Das neue Heft der Militärgeschichtlichen Zeitschrift ist erschienen, wir wünschen anregende Lektüre!
AUFSÄTZE
Igor Kopõtin Eine auf Deutschland orientierte bewaffnete Neutralität. Die militärpolitische Zusammenarbeit Estlands mit dem Deutschen Reich in den 1930er Jahrenhttps://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0059
The article examines the causes, forms and actors of the military-political cooperation between Germany and Estonia in the 1930s. On the Estonian side, the interest in cooperation arose from the fact that the Estonian leadership regarded the Soviet Union as the only probable enemy in a future war. On the German side, relations were intended to secure the Baltic country’s neutrality and strengthen its readiness to defend itself against the Soviet Union. It was in Germany’s interest that Estonia and other peripheral states would not allow Soviet troops to pass through their territory. In addition, the German interest in Estonia was motivated by its geographical location – on the Baltic Sea and close to Leningrad. This enabled the German military intelligence service to use Estonia as a base against the Soviet Union.
Der Aufsatz untersucht die Ursachen, Formen und Akteure der militärpolitischen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Estland in den 1930er Jahren. Auf estnischer Seite ergab sich das Interesse an einer Kooperation aus dem Umstand, dass die estnische Führung die Sowjetunion als einzigen wahrscheinlichen Feind in einem zukünftigen Krieg betrachtete. Auf deutscher Seite sollten die Beziehungen die Neutralität des baltischen Landes sichern und seine Bereitschaft zur Abwehr gegenüber der Sowjetunion stärken. Es war im Interesse Deutschlands, dass Estland sowie andere Randstaaten keine sowjetischen Truppen durch ihr Territorium lassen würden. Darüber hinaus war das deutsche Interesse an Estland durch dessen geografische Lage – an der Ostsee und nahe Leningrad gelegen – motiviert. Dies ermöglichte es dem deutschen militärischen Nachrichtendienst, Estland als Stützpunkt gegen die Sowjetunion zu nutzen.
DOKUMENTATION
Magnus Pahl »Geballte Kampfkraft«? Die deutschen Fallschirmjäger auf Kreta im Spiegel einer Kommandeurtagung am 25. September 1941https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0060
The performance of German paratroopers on Crete in May 1941 was glorified by Nazi propaganda. The core message was that their superior infantry combat power had ultimately enabled them to prevail against the numerical superiority of the Allied defenders. Contemporary internal evaluation within military circles deviated significantly from this propaganda narrative, as the reprinted document shows. The propaganda about the Battle of Crete thus gave rise to a myth that lives on to this day.
Die NS-Propaganda glorifizierte die Leistungen deutscher Fallschirmjäger auf Kreta im Mai 1941. Die Kernbotschaft lautete, dass deren überragende infanteristische »Kampfkraft« letztlich den Sieg über die zahlenmäßige Überlegenheit der alliierten Verteidiger ermöglicht habe. Die zeitgenössische interne militärfachliche Auswertung wich gravierend von diesem Propagandabild ab, wie das abgedruckte Dokument belegt. Die Propaganda um die Schlacht um Kreta begründete einen Mythos, der bis heute fortlebt.
FORSCHUNGSBERICHT
Dennis Werberg Forschungen zum Verhältnis von Reichswehr und Technik. Ein Beitrag zur Rüstungsgeschichte der Weimarer Republikhttps://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0061
This article summarizes the current state of research on the history of technology in the context of the Reichswehr between 1919 and 1935. Based on modern approaches in the history of technology, it highlights research gaps since the 1970s, opens new perspectives and formulates new questions on the armed forces of the Weimar Republic. In particular, recent approaches promise to provide exciting insights into the Reichswehr, which to this day has been rather neglected in historical sciences in general and in writings on military history as well.
