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Osteuropa 6/2003
Zeitschriftentitel 
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Erschienen
Stuttgart 2003: Deutsche Verlags-Anstalt
Erscheint 
Erscheinungsweise: monatlich.
Anzahl Seiten
143 Seiten
Preis
€ 8,50

 

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Institution
Osteuropa
Land
Deutschland
c/o
Redaktion „Osteuropa“ Dr. Manfred Sapper, Dr. Volker Weichsel, Dr. Andrea Huterer, Olga Radetzkaja, Margrit Breuer Schaperstraße 30 10719 Berlin Tel. 030/30 10 45 - 81 / 82 Fax 030/21 47 84 14 E-mail: osteuropa@dgo-online.org
Von
David Rupp

Inhaltsverzeichnis

Band 53 (2003) Heft 6
Inhaltsverzeichnis

Editorial: Wo sind die Grenzen der EU? Einladung zu einer Debatte, S. 763.

Eckart D. Stratenschulte: Das Brüsseler Illusionstheater – zu Gast in Osteuropa, S. 764.

Markus Siebenmorgen: Partnerschaft oder Widerstand? Rußlands Raketenabwehrpolitik seit dem 11. September, S. 777.

Andreas Heinemann-Grüder: Militär und Politik. Zur demokratischen Kontrolle der Armeen in Osteuropa, S. 792.

Ivo Bock: Von Niedergang keine Spur. Kino, Theater und Buch in Ostmitteleuropa, S. 808.

Wolfgang Eismann: Repressive Toleranz im Kulturleben. Prochanov, ein Literaturpreis und das binäre russische Kulturmodell, S. 821.

Karlheinz Kasper: Russische Literaturpreise 2002 im Widerstreit der Ideologien, S. 839.

Bücher und Zeitschriften

Stefan Creuzberger: Stalin und der Stalinismus. Ein Forschungsbericht, S. 858.

Einzelrezensionen

Alexander Solschenizyn: „Zweihundert Jahre zusammen“. Die russisch-jüdische Geschichte 1795–1916. Armin Pfahl-Traughber, S. 871.

Michael Thumann: Das Lied von der russischen Erde. Moskaus Ringen um Einheit und Größe. Sonja Margolina, S. 872.

Daniel S. Treisman: After the Deluge. Regional Crises and Political Consolidation in Russia. Jörg Stadelbauer, S. 875.

Grzegorz Ekiert, Jan Kubik: Rebellious Civil Society. Popular Protest and Democratic Consolidation in Poland, 1989–1993. Heidi Hein, S. 875.

Dieter Bingen, Kazimierz Wóycicki, Hg.: Deutschland – Polen – Osteuropa. Deutsche und polnische Vorüberlegungen zu einer gemeinsamen Ostpolitik. Markus Bieniek, S. 876.

Rainer Deppe, Melanie Tatur, Hg.: Rekonstitution und Marginalisierung. Transformationsprozesse und Gewerk-schaften in Polen und Ungarn. Astrid Lorenz, S. 877.

Dorothee Bohle: Europas neue Peripherie. Polens Trans-formation und transnationale Integration. Astrid Lorenz, S. 878.

Włodzimierz Borodziej: Der Warschauer Aufstand 1944. Jochen Böhler, S. 879.

Izabella Gawin: Polen. Der Norden. Dieter Schulze: Südpolen. Mit Warschau und Posen. Tomasz Torbus: Polen. Reisen zwischen Ostseeküste und Karpaten, Oder und Bug. Heidi Hein, S. 880.

Ulrike Keding: Die große Herausforderung. Impressionen aus Polen, Weißrussland und der Ukraine. Wilhelm Johann Siemers, S. 881.

Beata Halicka: Zur Rezeption der Gedichte von Wisława Szymborska in Deutschland. Wolfgang Schlott, S. 882.

Mirja Lecke: Erzählte Aufklärung. Studien zum polnischen Roman um 1800. Wolfgang Schlott, S. 884.

Susanne Misterek: Polnische Dramatik in Bühnen- und Buch-verlagen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Wolfgang Schlott, S. 885.

Marzena Sokołowska-Paryż: The Myth of War in British and Polish Poetry 1939–1945. Wolfgang Schlott, S. 886.

Matthias Freise, Andreas Lawaty, Hg.: Aleksander Wat und „sein“ Jahrhundert. Wolfgang Schlott, S. 888.

Eingesandte Bücher, S. 890.

Bibliographie, S. 891.

