Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung 26 (2017), 6

Titel der Ausgabe 
Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung 26 (2017), 6
Weiterer Titel 
Theorien des Kapitalismus

Erschienen
Erscheint 
zweimonatlich
ISBN
978-3-86854-744-3
Anzahl Seiten
108 S.
Preis
9,50

 

Kontakt

Institution
Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Land
Deutschland
c/o
Redaktion Zeitschrift »Mittelweg 36« des Hamburger Instituts für Sozialforschung Mittelweg 36 20148 Hamburg Tel.: 040/414 097 84 Fax.: 040/414 097 11 E-Mail: <zeitschrift@mittelweg36.de>
Von
Anja Irmschläger

Wie funktioniert der Kapitalismus und wann und wie wird er einmal enden? Solche Fragen, wie sie heute wieder allenthalben vernehmbar sind, mögen zwischenzeitlich etwas aus der Mode gekommen sein, doch sind sie bekanntlich so alt wie der Kapitalismus selbst und immer schon Teil der Debatte über seine Gegenwart und Zukunft. Was haben uns frühere Versuche, ihm theoretisch auf die Schliche zu kommen, heute zu sagen? Friedrich Wilhelm Graf und Friedrich Lenger plädieren in ihrer Einführung für eine konsequente Historisierung der Theorien des Kapitalismus, die sich von der ökonomischen Dogmengeschichte deutlich abhebt.

Was damit gemeint ist, führt Friedrich Lenger an Adam Smiths Wohlstand der Nationen vor, mit dem der Gründervater der Politischen Ökonomie in Debatten einer Zeit Stellung bezog, in der wirtschaftliche Entwicklung auf neue Art zum Gegenstand staatlichen Interesses geworden war. Dass Rosa Luxemburg Kapitalismus als Landnahme dachte, hat für Thomas Welskopp mit Irritationen zu tun, wie sie sich vor dem Hintergrund einer ungeheuren kapitalistischen Dynamik und des Imperialismus bei der Kapital-Lektüre zwangsläufig einstellen mussten. In Ursprüngliche Akkumulation ganz anders zeigt Friedrich Wilhelm Graf, wie tief unser von Max Weber geprägtes Nachdenken über den „Geist des Kapitalismus“ in konfessionskulturellen Stereotypen des wilhelminischen Deutschlands wurzelt. Jürgen Kocka empfiehlt, mit Joseph Schumpeter Schöpferische Zerstörung und die Orientierung auf ungewisse Zukünfte als zentrale Merkmale der kapitalistischen Wirtschaft zu begreifen. Zwei Leerstellen der neueren Kapitalismustheorie macht schließlich Wolfgang Knöbl aus und erklärt, wie die Wirtschaft zum unverstandenen Außen der Sozialwissenschaft wurde.

In der Literaturbeilage schlagen Frank Adloff und Marie Rotkopf vor, die jüngste Verlautbarung des Unsichtbaren Komitees situationistisch zu lesen, womit sich Jetzt auf eine kurze programmatische Formel bringen lässt: Unregierbar Sein. Zuletzt erinnert Wolfgang Kraushaar in der Protest-Chronik daran, wie die RAF mit vermeintlichen „Verrätern“ umging.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Friedrich Wilhelm Graf / Friedrich Lenger
Einführung (S. 3)

Friedrich Lenger
Adam Smiths Wohlstand der Nationen. Historische Kontexte und aktuelle Perspektiven (S. 7)

Thomas Welskopp
Kapitalismus als Landnahme. Zu einem Theoriestrang von Karl Marx bis Rosa Luxemburg (S. 19)

Friedrich Wilhelm Graf
Ursprüngliche Akkumulation ganz anders. Der sehr deutsche Diskurs über die Genese des Kapitalismus um 1900 (S. 29)

Jürgen Kocka
Schöpferische Zerstörung. Joseph Schumpeter über Kapitalismus (S. 45)

Wolfgang Knöbl
Zwei Leerstellen der neueren Kapitalismustheorie. Über Mehrwert und Profit (S. 55)

Literaturbeilage

Frank Adloff / Marie Rotkopf
Unregierbar sein. Poetische Kraft oder die unmögliche Rezeption des Unsichtbaren Komitees in Deutschland (S. 75)

Wolfgang Kraushaar
Aus der Protest-Chronik: 27. März 1972, West-Berlin (S. 91)

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