Dieser Forschungsbericht fasst den aktuellen Forschungsstand zur Technikgeschichte der Reichswehr zwischen 1919 und 1935 zusammen. Auf Grundlage moderner Ansätze aus der Technikgeschichte markiert er anschließend seit den 1970er Jahren bestehende Forschungslücken und eröffnet neue Perspektiven und Fragestellungen auf die Streitkräfte der Weimarer Republik. Insbesondere die Zugänge der neueren technikgeschichtlichen Forschung versprechen, spannende Erkenntnisse zur Reichswehr liefern zu können, die in den Geschichtswissenschaften wie in der Militärgeschichte bis heute eher stiefmütterlich behandelt wird.
ZUR DISKUSSION
Christoph Nübel Einführende Bemerkungen zur Diskussion: Militärgeschichte postkolonialhttps://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0062
Johannes Nagel Längere, kürzere oder keine Kontinuitäten? Warum nur eine umfassend vergleichende Militärgeschichtsforschung »postkoloniale« Fragen beantworten kannhttps://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0063
Previous research on the after-effects and repercussions of colonial warfare has raised big questions but has only been able to answer a few. The extent to which the genesis of the concentration camp, the brutality of the world wars and the modern counter-insurgency doctrine are part of a post-colonial continuity remains unclear. In all three cases, similarities are disputed, and causalities are hardly proven. To test the relative persuasiveness of »postcolonial« continuity explanations, more »unconventional« comparative research is needed.
Bisherige Forschung zu den militärhistorischen Nach- und Rückwirkungen des Kolonialismus hat große Fragen aufgeworfen, aber nicht beantworten können. Inwieweit etwa die Genese des Konzentrationslagers, die Gewaltentgrenzung der Weltkriege und die moderne Aufstandsbekämpfungsdoktrin in einer postkolonialen Kontinuität stehen, ist nach wie vor unklar. In allen drei Fällen sind Ähnlichkeiten umstritten und Kausalitäten kaum belegt. Gerade um die relative Überzeugungskraft »postkolonialer« Kontinuitätserklärungen zu überprüfen, bedarf es umfassenderer Forschung mittels »unkonventioneller« Vergleiche.
Michelle Moyd Cross-examining the Kagera War: A Plea for Multidirectional Postcolonialismhttps://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0064
Military historians can benefit from »multidirectional« postcolonial analyses, which open new possibilities for studying war and militarization. Gendered analysis of the 1978 1979 Kagera War between Tanzania and Uganda crosses the different registers of postcolonialism, inviting military historians to account for war’s multidirectional effects within one frame.
Militärhistoriker können von »multidirektionalen« postkolonialen Analysen profitieren, die neue Möglichkeiten zur Untersuchung von Krieg und Militarisierung eröffnen. Die vorliegende geschlechtsspezifische Analyse des Kagera-Krieges von 1978-1979 zwischen Tansania und Uganda erprobt postkoloniale Ansätze. Der Essay lädt Militärhistoriker dazu ein, die vielfältigen Auswirkungen des Kagera-Krieges mit diesem übergreifenden Forschungsansatz in den Blick zu nehmen.