Abstracts

Eckart D. Stratenschulte: Das Brüsseler Illusionstheater. Zu Gast in Osteuropa.
Mit dem Beitritt von acht mittelosteuropäischen Ländern zur EU erhält diese auch neue Anrainer, mit denen es keine Vereinbarung über eine spätere Mitgliedschaft geben soll. Die EU ist damit gefordert, ein Konzept zum Umgang mit den „neuen Nachbarn“ zu entwickeln. Die Mitteilung der Europäischen Kommission zu diesem Thema hat die Debatte eröffnet und Vorschläge vorgelegt. Allerdings ist sie in ihren Aussagen zu einer langfristigen Beitrittsperspektive nicht eindeutig. Die EU wird die Strukturierung des Kontinents nicht alleine vornehmen können, sondern muß stärker als bisher überlegen, auf welche Weise andere Institutionen wie der Europarat oder die OSZE einbezogen werden können.

Markus Siebenmorgen: Partnerschaft oder Widerstand?Rußlands Raketenabwehrpolitik seit dem 11. September.
Die vom rußländischen Präsidenten Vladimir Putin nach den Terrorangriffen auf New York und Washington vom 11. September 2001 eingeleitete Annäherung an die Vereinigten Staaten hat den rußländischen Widerstand gegen die Raketenabwehrpläne der USA nicht verringert. Trotz einer teilweisen Konvergenz der Bedrohungsanalysen beider Seiten ist Rußland nicht zu einer substantiellen Revision seiner Nichtverbreitungspolitik bereit. Dies illustriert die Nuklearkooperation mit dem Iran. Gleichzeitig nährt eine gewandelte US-Strategie rußländische Sorgen, der Raketenschild diene hegemonialen Ambitionen der USA. Diese Perzeption bildet weiterhin die Basis für die Kooperation Rußlands mit China in dieser Frage. Die Aussichten für eine gemeinsame rußländischamerikanische Raketenabwehr müssen vorerst skeptisch beurteilt werden. Langfristig steht Moskau vor der schwierigen Aufgabe, sein großes Interesse an konfliktfreien Beziehungen zu den USA mit der Wahrung seines Großmachtanspruchs zu verbinden.

Andreas Heinemann-Grüder: Militär und Politik. Zur demokratischen Kontrolle der Armeen in Osteuropa.
Die osteuropäischen Staaten standen vor fünf Herausforderungen, um das Militär demokratisch zu kontrollieren: Sie mußten das sozialistische Erbe überwinden, Eigenmächtigkeit der Armee verhindern, einem Mißbrauch des Militärs vorbeugen, demokratische Normen und Entscheidungsverfahren institutionalisieren und zivile Expertise aufbauen. Die demokratische Kontrolle über die Streitkräfte blieb lange auf der Ebene formaler Institutionenbildung stehen. Nicht die Abwendung von Militärinterventionen erwies sich als Kern des Problems, sondern der Aufbau effektiver ziviler Input-, Kontroll- und Rückkopplungsmechanismen.

Ivo Bock: Von Niedergang keine Spur. Kino, Theater und Buch in Ostmitteleuropa.
Seit der Wende 1989 vollzog sich in der Kulturlandschaft Ostmitteleuropas ein tiefgreifender Strukturwandel. Eine Vielzahl neuer Verlage, Theater, Museen, Filmunternehmen und Galerien wurde gegründet. Teils be-finden sie sich in Privatbesitz, teils werden sie von Stiftungen oder Ver-einen getragen. Einige ehemals staatliche Kultureinrichtungen wurden privatisiert oder erlangten einen öffentlich-rechtlichen Status und setzten ihre Aktivitäten fort. Andere verschwanden von der Bühne. Die Zahl der Neugründungen überstieg allerdings die der Schließungen. Das Kulturangebot wurde vielfältiger und quantitativ reicher. Während in Po-len, Ungarn und der Slowakei in den meisten Kultursparten ein Publikumsrückgang zu verzeichnen war, blieb das Interesse an der Kultur in Tschechien konstant.

Wolfgang Eismann: Repressive Toleranz im Kulturleben. Prochanov, ein Literaturpreis und das binäre russische Kulturmodell.
Auch wenn russische postmoderne Schriftsteller, Künstler und Kritiker behaupten, Rußland habe endlich seine lange Tradition eines dualistischen oder binären Kulturmodells polarisierter Oppositionen überwunden und entwickele sich zu einer offenen Gesellschaft mit einer Vielzahl von friedlich koexistierenden Ideen und Konzeptionen, existiert dieses Kulturmodell weiter. Die grundlegende Opposition wir/sie manifestiert sich immer noch, häufig im Phänomen des Antisemitismus. Dies zeigt sich nicht zuletzt an dem erstaunlichen Erfolg des nationalistischen und ras-sistischen Romans Gospodin Geksogen von Aleksandr Prochanov, der im Jahr 2002 von russischen liberalen Verlegern, Schriftstellern und Kritikern gefördert wurde. Die Publikation und die Verleihung eines Preises für diesen Roman dienen nicht dazu, das traditionelle dualistische Kulturmodell zu überwinden, wie einige ultraliberale Postmodernisten mei-nen. Ganz im Gegenteil wird ein derartig billiges politisches und antisemitisches Pamphlet ohne literarischen Wert dieses traditionelle Kulturmodell in einer seiner schlimmsten Manifestationen perpetuieren.

