Mit dem Versailler Vertrag musste Deutschland 1919 seine Kolonien abtreten. Das Ende des deutschen Kolonialreichs war jedoch in erster Linie ein formales. Die Fremdherrschaft in den ehemaligen Kolonien setzte sich unter dem Status als Völkerbundmandate fort, und kolonial geprägte Denk- und Wahrnehmungsmuster überdauerten auch jenseits kolonialrevisionistischer Diskurse.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die deutsche Kolonialgeschichte im öffentlichen Erinnerungshaushalt lange von der NS-Zeit überlagert. Mit der immer stärker werdenden globalen Verflechtung und der Etablierung postkolonialer Perspektiven in den Wissenschaften hat die kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit auch in Deutschland zugenommen.
Inhalt
Anne-Sophie Friedel
Editorial
Caroline Authaler
Das völkerrechtliche Ende des deutschen Kolonialreichs. Globale Neuordnung und transnationale Debatten in den 1920er Jahren und ihre Nachwirkungen
Ulrike Schaper
Deutsche Kolonialgeschichte postkolonial schreiben: Was heißt das?
Rebekka Habermas
Restitutionsdebatten, koloniale Aphasie und die Frage, was Europa ausmacht
Jürgen Zimmerer
Schwierige (post-)koloniale Aussöhnung. Deutschland, Namibia und der Völkermord an den Herero und Nama
Sebastian Conrad
Rückkehr des Verdrängten? Die Erinnerung an den Kolonialismus in Deutschland 1919–2019
Albert Gouaffo/Richard Tsogang Fossi
Spuren und Erinnerungen hundert Jahre nach der deutschen
Kolonialzeit in Kamerun
Marianne Bechhaus-Gerst
Koloniale Spuren im städtischen Raum