NACHRICHTEN AUS DER FORSCHUNG
Tillmann Horst Bretag »Militär in der Provinz« Workshop ausgerichtet von WissKommAttacks in Kooperation mit dem Arbeitskreis Militärgeschichte e.V., Real Time History GmbH sowie dem Stadtmuseum Cottbus, Cottbus, 3. November 2023 https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0065
Aline Michutta und Sebastian Johannes »Nach dem ›Sieg‹? Deutsche Sicherheitspolitik und die Bundeswehr nach dem Ende des Kalten Krieges 1990-1994« Zeitzeugentagung des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Potsdam, 13./14. Dezember 2023 »Deutsche Militärgeschichte nach 1990. Aspekte gesamtdeutscher Sicherheitspolitik 1990 bis 1994« Workshop im Rahmen der Jahresmitgliederversammlung der Deutschen Kommission für Militärgeschichte, Potsdam, 19./20. Februar 2024 https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0066
Hamza Deniz Kobus Abschlusskonferenz der DFG-Forschungsgruppe »Militärische Gewaltkulturen – Illegitime militärische Gewalt von der Frühen Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg« der Universität Potsdam Potsdam, 14./15. März 2024 https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0067
Julia M.J. Hofmann »›Pentabonn‹. Das Bundesministerium der Verteidigung in der Geschichte westdeutscher Staatlichkeit« Workshop des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften (ZMSBw), Potsdam, 21./22. März 2024 https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0068
BUCHBESPRECHUNGEN
ALLGEMEINES
Howard W. French, Afrika und die Entstehung der modernen Welt. Eine Globalgeschichte Ulrike von Hirschhausen und Jörn Leonhard, Empires. Eine globale Geschichte 1780-1920 Michael Epkenhans https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0069
Wolfgang Schwentker, Geschichte Japans Frank Käser https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0070
Michael Mann, On Wars Michael Mann, Über Kriege Heiko Biehl https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0071
Ian F.W. Beckett, British Military Panoramas. Battle in the Round, 1800-1914 Andreas R. Hofmann https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0072
Rudolf J. Schlaffer, Deutsche Kriegführung. Militärische Spitzengliederungen von 1871 bis 2015 Lukas Grawe https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0073
Maik Baumgärtner und Ann-Katrin Müller, Die Unsichtbaren. Wie Geheimagentinnen die deutsche Geschichte geprägt haben Dietmar Peitsch, Im Fadenkreuz. Spektakuläre Spionagefälle von Mata Hari bis Günter Guillaume Armin Wagner https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0074
Bernhard R. Kroener, Lebensscherben – Hoffnungsspuren. Eine Familie aus Schlesien in den Stürmen des 20. Jahrhunderts. Eine dokumentarische Erzählung, Bd 1: Von den Anfängen bis 1943; Bd 2: 1944 bis 1948 Stefan Sauer https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0075
Frank Trentmann, Aufbruch des Gewissens. Eine Geschichte der Deutschen von 1942 bis heute Martin Moll https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0076
Michael Dörflinger, Lost & Dark Places. Militärruinen in Deutschland Torsten Diedrich https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0077
ALTERTUM UND MITTELALTER
Mittelalterliche Stadtbefestigungen in der Mark Brandenburg und in Norddeutschland. Hrsg. von Joachim Müller und Dirk Schumann Alexander Querengässer https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0078
FRÜHE NEUZEIT
Andreas Flurschütz da Cruz, Der Krieg der Anderen. Venedig, die deutschen Reichsfürsten und die Anfänge internationaler Subsidienprojekte in der Frühen Neuzeit Andreas R. Hofmann https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0079
Raymond Fagel, Protagonists of War. Spanish Army Commanders and the Revolt in the Low Countries Martin Meier https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0080
Gerhard P. Groß, Der Siebenjährige Krieg 1756-1763 Andreas R. Hofmann https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0081
Robert Oldach, Schwedens Krieg gegen Friedrich den Großen 1757-1762. Kriegsgegner berichten Alexander Querengässer https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0082
Rolf Straubel, Grundbesitz und Militärdienst. Kurzbiographien pommerscher Offiziere (1715 bis 1806), Teil 1: Biographien; Teil 2: Güter Martin Meier https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0083
1789-1870
Angela Strauß, Freigeister und Pragmatiker. Die preußischen Feldprediger 1750-1806 Gabriele Bosch https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0084
1871-1918
Markus Pöhlmann, Geheimnis und Sicherheit. Der Aufstieg militärischer Nachrichtendienste in Deutschland, Frankreich und Großbritannien 1871-1914 Lukas Grawe https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0085
