € 32,– (D)

 

Kontakt

Jan-Holger Kirsch
Institution
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Abteilung
Abteilung III: Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft
Land
Deutschland
PLZ
14467
Ort
Potsdam
Straße
Am Neuen Markt 1
c/o
Dr. Jan-Holger Kirsch Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Am Neuen Markt 1 D-14467 Potsdam Tel.: +49 (0)331/28991-18 E-Mail: kirsch@zzf-potsdam.de
Von
Jan-Holger Kirsch, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam

Liebe Leserinnen und Leser,

der Redaktionsschluss für das neue Heft der „Zeithistorischen Forschungen“ lag wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in den USA am 5. November 2024. Es ist nicht die Aufgabe einer geschichtswissenschaftlichen Fachzeitschrift, ein aktuelles Wahlergebnis zu kommentieren oder gar vorherzusagen. Sie kann aber versuchen, die politischen Ereignisse und Entwicklungen der Gegenwart in längerfristige historische Kontexte zu rücken und dadurch die Perspektiven zu erweitern. Jürgen Martschukat, Alexander Obermüller und Lisa Patt tun dies im vorliegenden Heft, indem sie das „Aufeinanderprallen emanzipatorischer und reaktionär-hegemonialer Identitätspolitiken in den USA“ verfolgen: „Denn die Präsidentschaft Trumps sollte weniger als Motor einer historisch neuen identitätspolitischen Konjunktur verstanden werden, sondern vielmehr als Kulminationspunkt von Kämpfen um Demokratie, Teilhabe und Hegemonie, die sich seit den 1970er-Jahren […] entfaltet hatten.“ Die Autor:innen fragen insbesondere, „wie queere und straighte Aktivist:innen auf dem Feld des Sexes agierten und interagierten, sich als unterdrückt beschrieben und konkrete politische Ziele daraus ableiteten“ (https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6153).

Noch ein Jahrzehnt weiter zurück geht Constantin M. März, der die Präsidentschaftskandidatur des Republikaners Barry M. Goldwater von 1964 analysiert (https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6155). Goldwater verlor gegen den Demokraten Lyndon B. Johnson damals sehr klar, aber viele seiner polarisierenden, simplifizierenden Strategien und Narrative hatten weitreichende Folgen. Schon 1964 wurde in den Medien und der psychiatrischen Fachöffentlichkeit auch debattiert, ob es legitim sei, medizinische Ferndiagnosen über eine öffentlich exponierte Person abzugeben.

Ebenfalls mit einer Wahlkampagne beschäftigt sich Anna von der Goltz, die den Slogan „Black is beautiful“ als Teil einer versuchten „Modernisierung“ der bundesdeutschen CDU/CSU in den 1970er-Jahren betrachtet (https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6150). Die Bezüge zur US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und zu Fragen des Rassismus, die aus heutiger Sicht evident erscheinen, blieben damals weitgehend implizit.

Für die Bundesrepublik sind die 1970er-Jahre als die „wilden Jahre des Lesens“ charakterisiert worden (Ulrich Raulff). Wie Ute Schneider veranschaulicht, trug dazu schon seit den späten 1950er-Jahren der immens wachsende Markt preiswerter Taschenbücher bei. Anhand des „Fischer Lexikons A-Z“ erläutert die Autorin das Zusammentreffen neuer verlegerischer Strategien mit dem generellen Bildungshunger und speziell mit der Hochschulexpansion. Die anspruchsvollen Lexikonbände, herausgegeben und geschrieben von renommierten Vertreter:innen aller Wissensgebiete, erreichten bereits bis Ende der 1960er-Jahre Verkaufszahlen von weit über 5 Millionen Exemplaren. Für heutige Diskussionen zum „Wissenstransfer“ hält dieser Aufsatz manche Anregungen bereit, auch wenn die Kontextbedingungen inzwischen historisch sind (https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6148).

Vier Beiträge in der Rubrik „Neu gelesen“ sowie ein Beitrag in der Sektion „Neu gesehen“ runden das Heft ab. Mathias Häußler zeigt plastisch, wie Elvis Presley mit dem Kinofilm „G.I. Blues“ / „Café Europa“ von 1960 in einer Art amerikanisch-deutscher Gemeinschaftsproduktion zum Idol für die ganze Familie aufgebaut wurde (https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6165). Aus dem Spektrum der damaligen Inszenierungen stammt auch das Coverfoto unseres Heftes (https://zeithistorische-forschungen.de/files/teaserzf2023-3jpg).

