Religion und Gesellschaft in Ost und West (2019), 7–8

Titel der Ausgabe 
Religion und Gesellschaft in Ost und West (2019), 7–8
Weiterer Titel 
Balkan – Baltikum

Erschienen
Zürich 2019: Selbstverlag
Erscheint 
monatlich
Anzahl Seiten
32 S.
Preis
EUR 8.- / CHF 10.- zzgl. Versandkosten

 

Kontakt

Institution
Religion und Gesellschaft in Ost und West (RGOW)
Land
Switzerland
c/o
Institut G2W Bederstr. 76 CH-8002 Zürich
Von
Zwahlen, Regula

Mehrere Balkanstaaten sind in letzter Zeit Schauplatz von Protesten geworden, so Albanien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Serbien. Allen Ländern sind verbreitete Korruption, Intransparenz, enge Verbindungen zwischen Politik und Kriminalität und ein fehlendes Vertrauen der Bevölkerung in die politischen Eliten gemeinsam. Die vorliegende Ausgabe gibt Einblick in die Motivationen der Protestbewegungen wie auch in die aktuelle Lage der serbischen Orthodoxie, die einerseits das 800-Jahr-Jubiläum ihrer Autokephalie feiert und sich andererseits durch die nicht anerkannten orthodoxen Kirchen in Montenegro und Nordmakedonien herausgefordert sieht.

Der zweite Schwerpunkt dieser Ausgabe ist dem Baltikum, insbesondere den Beziehungen zwischen Estland und Russland sowie den Hintergründen der Abschaffung der Frauenordination in der evangelisch-lutherischen Kirche in Lettland gewidmet.

Inhaltsverzeichnis

IM FOKUS

Natalija Zenger: Kirche gibt bei Protesten gegen Kirchenbau in Jekaterinburg nach

BALKAN

Irena Ristić: "1 von 5 Millionen": Bürgerproteste in Serbien
Seit dem Winter 2018 erlebt Serbien die ausdauerndsten und umfangreichsten Proteste der letzten Jahre. Doch das Bündnis, das die Proteste trägt, ist sehr heterogen und lediglich in seinen Forderungen nach dem Ende der aktuellen Regierung unter Präsident Vučić und freien und fairen Wahlen einig. Entscheidend für einen Erfolg der Protestbewegung ist jedoch eine mittel- bis langfristige Handlungsstrategie.

Pavle Aničić: 800 Jahre Serbische Orthodoxe Kirche (1219–2019)
Seit die Serbische Orthodoxe Kirche 1219 von Konstantinopel die Autokephalie erhielt, spielte sie eine wichtige Rolle für die serbische Staatlichkeit. In den Zeiten ohne staatliche Eigenständigkeit engagierte sich die Kirche als Fürsprecherin der orthodoxen Bevölkerung und Bewahrerin der Identität, beispielsweise durch die Einrichtung von Schulen oder den Buchdruck. Heute steht sie vor verschiedenen Herausforderungen, einerseits aufgrund von Säkularisierung und Modernisierung, andererseits wegen Abspaltungen nicht kanonischer Kirchen in den Nachbarländern.

Stefan Kube: Innerorthodoxe Konflikte: Ukraine, Nordmakedonien und Montenegro
Neben der Ukraine zählen auch Nordmakedonien und Montenegro zu den Brennpunkten innerorthodoxer Konflikte. In allen drei Ländern konkurrieren zwei orthodoxe Kirchenorganisationen, wobei sich jeweils eine für die Unabhängigkeit der jeweiligen Landeskirche einsetzt. Ein Vergleich zeigt Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den drei Konfliktfällen.

Alba Cela: Wahlen ohne Opposition: Unzufriedenheit und Proteste in Albanien
Bei den Kommunalwahlen Ende Juni in Albanien ist nur die Regierungspartei angetreten, da die wichtigsten Oppositionsparteien die Wahl boykottierten. Nun droht dem Land, das seit mehreren Monaten eine Welle von Protesten erlebt, eine politische Krise. Das grundlegende Problem für den Konflikt zwischen Regierung und Opposition ist die extreme politische Polarisierung, fehlendes Vertrauen in das Wahlverfahren sowie Korruption. Die fehlenden demokratischen Fortschritte und die Integrationsmüdigkeit der EU lassen einen EU-Beitritt Albaniens in weite Ferne rücken.

BALTIKUM

Anna Tiido: Die russische Minderheit in den estnisch-russischen Beziehungen
Die große russischsprachige Minderheit in Estland ist ein wiederkehrendes Thema in den estnisch-russischen Beziehungen. Von den Esten unterscheidet sie sich am klarsten in ihrer Haltung gegenüber Russland und ihrem Sicherheitsempfinden. Die estnischen Integrationsbemühungen konzentrieren sich auf den Spracherwerb und wurden seit Beginn des Ukraine-Konflikts 2014 nochmals intensiviert.

Dace Balode: Zugeschlagene Tür: Abgeschaffte Frauenordination in Lettland
2016 hat die Lettische Evangelisch-Lutherische Kirche die 1975 erstmals praktizierte Frauenordination wieder abgeschafft. Obwohl die Frage bereits in den 1930er Jahren konstruktiv diskutiert wurde und Frauen aufgrund Pastorenmangels in der Kriegs- und Nachkriegszeit kirchliche Leitungsfunktionen übernommen hatten, verbreitete sich in der postsowjetischen Zeit eine zunehmend konservative Haltung, die auch gesellschaftspolitische Entwicklungen beeinflusst.

UKRAINE

Denis Brylov: Die transnationale Sufi-Bewegung Al-Ahbasch in der Ukraine
Dank der historischen Präsenz von Sufi-Bruderschaften konnte das transnationale Netzwerk Al-Ahbasch in den 1990er Jahren in der Ukraine Fuß fassen und eine der ersten zentralen muslimischen Organisationen gründen. Bei den Behörden findet die Bewegung aufgrund ihrer dezidierten Ablehnung von Extremismus und Islamismus Anklang. Dazu trägt auch die Teilnahme im Allukrainischen Rat der Kirchen und religiösen Organisationen bei.

ÖKUMENE

Stefan Hermann: Ökumene als Praxisfeld der Pluralität
Umgang mit Differenz und Pluralität sind Kennzeichen der Ökumene. Mit Blick auf eine immer pluralistischere Gesellschaft können die ökumenischen Erfahrungen der Kirche(n) im Umgang mit Vielfalt ein Bildungsfeld von Pluralitätsfähigkeit sein. Das wachsende Bewusstsein um die Einheit der Kirche und um die konfessionelle Partikularität bringt Methoden und Kompetenzen hervor, die historisch-kulturelle Identität, Diversität und Komplexität nicht nivellieren, sondern in fruchtbare Relation zueinander setzen.

BUCHANZEIGEN

Burkhard Breig u.a. (Hg.): Religionsfreiheit in Osteuropa, in: Osteuropa Recht 3 (2018)

Dietmar Schon (Hg.): Die Serbische Orthodoxe Kirche in den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, Regensburg 2019

Katharina Blum, Mihai Varga (eds.): New Conservatives in Russia and East Central Europe, London 2019

Bernd Lemke (Hg.): Baltikum. Wegweiser zur Geschichte, Paderborn 2018

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