Karlheinz Kasper: Russische Literaturpreise 2002. Im Widerstreit der Ideologien.
Obwohl die Literatur in den neunziger Jahren durch das Fernsehen und andere Massenmedien ihre dominierende Rolle verloren hat, gibt es in Rußland gegenwärtig etwa 300 Literaturpreise. Um ihre Vergabe wird von Jahr zu Jahr immer heftiger gestritten. Das 2002 in den russischen Medien gesammelte Material bestätigt, daß Literaturprämien häufig nur an Autoren gehen, die mit bestimmten gesellschaftlichen Interessengruppen verbunden sind und deren Werke den ideologischen Vorgaben der Sponsoren oder anderer einflußreicher Kräfte entsprechen. So bekamen Aleksandr Prochanov, ein Exponent des linken Nationalpatriotismus, den Nacional’nyj Bestseller und der rechtskonservative Oleg Pav-lov den Booker-Preis. Der von Boris Berezovskij finanzierte Triumph-Preis ging an Ljudmila Petruševskaja, der Staatspreis an Konstantin Vanšenkin und Daniil Granin, die als staatsnah gelten. Den Aleksandr-Solženicyn-Preis erhielt der fest in der nationalen Bewegung stehende Leonid Borodin, den Andrej-Belyj-Preis der Nationalbolschewist Ėduard Limonov. Marina Višneveckaja wurde von der Gilde der professionellen Literaturkritiker mit dem Apollon-Grigor’ev-Preis und dem Ivan-Petrovič-Belkin-Preis ausgezeichnet.

Markus Siebenmorgen: Between partnership and resistance. Russia’s missile defense policy since September 11, 2001.
The realignment of relations between Russia and the United States after the September 11 attacks did not mark the end of Russian resistance to US missile defense plans. Although the two sides’ points of view have moved closer together in some respects, Russia still refuses to change its non-proliferation policy substantially. One example is Russian nuclear cooperation with Iran. At the same time a changed US strategy is strengthening Russian concerns that missile defense serves hegemonic ambitions on the part of the US. This perception also forms the basis of cooperation between Russia and China on this issue. The prospects for a common Russian-American missile defense must be judged sceptically for the time being. In the long term Moscow is confronted by the difficult task of maintaining its interest in conflict-free relations with the US without abandoning its claim to be a great power.

Ivo Bock: No decline whatsoever. Cinema, theatre and literature in East Central Europe.
In the thirteen years since the end of the communist system an extensive structural change has been under way in East Central European culture. There have been obvious institutional changes, with a multitude of new publishing houses, theatres, museums, film companies, and galleries being established. Some are in private ownership, and some have the status of a foundation or association. Some of the formerly state-owned cultural institutions have continued their activities after acquiring private or public status. Others have disappeared from the scene, but there have certainly been more openings than closures. The range of culture on offer has become more varied and, at least quantitatively, wider. But the public’s interest varies from country to country: whereas in Poland, Hungary, and Slovakia the number of visitors has declined in all spheres of culture, in the Czech Republic it has remained the same. This article attempts to document the structural change in Czech culture statistically. In order to be able to judge this change properly, it also compares the Czech figures with those of other countries undergoing transformation.

Wolfgang Eismann: Repressive tolerance in Russian cultural life. Prokhanov, a literary prize, and the binary cultural model.
Although Russian postmodern writers, artists, and critics claim that Russia has finally overcome its long tradition of dualistic or binary culture based on polarized oppositions, and is developing into an open society with a multitude of peacefully coexisting ideas and concepts, the traditional cultural model continues to exist. The we/they opposition has often manifested itself in the phenomenon of anti-Semitism. The second part of the article deals with the extraordinary success in 2002 of A. Prokhanov’s nationalist and racist novel Gospodin Geksogen, which was promoted by Russian liberal publishers, writers, and critics. The publication of and the awarding of a prize for this novel is not a way to overcome the traditional Russian dualistic model of culture, as some ultraliberal postmodernists choose to believe. On the contrary, this cheap, racist, and anti-Semitic pamphlet, which is of no literary value, will help to stabilize the traditional model in one of its worst manifestations.

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