Münchner Beiträge zur Jüdischen Geschichte und Kultur (2020), 1

Titel der Ausgabe 
Münchner Beiträge zur Jüdischen Geschichte und Kultur (2020), 1
Weiterer Titel 
TÜR AN TÜR IM MITTELALTER: JÜDISCH-CHRISTLICHE NACHBARSCHAFT VOR DEM GHETTO

Erschienen
München 2020: Selbstverlag
Erscheint 
Jährlich zwei Hefte
Anzahl Seiten
104
Preis
10,00

 

Kontakt

Institution
Münchner Beiträge zur Jüdischen Geschichte und Kultur
Land
Deutschland
c/o
Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Historisches Seminar Geschwister-Scholl-Platz 1 80539 München
Von
Lenhard, Philipp

Im kommenden Jahr wird vielerorts ein besonderes Jubiläum gefeiert werden: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Anlass dafür ist das älteste Schriftzeugnis, das die Anwesenheit von Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands dokumentiert. Bedeutet dieses römische Dokument, das den Juden in Köln im Jahre 321 die Berufung in den Magistrat erlaubte, tatsächlich die Existenz einer jüdischen Gemeinde am Rhein? Historiker sind da eher skeptisch. Auch über jüdisches Leben in deutschen Landen in den fünf Jahrhunderten danach weiß man nur sehr wenig. Mit den 1700 Jahren sollte man es also nicht ganz so genau nehmen. Allerdings ist es durchaus möglich, dass bereits vor dem vierten Jahrhundert Juden als römische Bürger an Rhein und Donau siedelten. Eines scheint klar: Die Spuren von Juden in Deutschland reichen wohl etwa genauso lange zurück wie die Spuren von Christen.

Dass beide sich im Mittelalter nicht aus dem Weg gingen oder nur feindselig gegenüberstanden, zeigen die Beiträge dieses Bandes. Dieses immer noch populäre Bild entstand aus einem unkritischen Blick auf die vorhandenen Quellen, die zumeist rechtlicher Natur sind und daher vor allem Konfliktsituationen behandeln. Episoden harmonischen Zusammenlebens dagegen sind naturgemäß weit weniger in den Quellen dokumentiert. Dabei waren die Verbindungen zwischen jüdischen und christlichen Nachbarn vielfältig, sie betrafen institutionelle ebenso wie private Kontakte. Man trat in Geschäftsverbindungen miteinander ein, besuchte Familienfeiern und nahm mitunter auch an religiösen Festlichkeiten teil. Dass deutliche Grenzen zwischen beiden Gruppen bestanden, soll nicht verleugnet werden, aber diese Grenzen waren eben in den allerwenigsten Fällen durch undurchdringliche Ghettomauern gezogen. Das Ghetto im eigentlichen Sinn entstand erst nach Ende des Mittelalters.

In München ist mit der 2009 eingerichteten Professur für mittelalterliche jüdische Geschichte ein deutschlandweiter Schwerpunkt auf diesem Gebiet entstanden. Unter der Leitung von Professor Eva Haverkamp-Rott wurden bereits mehrere Dissertationen geschrieben, Forschungsprojekte durchgeführt und Ausstellungen organisiert. Dieses Heft mit seinem Fokus auf die alltäglichen Beziehungen zwischen Juden und Christen im Mittelalter spiegelt die hier durchgeführte Forschung wider.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

TÜR AN TÜR IM MITTELALTER: JÜDISCH-CHRISTLICHE NACHBARSCHAFT VOR DEM GHETTO

Michael Brenner: Vorwort

Rachel Furst, Sophia Schmitt: Einleitung

Eveline Brugger, Birgit Wiedl: „Es sol der jud ein hewsel graben“.
Jüdisch-christliche Nachbarschaft und Nachbarschaftskonflikte im mittelalterlichen Österreich

Andreas Lehnertz: Christen im öffentlichen und privaten Räumen der mittelalterlichen Judenviertel

Rachel Furst, Sophia Schmitt: Alles, was Recht ist –
Zum Umgang mit Licht, Luft und Privatsphäre in mittelalterlichen Nachbarschaften

AUS DEM ARCHIV

Astrid Riedler-Pohlers: Häuser – Menschen – Transaktionen
Archivalien als Hilfsmittel zur Erschließung eines mittelalterlichen jüdischen Viertels

AUS DEM MUSEUM

Eva Haverkamp-Rott, Astrid Riedler-Pohlers: Lost Neighborhood – Auf den Spuren Münchner Juden im Mittelalter

BERICHT

Sandra Welte, Marija Bogeljic-Petersen und Felix Fischer: Auf der Suche nach dem Shtetl…
Bericht von der Polen-Exkursion vom 29. November bis 2. Dezember 2019

NACHRICHTEN UND TERMINE

Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur (Prof. Dr. Michael Brenner)
Neues von Mitarbeitern und Absolventen
Veranstaltungen
Neues vom Freundeskreis des Lehrstuhls

Professur für Mittelalterliche Jüdische Geschichte (Prof. Dr. Eva Haverkamp-Rott)
Neues von Mitarbeitern und Absolventen
Veranstaltungen

Die Autorinnen und Autoren

Übersicht der Themenschwerpunkte der bislang erschienenen Hefte

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