Aufsätze
Hermann Wentker, Eine schwierige Partnerschaft. Die deutsche Chinapolitik zwischen menschenrechtlichem Anspruch und ökonomischen Interessen 1989 bis 1996
https://www.degruyter.com/document/10.1515/vfzg-2025-0001
Das Massaker am Tiananmen-Platz am 4. Juni 1989 bildete eine Zäsur in den deutsch-chinesischen Beziehungen, die sich nach dem Amtsantritt von Deng Xiaoping positiv entwickelt hatten. Denn damit avancierte die Menschenrechtsproblematik zu einem zentralen Thema der weitgehend von Wirtschaftsinteressen geprägten deutschen Chinapolitik, die in der ersten Hälfte der 1990er Jahre in einem dynamischen Dreieck verortet wird. Zu fragen ist, welches Gewicht dem Bundestag, der Wirtschaftslobby und der Entwicklung der chinesischen Politik für die Bundesregierung und insbesondere für das Auswärtige Amt zukam. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage nach dem Stellenwert der Menschenrechte und der Bedeutung der Argumente, mit denen trotz Menschenrechtsverletzungen der Ausbau der Beziehungen zu China begründet wurde.
Hermann Wentker, A Difficult Partnership. Germany’s China Policy between Human Rights Aspirations and Economic Interests, 1989 to 1996
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The Tiananmen Square Massacre on 4 June 1989 marked a turning point in German-Chinese relations, which had shown a positive trend after Deng Xiaoping’s accession to office. The human rights issue became a key element of Germany’s China policy, previously driven mostly by economic interests. In the early 1990s, Germany’s policy on China was situated in a dynamic triangle: The question is what role the Bundestag, the business lobby and the development of Chinese politics played for the German Federal Government and in particular the Federal Foreign Office. Special attention is given to the question of the relative importance of human rights and the significance of the arguments used to support the expansion of relations with China despite its violations of human rights.
Boris Gehlen/Christian Marx, Das Führungspersonal der Reichsbank und das NS-Regime
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Unter der Leitung ihres selbstbewussten Präsidenten Hjalmar Schacht inszenierte sich die Reichsbank in der NS-Zeit als Hort rationaler Währungspolitik. Obschon sie seit 1933 über die Mefo-Wechsel zur geheimen Rüstungsfinanzierung beitrug, kritisierte sie wenige Jahre später die inflationären Folgen der maßlosen Ausgabenpolitik. Daher stellte Hitler im Januar 1939 einen Großteil der Führungsfiguren außer Dienst. Fortan fungierte die Reichsbank als willfähriges Instrument der NS-Rassen-, Eroberungs- und Vernichtungspolitik. Boris Gehlen und Christian Marx untersuchen das bisher weitgehend unbeachtete Leitungspersonal der Reichsbank und dessen individuelle Karriereverläufe. Sie diskutieren die Einbindung in die NS-Politik und analysieren, mit welchen Narrativen und Strategien die Akteure sich im Nachhinein rechtfertigten.
Boris Gehlen/Christian Marx, The Executive Leadership of the Reichsbank and the National Socialist Regime
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Under the management of its self-confident president Hjalmar Schacht, the Reichsbank presented itself as a stronghold of rational monetary policy during the Nazi era. Although it began to contribute to the secret financing of rearmament by means of Mefo bills in 1933, within a few years it criticized the inflationary effects of the exorbitant spending policies. For this reason, Hitler dismissed most of the top management in January 1939. From then on, the Reichsbank served as a willing instrument of the Nazi policies of race, conquest and extermination. Boris Gehlen and Christian Marx examine the hitherto largely unnoticed executive leaders of the Reichsbank and their individual career paths. They discuss the top executives’ involvement in Nazi policy and analyze the narratives and strategies by which the actors sought to justify themselves afterwards.
Jessika Wichner, Wissenschaftsmanagement in der britischen Besatzungszone. Der Research Branch zwischen Kontrolle und Forschungsförderung 1945 bis 1951
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Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die angewandten Natur- und Ingenieurwissenschaften in Deutschland zunächst über das alliierte Kontrollratsgesetz Nr. 25 verboten. Auf britischer Seite war für die Überwachung der Forschungstätigkeit der Research Branch der britischen Kontrollkommission verantwortlich. Ihm oblag es auch, die Wissenschaftslandschaft in der britischen Besatzungszone neu zu strukturieren und Forschungsvorhaben deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu fördern, die nicht dem Gesetz Nr. 25 unterlagen. Jessika Wichner untersucht auf der Basis eingehenden Quellenstudiums die vielfältigen Tätigkeiten des Research Branch zwischen 1945 und 1951 und kommt dabei zu überraschenden Ergebnissen.
Jessika Wichner, Research Management in the British Zone of Occupation. The Research Branch between Control and Research Promotion, 1945 to 1951
https://www.degruyter.com/document/10.1515/vfzg-2025-0003
After the Second World War, the applied natural sciences and engineering were banned in Germany according to Allied Control Council Law No. 25. On the British side, the Research Branch of the British Control Commission was responsible for monitoring research activities. It was also responsible for restructuring the scientific landscape of the British Zone of Occupation and for supporting research projects by German scientists that were outside the purview of Law No. 25. Drawing on an in-depth study of the sources, Jessika Wichner examines the diverse activities of the Research Branch between 1945 and 1951 and arrives at surprising conclusions.
Reinhild Kreis, Nachwuchs für die Leistungsgesellschaft. Jugendwettbewerbe in Deutschland im 20. Jahrhundert
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Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde eine wachsende Anzahl von Tätigkeitsfeldern in Wettbewerbsformate überführt. Insbesondere Wettbewerbe für Kinder und Jugendliche wurden zu einem Massenphänomen, das gleichermaßen in Demokratien und Diktaturen, in markt- und planwirtschaftlichen Gesellschaften attraktiv war. Reinhild Kreis untersucht die Wettbewerbe als Modus der Gestaltung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ordnung in ihren Kontinuitäten und Brüchen für den NS-Staat, die Bundesrepublik und die DDR. Sie werden als Praktiken der Leistungszuschreibung gedeutet, die Denk- und Verhaltensweisen und damit sowohl individuelle wie auch kollektive Zukünfte prägen sollten.
Reinhild Kreis, Young Talent for a Performance-Oriented Society. Youth Competitions in Twentieth-Century Germany
https://www.degruyter.com/document/10.1515/vfzg-2025-0004
During the 20th century, a growing number of fields of activity were transferred to competition formats. Competitions for children and adolescents especially became a mass phenomenon, which was simultaneously attractive to democracies and dictatorships, in market as well as planned economies. Reinhild Kreis explores the competitions as a means of shaping social and economic orders in their continuities and ruptures for the Nazi State, the Federal Republic of Germany and the GDR. The contests are interpreted as practices of attributing achievement, which were meant to shape patterns of thought and behaviour and thereby influence both individual and collective futures.
Notiz
19. Aldersbacher Schreib-Praxis
Ein anwendungsorientiertes Seminar des Instituts für Zeitgeschichte und des Verlags De Gruyter (21. bis 25. Juli 2025)
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Neu: Ein weiteres Interview in der Rubrik „VfZ Hören und Sehen“, der 69. Jahrgang der VfZ ist in unserem Offenen Heftarchiv zu finden, und wir feiern mit Band 8 des German Yearbook of Contemporary History den 75. Geburtstag des IfZ
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