Die „Tiroler Heimat" ist die traditionsreichste wissenschaftliche Zeitschrift, die sich der Geschichte und Kultur der historischen Region Tirol widmet. Die Zeitschrift wurde 1921 vom Historiker und Volkskundler Hermann Wopfner begründet, um nach der kurz zuvor erfolgten Grenzziehung, die Tirol teilte, die kulturhistorische Verbindung zwischen den Landesteilen zu dokumentieren und über die politischen Grenzen hinweg aufrechtzuerhalten. Als Jahrbuch für Geschichte und Volkskunde sollte die „Tiroler Heimat" Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern grenzüberschreitend die Möglichkeit bieten, ihre historischen und ethnologischen Studien zur Tiroler Landesgeschichte vorzustellen.
Seit nunmehr fast hundert Jahren publiziert die Zeitschrift aktuelle wissenschaftliche Forschungen zur Landesgeschichte Tirols. Der Themenschwerpunkt hat sich mittlerweile ausgedehnt und umfasst nun im weitesten Sinne Beiträge zu Geschichte und Kultur Nord-, Ost- und Südtirols. Methodische und inhaltliche Vielfalt sowie ein hoher wissenschaftlicher Standard, der Landes- und Regionalgeschichte in einen überregionalen, europäischen Rahmen einbettet, kennzeichnen die Arbeitsweise. Charakteristisch ist die enge Zusammenarbeit von Archiv und universitärer Forschung, die sich in der Zusammensetzung des Herausgeberteams abbildet. Zugleich richtet sich die Zeitschrift an die interessierte Öffentlichkeit.
Jeder Band enthält einen ausführlichen Besprechungsteil, in dem aktuelle Publikationen mit Tirolbezug rezensiert werden. Ab Band 80/2016 wird die „Tiroler Heimat" von Christina Antenhofer und Richard Schober herausgegeben. Seit 2016 durchlaufen die Beiträge ein Peer-Review-Verfahren durch zwei redaktionsexterne Gutachterinnen bzw. Gutachter.
Einen thematischen Schwerpunkt des Bandes 80 (2016) bilden historische Fragmente, die sich in Archiven und Bibliotheken als „Abfall“ über die Jahrhunderte erhalten haben und nunmehr wertvolle Quellen für die Wissenschaft darstellen. Christoph Haidacher gibt in seinem Beitrag Einblick in den Fragmentebestand des Tiroler Landesarchivs, den er über zahlreiche Abbildungen illustriert. Ursula Schattner-Rieser präsentiert in ihrem Aufsatz das Projekt der Aufarbeitung von jüdischen mittelalterlichen Fragmenten aus Tirols Bibliotheken und Archiven und stellt einige bemerkenswerte Beispiele vor. Einen weiteren mittelalterlichen Akzent setzt Konstantin Graf von Blumenthal mit einer historisch-genealogischen Abhandlung zu den Herren von Velturns, deren Geschichte er bis zum Jahr 1240 nachzeichnet. Hansjörg Rabansers Untersuchung der Beschreibung der Certosa von Pavia durch Andreas Alois di Pauli setzt den Themenschwerpunkt mit dem neuzeitlichen Interesse an Denkmälern und Altertümern fort. Der Geschichte des Buchbesitzes gilt der Beitrag von Michael Span, der sich dem privaten Buchbesitz im neuzeitlichen Stubaital widmet. Thomas Bunte, Stefan Ehrenpreis und Benjamin van der Linde geben als Team des Fachbereichs Geschichte der Neuzeit an der Universität Innsbruck Einblick in ein laufendes Projekt, welches die Präsenz von Tirolern in der niederländischen Vereinigten Ostindien-Kompanie als Beispiel von Fernmigration untersucht. Ulrich Leitners Abhandlung über das Zusammenspiel von Raum und Erziehung führt in das 20. Jahrhundert, wo er am Beispiel der Landeserziehungsanstalt am Jagdberg die Rolle der Architektur für die Fürsorgeerziehung aufzeigt. Josef Riedmann beschließt den Band mit seinem Nachruf auf den verdienstvollen Historiker Johann Rainer. 32 Rezensionen stellen schließlich die Neuerscheinungen zur Tiroler Landesgeschichte und verwandten Themenbereichen vor.
Inhaltsübersicht
EditorialS. 5
Aufsätze
Christoph HaidacherZerstörte Quellen. Die Fragmentesammlung des Tiroler Landesarchivs S. 7–30
Ursula Schattner-RieserDas Forschungsprojekt Genisat Tirolensia zur Erfassung der mittelalterlichen Hebraica-Bestände in Tirols Bibliotheken und Archiven S. 31–50
Konstantin Graf von BlumenthalDie Herren von Velturns. Ein Beitrag zu ihrer Geschichte von den Anfängen bis zum Jahre 1240 S. 51–104
Thomas Bunte / Stefan Ehrenpreis / Benjamin van der LindeTiroler in der niederländischen Vereinigten Ostindien-Kompanie (VOC) (ca. 1680–1795) S. 105–118
Hansjörg RabanserDie kunst- und kulturhistorische Beschreibung der Certosa di Pavia durch Andreas Alois Dipauli (1785) S. 119–140
Michael SpanEin Tal mit Büchern? Privater Buchbesitz im Stubaital zwischen 1750 und 1800 S. 141–170
Ulrich LeitnerGebaute Pädagogik – Raum und Erziehung. Die Bedeutung der Architektur für die Fürsorgeerziehung am Beispiel der Landeserziehungsanstalt am Jagdberg S .171–200
Nachruf
Josef Riedmann Em. o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Johann Rainer † S. 201–203
BesprechungenS. 205–266
AbstractsS. 267–270
Autorinnen und Autoren dieses BandesS. 271