Helga Rathjen, Tsingtau. Eine deutsche Kolonialstadt in China (1897-1914) Heiko Herold https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0086
Matthias Häussler und Andreas Eckl, Lothar von Trotha in Deutsch-Südwestafrika, 1904-1905, Bd I: Das Tagebuch; Bd II: Das Fotoalbum Michael Epkenhans https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0087
Andrea Gräfin von Hohenthal, Griff nach der Psyche? Psychologie im Ersten Weltkrieg in Großbritannien und Deutschland André Müllerschön https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0088
Marie Czarnikow, Diaristik im Ersten Weltkrieg. Zwischen Alltagspragmatik und Privathistoriographie Jürgen Lorenz https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0089
Jayabalan Murthy, First World War and its Impact on German Lutheran Mission Societies in India. Special Reference to Leipzig Evangelical Lutheran Mission (1914-1916)/Der Erste Weltkrieg und seine Auswirkungen auf die deutschen Lutherischen Missionsgesellschaften in Indien, unter besonderer Berücksichtigung der Evangelisch-Lutherischen Mission Leipzig (1914-1916) Heiko Herold https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0090
1919-1945
Aufbruch und Abgründe. Das Handbuch der Weimarer Republik. Hrsg. von Nadine Rossol und Benjamin Ziemann Markus Pöhlmann https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0091
Gerd Krumeich, Als Hitler den Ersten Weltkrieg gewann. Die Nazis und die Deutschen 1921–1940 Martin Moll https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0092
Richard Overy, Weltenbrand. Der große imperiale Krieg, 1931-1945 Alaric Searle https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0093
Flak. Die Stellungen der deutschen Flugabwehr im Zweiten Weltkrieg. Hrsg. von Johannes Müller-Kissing und Mirjam Kötter Harald Potempa https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0094
Siegfried Kratzer, Gegen Krieg, Massenmord und Tyrannei. Dietrich Bonhoeffer, Hans von Dohnanyi und die anderen Widerstandskämpfer der Deutschen Abwehr unter Admiral Wilhelm Canaris Winfried Heinemann https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0095
David Stahel, Hitler’s Panzer Generals. Guderian, Hoepner, Reinhardt and Schmidt Unguarded Christian Streit https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0096
Anthony Tucker-Jones, Battle of the Cities. Urban Warfare on the Eastern Front, 1941-1945 Adrian Wettstein https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0097
Sabine Küntzel, Kolonialismus im Krieg. Die Kriegserfahrung deutscher Wehrmachtsoldaten im Nordafrikafeldzug, 1941-1943 Victor Marnetté https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0098
Ein »ganz normaler« Soldat? Feldpostbriefe eines Wiener Unteroffiziers. Von Polen bis Stalingrad. Hrsg. von Martina Fuchs und Christoph Rella Stefan Sauer https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0099
Thomas Boghardt, U.S. Army Intelligence in Germany, 1944–1949 Wolfgang Krieger https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0100
Wigbert Benz, Paul Carell. Ribbentrops Pressechef Paul Karl Schmidt vor und nach 1945 Martin Mol https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0101
NACH 1945
Gerrit Hamann, Max Merten. Jurist und Kriegsverbrecher. Eine biografische Fallstudie zum Umgang mit NS-Tätern in der frühen Bundesrepublik Winfried Heinemann https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0102
Overkill. Militär. Technik. Kultur im Kalten Krieg. Hrsg. von Jens Wehner [u.a.] Christian Koller https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0103
Jeremy Stöhs, European Naval Power. From Cold War to Hybrid Wars Heiko Herold https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0104
Peter Bogason, NATO and the Baltic Approaches 1949-1989. When Perception was Reality Christian Jentzsch https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0105
Falko Heinz, Landau in der Pfalz und die französische Fremdenlegion 1945-1955 Reiner Pommerin https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0106
Conceptualizing Maritime & Naval Strategy. Festschrift for Captain Peter M. Swartz, United States Navy (ret.). Ed. by Sebastian Bruns and Sarandis Papadopoulos Heiko Herold https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0107
Antonio Giustozzi, Il laboratorio senza fine. Il ruolo dell’Afghanistan tra passato e futuro Martin Rink https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0108
Serhii Plokhy, Der Angriff. Russlands Krieg gegen die Ukraine und seine Folgen für die Welt Andreas R. Hofmann https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0109
MITARBEITERINNEN UND MITARBEITERhttps://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0110
GESAMTINHALTSVERZEICHNIS 2024https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0111