Chronotopos – A Journal of Translation History 1 (2019), 1

Titel der Ausgabe 
Chronotopos – A Journal of Translation History 1 (2019), 1
Weiterer Titel 

Erschienen
Erscheint 
halbjährlich
ISBN
2617-3441
Anzahl Seiten
226 s.
Preis
open access

 

Kontakt

Institution
Chronotopos ─ A Journal of Translation History
Land
Austria
c/o
Kontaktadressen der Redaktion und des Vertriebs möglichst mit E-Mail-Adresse: Julia Richter Zentrum für Translationswissenschaft Gymnasiumstr. 50 1190 Wien E-Mail: chronotopos@univie.ac.at
Von
Kremmel, Stefanie

Der Gegenstand dieser Zeitschrift und ihrer ersten Ausgabe ist Translationsgeschichte, und das meint grosso modo Gegenstandsgeschichte, Disziplinengeschichte, Methoden- und Theoriengeschichte. Die Herausgeberinnen und Herausgeber sind der festen Überzeugung, dass es im ureigenen Interesse der Translationswissenschaft ist, zu ihrer eigenen Geschichtsschreibung zu finden. Forschungen sind dazu allerorten im Gange.
Die Geschichte der Translation wird zunehmend als eine Perspektive erkannt, die in der Lage ist, Translation neu zu begreifen. Von großer Bedeutung erscheint das Bewusstsein dafür, dass Geschichtsschreibung ein interessengeleitetes Handeln ist und jede Geschichte einer gewissen Dramaturgie folgt, die an diesem Interesse ausgerichtet ist (vgl. VERMEER 1992: 23).

Eine Translationsgeschichte, der es gelingt, aus transtranslationswissenschaftlicher Perspektive zu blicken und die dadurch Fragen zum Gegenstand der Disziplin zu stellen in der Lage ist, kann Translationstheorie fundieren, beeinflussen und womöglich irritieren. Sie kann Translationswissenschaft und Translation(sprozesse) in der Gegenwart beeinflussen und sogar auf künftige Forschungen und Translate einwirken. Die Translationswissenschaft sollte daher ein besonderes Interesse an der Art und Weise haben, wie Translationsgeschichte geschrieben wird und Translationshistoriographie bewusst in ihrem Sinne gestalten. Chronotopos möchte dieser Reflexion eine Plattform bieten.

Neben des Vorwortes der HerausgeberInnen (auf Deutsch und Englisch verfügbar), versammelt die erste Ausgabe vielfältige Artikel auf Deutsch, Englisch und Französisch:

Judy Wakabayashi thematisiert die Kulturspezifik des Zeitbegriffs. Zeit ist mithin auch aus dieser Perspektive existenziell abhängig vom Raum. Die Arbeit der Übersetzerin Herta Lorenz, nach deren übersetzerischem Œuvre Aleksey Tashinskiy fragt, entsteht vor allem in Zusammenarbeit mit einem Verlag. Einzelereignisse in diesem bestimmten Raum, die hier zu einer Geschichte strukturiert werden, sind in der Lage, die Zeit, in der sie sich abspielten, zu beschreiben.

Lieven D’hulst stellt die Frage nach der Möglichkeit einer belgischen Translationsgeschichte. Die Merkmale der Zeit – das Wegbewegen im Denken vom Nationalen hin zu einer transnationalen Forschung und hin zu Interdisziplinarität bei gleichzeitiger Beachtung der besonderen Gegebenheiten eines Raumes lassen sich besonders gut am Beispiel des belgischen Raums verdeutlichen. Julija Boguna stellt die Frage, ob es dem Translationshistoriker möglich ist, sich gedanklich in einen fremden Raum zu versetzen, der deshalb fremd ist, weil er von einer anderen Zeit mit Sinn erfüllt wird.

Die Geschichte um Peter Rühmkorf konnte sich auf der Ereignisebene nur in diesem einen Chronotopos so ereignen und es hat sich auf der Ebene des Chronotopos der Erzählung mit dem Autor des Beitrags Andreas Kelletat, seiner Arbeit am UeLEX und der Humanizing-Tendenz in der Translationsgeschichte und -wissenschaft eine sehr fruchtbare Konstellation ergeben. Christian Weiß zeichnet das Bild des Übersetzers Herberth E. Herlitschka anhand der chronotopischen Verhältnisse, innerhalb derer er arbeitet.

Lavinia Heller untersucht Wissensproduktion im Bereich der philosophischen Terminologie in Übersetzung. Es ist der Chronotopos der Übersetzung, der hier für die Transformation im „habit of thought“ sorgt. In den finnischen Kriegsgefangenenlagern mit denen sich Pekka Kujamäki und Päivi Pasanen beschäftigen, bestimmt der Chronotopos den Diskurs der Kommunikation und auf der Metaebene den Diskurs über die Kommunikation.

Wir wünschen anregende Lektüre!

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Chronotopos – An Invitation
Chronotopos – Eine Einladung

Articles / Artikel / articles

Judy Wakabayashi: Time Matters: Conceptual and Methodological Considerations in Translation Timescapes

Aleksey Tashinskiy: Wessen Übersetzung? – Möglichkeiten und Grenzen des Begriffs „übersetzerisches Œuvre“ am Beispiel der Klagenfurter Übersetzerin Hertha Lorenz (1916–1989)

Lieven D’hulst: Le dilemme de Buridan : Une histoire de la traduction belge est-elle possible?

Julija Boguna: Georg Venzkys geschickter Übersetzer. Vom Nutzen und Nachteil der Historie für die Translationswissenschaft

Andreas F. Kelletat: Übersetzen als „parteiisch sondierendes Recycling“. Peter Rühmkorfs Umgang mit Leben und Werk des Walther von der Vogelweide

Christian Weiß: Akteure des Wandels: Ein Rollenmodell des Übersetzungsprozesses anhand einer Untersuchung englisch-deutscher Literaturübersetzungen aus der Zwischenkriegszeit

Lavinia Heller / Charleton Payne (transl.): Where does philosophy take place in translation? Reflections on the relevance of microstructural translation units within philosophical discourse

Pekka Kujamäki & Päivi Pasanen: Interpreting prisoners-of-war. Sketches of a military translation culture in the Finnish POW camps during World War II (1941-1944)

Larisa Schippel: Erich Prunč – Slawist und Translationswissenschaftler – Der Translationsphilosoph

Larisa Schippel / Karen Margolis (transl.): The Philosopher of Translation: Erich Prunč – Slavicist and Translation Studies Scholar

Review / Rezension / compte rendu

Tomasz Rozmyslowicz & Stefanie Kremmel: The Self-Discovery of Translation Studies. D’hulst, Lieven & Gambier, Yves (eds.) (2018): A History of Modern Translation Knowledge. Sources, concepts, effects. Amsterdam/Philadelphia: Benjamins.

Conference Reports / Konferenzberichte / comptes rendus de conference

Wolfgang Pöckl: Sechstes Germersheimer Symposium Übersetzen und Literatur (UeLit VI), 15.–17. Juni 2018

Bieke Nouws & Marie Bourguignon: 6th IATIS Conference on translation and cultural mobility, July 3–6 2018

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