In der tradierten Erfolgsgeschichte von "1989" wird kaum abgebildet, dass der Ausgang der friedlichen Revolution ungewiss war. Nicht wenige – vor allem in Westdeutschland – meinen, im Herbst 1989 sei der Osten geradlinig auf die deutsche Vereinigung zugesteuert. Im Erfolgsnarrativ war außerdem wenig Platz für die erheblichen Umwälzungen, die mit dem Vereinigungsprozess einhergingen. Das hat sich in jüngster Zeit geändert.
Wofür steht die friedliche Revolution 30 Jahre nach dem Mauerfall? Wem "gehört" sie, wer darf sich auf sie berufen? Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Fragen findet derzeit auf unterschiedlichen Ebenen statt: Auf politischer Ebene taucht selbst der seinerzeit von der SED zur Einhegung der Proteste instrumentalisierte Topos einer "Wende" wieder auf, etwa wenn in Wahlkämpfen in Ostdeutschland Parallelen zwischen der Situation von 1989 und heutigen Verhältnissen gezogen werden.
Inhalt
Lorenz Abu Ayyash
Editorial
Ilko-Sascha Kowalczuk
Das Ende der DDR 1989/90. Von der Revolution über den Mauerfall zur Einheit
Dieter Segert
Verpasste Chancen im 41. Jahr (Essay)
Greta Hartmann/Alexander Leistner
Umkämpftes Erbe. Zur Aktualität von "1989" als Widerstandserzählung
Martin Sabrow
"1989" als Erzählung
Mandy Tröger
Die Treuhand und die Privatisierung der DDR-Presse
Elke Kimmel
West-Berlin. Stimmungsbilder aus dem letzten Jahr