Das Archiv. Zeitung für Wolfsburger Stadtgeschichte 5 (2020), 18

Titel der Ausgabe 
Das Archiv. Zeitung für Wolfsburger Stadtgeschichte 5 (2020), 18
Weiterer Titel 
50 Jahre Tunesier in Wolfsburg

Erschienen
Wolfsburg 2020: Selbstverlag
Erscheint 
einmal im Quartal (Februar, Mai, August, November)
ISBN
ISSN 2367-4431
Anzahl Seiten
20 S.
Preis
kostenlos

 

Kontakt

Institution
Das Archiv. Zeitung für Wolfsburger Stadtgeschichte
Land
Deutschland
c/o
Stadt Wolfsburg, Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation, Goethestraße 10a, 38440 Wolfsburg, E-Mail: <izs-stadtarchiv@stadt.wolfsburg.de> / <alexander.kraus@stadt.wolfsburg.de>
Von
Kraus, Alexander

Im Bericht über das Geschäftsjahr 1970 der Volkswagenwerk AG heißt es das Personal betreffend, am Stichtag, den 31. Dezember 1970, seien exakt „8.078 der 14.401 ausländischen Mitarbeiter italienische Staatsangehörige, die überwiegend im Werk Wolfsburg beschäftigt sind. Daneben sind im Unternehmen in größerer Zahl Mitarbeiter türkischer, griechischer, spanischer und – seit 1970 – auch tunesischer Nationalität tätig.“ Entsprechend stark waren die Tunesier ab diesem Jahr nun auch in den städtischen Statistiken vertreten. So waren 1970 exakt 746 Tunesier in Wolfsburg gemeldet und sie somit aus dem Nichts zur zweitstärksten Gruppe der nichtdeutschen Wohnbevölkerung aufgestiegen. Sank ihre Zahl auch nach einem kurzen Anstieg und pendelte sich, nachdem 1974 etwa 600 tunesische Arbeiter an die Ruhrkohle AG vermittelt worden waren, Ende der 1970er-Jahre auf etwas mehr als 500 ein, so offenbaren die kommunal geführten Statistiken, dass sich die Gruppe innerhalb weniger Jahre stark gewandelt hatte: War die Volkswagenwerk AG zunächst darum bestrebt, im Idealfalle ledige Arbeitnehmer anzuwerben, legt die Statistik für 1977 offen: Von insgesamt 517 tunesischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern waren 290 männlich, 105 weiblich und 122 Kinder unter 16 Jahren.

Obgleich die Anwerbung tunesischer „Gastarbeiter“ durch das Volkswagenwerk inzwischen fünfzig Jahre zurückliegt, haben sich bislang nur wenige Publikationen mit ihrer Geschichte in Wolfsburg beschäftigt. Daher widmet sich diese Ausgabe der Archivzeitung ausschließlich dem tunesischen Leben in der Volkswagenstadt. Dabei rekonstruiert die Wirtschaftshistorikerin Heike Knortz zunächst das Zustandekommen des deutsch-tunesischen Anwerbeabkommens, ein Gespräch mit dem ehemaligen Volkswagen-Personaler Gerd Henker wiederum gewährt Einblicke in die Unternehmensperspektive und die in Tunis geführten Anwerbegespräche. Anschließend rückt Sara Hamoussi-Makina die individuellen Lebensgeschichten der ersten Tunesiergeneration in den Fokus, für die sie Anfang der 2000er Jahre zahlreiche erlebnisgeschichtliche Interviews geführt hat. Gespräche mit Tahar Yacoubi und Abdallah Zaibi, die beide zu den ersten Tunesiern in Wolfsburg zählen, sowie mit Rihab Ouertani und Bilell Hamoussi als Vertreter der jüngeren Generation werfen Licht auf verschiedene Aspekte des tunesischen Lebens vor Ort. Darüber hinaus erzählen Mourtadha Djemai und Kaouther Neemann in ihren Texten vom Beginn des religiösen Lebens der Tunesier in der neuen Stadt und vom muttersprachlichen Unterricht in der tunesischen Schule.

Inhaltsverzeichnis

Heike Knortz
Das deutsch-tunesische "Gastarbeiterabkommen". Ein Meisterstück klassischer Diplomatie
S. 1–4

Der Beginn der tunesischen Arbeitsmigration nach Wolfsburg. Gerd Henker im Gespräch mit Linda Moreschi
S. 4–6

Sara Hamoussi-Makina
"Vom Gast zum Gastgeber". 50 Jahre Tunesier in Wolfsburg
S. 6–14

"... immer die Zerissenheit im Inneren ...". Ein Gespräch mit Tahar Yacoubi
S. 15

Der Tunesische Verein für Kultur und Jugend e.V. Ein Gespräch mit Abdallah Zaibi und Rihab Ouertani
S. 16–17

Wolfsburgs "Hertie-Generation". Ein Gespräch mit Bilell Hamoussi
S. 17

Mourtadha Djemai
Zur Geschichte des Islamischen Kulturzentrums Wolfsburg
S. 18

Kaouther Neemann
Die legendären Karamellbonbons der tunesischen Schule
S. 19

Bilell Hamoussi
Burnus
S. 20

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