Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 67 (2019), 3: Sowjetische Klangwelten und multinationale Erfahrung in der späten Sowjetunion

Titel der Ausgabe 
Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 67 (2019), 3: Sowjetische Klangwelten und multinationale Erfahrung in der späten Sowjetunion
Weiterer Titel 
Sowjetische Klangwelten und multinationale Erfahrung in der späten Sowjetunion

Erschienen
Stuttgart 2019: Franz Steiner Verlag
Erscheint 
vierteljährlich
Anzahl Seiten
180 S.

 

Kontakt

Institution
Jahrbücher für Geschichte Osteuropas
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: PD Dr. Katharina Kucher; Redaktion der Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Landshuterstr. 4 D-93047 Regensburg
Von
Schmidt, Anselm

Das dritte Heft des 67. Jahrgangs der „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas“ erscheint unter der Gastherausgeberschaft von Moritz Florin (Erlangen) und Manfred Zeller (Bremen) als Themenheft „Sowjetische Klangwelten und multinationale Erfahrung in der späten Sowjetunion“. Musik wird in diesem Zusammenhang als eigenes und komplexes Medium verstanden, das Aussagen über den Stellenwert des polyethnischen Miteinanders für die sowjetischen Bürgerinnen und Bürger zulässt. Die Autorin und die Autoren tragen vor diesem Hintergrund mit ihren Beiträgen sowohl zur Erforschung der sowjetischen Musikgeschichte als auch zu anderen Themenfeldern bei, die sie mit dem Zugang über die Musik erschließen. Den Auftakt macht Leah Goldman (Washington), die zeigt, wie die offizielle Förderung nichtrussischer Komponistinnen und Komponisten im Spätstalinismus den Handlungshorizont dieser Musikschaffenden zu gleichen Teilen erweiterte und durch die Festlegung auf die Musikkultur ihrer Nationalität limitierte. Daran anschließend analysiert Arkadi Miller (Berlin) anhand von Auszügen aus Briefen von Hörerinnen und Hörern, wie Radioübertragungen volkstümlicher Werke unterschiedlicher Nationalität die mentalen Landkarten von Sowjetbürgern und -bürgerinnen veränderten. Michel Abeßer (Freiburg) betont in seinem Text zum estnischen Jazz den Beitrag nichtrussischer Peripherien für die Erneuerung der sowjetischen Kultur in den 1950er und 1960er Jahren. Der Text weist damit über ein allzu enges Verständnis der Funktionsweisen kultureller Transfers von West nach Ost hinaus. Ingo Grabowsky (Bochum) untersucht polyethnische Dimensionen des sowjetischen Schlagers und verweist auf komplexe Bedeutungsstrukturen, die weder zwangsläufig im Einklang mit offiziellen Sprechweisen sein, noch einen gegenkulturellen oder oppositionellen Impetus haben mussten. Boris Belge (Basel) betrachtet Komponistinnen und Komponisten der späten Sowjetzeit (Edison Denisov, Sofia Gubaidulina, Alfred Schnittke) im Spannungsfeld zwischen Tendenzen zur Russifizierung und Globalisierung ihrer Werke gegen Ende und nach dem Zusammenbruch der sowjetischen Ordnung. Nikolaus Katzer (Hamburg) diskutiert diese Befunde in einem abschließenden Kommentar in vergleichender Perspektive und betrachtet die Produktion kultureller Bedeutung von Musik in den sich überlappenden Kontexten von Kaltem Krieg und sowjetischer Geschichte. Ergänzt werden die Aufsätze durch 16 Besprechungen von Neuerscheinungen zur osteuropäischen Geschichte. Parallel zu den gedruckten Rezensionen erschienen in den jgo.e-reviews 2019, 2 auf recensio.net weitere 29 Rezensionen in elektronischer Form.