Beitragsideen und Manuskript-Einsendungen zum gesamten Spektrum der Zeitgeschichte sind für künftige Hefte jederzeit willkommen. Bitte beachten Sie die näheren Hinweise unter https://zeithistorische-forschungen.de/beitragen

Seit dem Jahrgang 18 (2021) erscheinen alle Texte der „Zeithistorischen Forschungen“ unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0 im Open Access. Auch die pdf-Dateien der Druckausgabe sind sofort abrufbar. Für nähere Erläuterungen siehe https://zeithistorische-forschungen.de/lizenz

Inhaltsverzeichnis

Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History

Jahrgang/Volume 20 (2023)

Heft/Issue 3: Offenes Heft/Open Issue
https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023

Zu diesem Heft/In this issue
(Druckausgabe: S. 355-364)
https://zeithistorische-forschungen.de/editorial/6177 (auf Deutsch)
https://zeithistorische-forschungen.de/editorial/6177#en (auf Englisch)

Aufsätze/Articles

Ute Schneider
Populäre Wissenschaft.
Das „Fischer Lexikon A-Z“ im Taschenbuchmarkt der frühen Bundesrepublik
(Druckausgabe: S. 365-399)
https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6148

Anna von der Goltz
‘Black Is Beautiful’.
Radical Chic, Chromatic Politics, and Constructions of Race in the Campaigns of the West German Christian Democrats in the 1970s
(Druckausgabe: S. 400-425)
https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6150

Jürgen Martschukat/Alexander Obermüller/Lisa Patt
Umkämpfter Sex, umkämpfte Demokratie.
Konkurrierende Identitätspolitiken in den USA seit den 1970er-Jahren
(Druckausgabe: S. 426-454)
https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6153

Essay

Constantin M. März
Politische Polarisierung in den USA, anno 1964.
Barry M. Goldwater als Präsidentschaftskandidat und sein Gespenst
(Druckausgabe: S. 455-479)
https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6155

Besprechungen/Reviews

Neu gelesen/Literature Revisited:
Jörg Später
Antisemitismus als „Ritual der Zivilisation“.
Horkheimers und Adornos „Dialektik der Aufklärung“ (1944/47)
(Druckausgabe: S. 480-487)
https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6157

Neu gelesen/Literature Revisited:
Christian Dries/Sara Walker
Endzeitstimmungsbild.
Günther Anders’ Thesen (nicht nur) zur nuklearen Apokalypse
(Druckausgabe: S. 488-496)
https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6159

Neu gelesen/Literature Revisited:
Eva Bischoff
Hobsbawm lesen im Anthropozän.
Ein neuer Blick auf „Das Zeitalter der Extreme“ (1994/95)
(Druckausgabe: S. 497-506)
https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6161

Neu gelesen/Literature Revisited:
Lukas Doil
Korrodierte Charaktere?
Richard Sennett über die Subjekte im „neuen Kapitalismus“ (1998)
(Druckausgabe: S. 507-516)
https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6163

Neu gesehen/Film & TV Revisited:
Mathias Häußler
„Elvis Presley wird Deutscher“.
Die Produktion eines transatlantischen Stars im Kinofilm „G.I. Blues“/„Café Europa“ (1960)
(Druckausgabe: S. 517-530)
https://zeithistorische-forschungen.de/3-2023/6165

Rezensionen bei „H-Soz-Kult/Zeitgeschichte“
(Druckausgabe: S. 531)
https://zeithistorische-forschungen.de/links/6172

Neu bei „Visual History“ und „zeitgeschichte / online“
(Druckausgabe: S. 532)
https://zeithistorische-forschungen.de/neu/6173

Gesamtregister der Rubrik „Neu gelesen“ (2004–2023):
https://zeithistorische-forschungen.de/sites/default/files/medien/material/Neu_gelesen_Register.pdf

Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History ist Teil von Zeitgeschichte digital, dem Online-Publikationsverbund des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (https://zeitgeschichte-digital.de).

Aktueller Beitrag von Docupedia-Zeitgeschichte:
Carolin Liebisch-Gümüş
Mobilities and the History of Mobility, Version: 2 (18.10.2024)
https://docupedia.de/zg/liebisch_guemues_mobilities_v2_en_2024

Aktueller Beitrag von Visual History:
Tobias Eder
Rezension zur Ausstellung „Hip Hop: Conscious, Unconscious“.
Fotografiska Berlin, 20. September 2024 bis 26. Januar 2025 (18.11.2024)
https://visual-history.de/2024/11/18/eder-ausstellung-hip-hop-conscious-unconscious/

Aktueller Beitrag von zeitgeschichte / online:
Peter Bratenstein/Lasse Gräf
„Die Verleugneten“ im Fokus.
Ein Experteninterview mit Julia Hörath über die neue Wanderausstellung (18.11.2024)
https://zeitgeschichte-online.de/themen/die-verleugneten-im-fokus

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