Inhaltsverzeichnis

Abhandlungen

Manfred Zeller / Moritz Florin: Einführung. Sowjetische Klangwelten und multinationale Erfahrung in der späten Sowjetunion / Introduction: Soviet Sound Spaces and the Late Soviet Multinational Experience – 366

Leah Goldman: Nationally Informed: The Politics of National Minority Music during Late Stalinism – 372

Arkadi Miller: Die Sowjetunion hören. Musikübertragungen im Moskauer Radio und Hörerpost in den 1950er und 1960er Jahren / Listening to the Soviet Union: Music Broadcasts of Radio Moscow and Listeners’ Response in the 1950s and 1960s – 401

Michel Abesser: Progressiv weil national? Estland und die Neuerfindung des sowjetischen Jazz zwischen 1953 und 1970 / The National as Progressive? Estonia and the Reinvention of Soviet Jazz between 1953 and 1970 – 424

Ingo Grabowsky: Schundsänger gegen die organisierte Langeweile. Westliches Image und Regionalität als Erfolgsrezept im sowjetischen Schlager der 1950er bis 1970er Jahre / Crooners against Organised Boredom: Western Imagery and Regionality as a Recipe for Success in the Soviet Pop Song from the 1950s to 1970s – 447

Boris Belge: Wie sowjetische Musik „vaterländisch“ wurde, oder: Die Avantgarde im Spät-und Postsozialismus neu erfinden (1970–1998) / How Soviet Music Became “Patriotic”, or: Re-inventing the Avant-garde in Late and Post-Soviet Socialism, 1970–1998 – 475

Nikolaus Katzer: Klangwelten des Systemwettbewerbs im Kalten Krieg. Ein Kommentar / Sonic Worlds of Systemic Competition during the Cold War : A Commentary – 490

Rezensionen

Carsten Goehrke: Lebenswelten Sibiriens. Aus Natur und Geschichte des Jenissei-Stromlandes (rezensiert von Irina Petrovna Pavlova) – 504

Lucien J. Frary: Russia and the Making of Modern Greek Identity, 1821–1844 (rezensiert von Alex Drace-Francis) – 508

Stefan Rohdewald: Mehr als Feind oder Freund. Überregionale Kommunikation im (süd)östlichen Europa von den Osmanen bis zum Kalten Krieg (rezensiert von Klaus Buchenau) – 509

Yuri M. Lotman, Jelena A. Pogosjan: High Society Dinners. Dining in Tsarist Russia (rezensiert von Lutz Häfner) – 511

Olesya Meskina: Lebensbedingungen von Frauen und Kindern um die Wende zum 20. Jahrhundert. Untersucht am Beispiel der Schweiz (Kantone Basel) und Russlands (Region Woronesch) (rezensiert von Carmen Scheide) – 513

Lena Gautam: Recht und Ordnung. Mörder, Verräter und Unruhestifter vor spätzarischen Kriminalgerichten 1864–1917 (rezensiert von Alexandra Oberländer) – 515

Ljudmila S. Gatagova: Severnyj Kavkaz v ėpochu pozdnej imperii. Priroda nasilija 1860-1917 gg. (rezensiert von Clemens P. Sidorko) – 517

Vittorio Hösle: Russland 1917–2017. Kultur, Selbstbild und Gefahr (rezensiert von Ulrich Schmid) – 520

Angela Haas: Individuelle Migrationsentscheidungen und ihre Determinanten am Beispiel von Swerdlowsk 1945–1991. Soziale Netzwerke und ihre Wirkung vor dem Hintergrund anderer Migrationsfaktoren (rezensiert von Margarete Zimmermann) – 522

Claire L. Shaw: Deaf in the USSR. Marginality, Community, and Soviet Identity, 1917–1991 (rezensiert von Martina Winkler) – 523

Konstantin S. Drozdov: Politika ukrainizacii v Central’nom Černozem’e, 1923–1933 gg. (rezensiert von Christopher Gilley) – 525

Esther Meier: Breschnews Boomtown. Alltag und Mobilisierung in der Stadt der LKWs (rezensiert von Kirsten Bönker) – 528

Anna L. Choroškevič: Sud‘by tvorčeskogo nasledija otečestvennych istorikov vtoroj poloviny XX veka (rezensiert von Hans Hecker) – 531

Chris Miller: The Struggle to Save the Soviet Economy. Mikhail Gorbachev and the Collapse of the USSR (rezensiert von Stephan Merl) – 533

Laura Engelstein: Russia in Flames. War, Revolution, Civil War, 1914–1921 (rezensiert von Dietrich Beyrau) – 536

Martin Jung: In Freiheit. Die Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte in Rumänien (1989 bis 2009) (rezensiert von Kurt Scharr) – 539

Rezensionen der „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas“ und vollständige Ausgaben der jgo.e-reviews sind unter https://www.recensio.net/rezensionen/zeitschriften/jahrbucher-fur-geschichte-osteuropas/index_html abrufbar.

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