Jahrbuch für Antisemitismusforschung 29 (2020)

Titel der Ausgabe 
Jahrbuch für Antisemitismusforschung 29 (2020)
Weiterer Titel 

Erschienen
Berlin 2020: Metropol Verlag
Erscheint 
jährlich
ISBN
978-3-86331-563-4
Anzahl Seiten
485 S.
Preis
€ 21,00

 

Kontakt

Institution
Jahrbuch für Antisemitismusforschung
Land
Deutschland
c/o
Adina Stern, Geschäftsführende Redakteurin des Jahrbuchs für Antisemitismusforschung Zentrum für Antisemitismusforschung Ernst-Reuter-Platz 7 Sekr. TEL 9-1 10587 Berlin
Von
Adina Stern

Die neue Ausgabe des Jahrbuchs für Antisemitismusforschung eröffnet mit der Vorstellung des Arthur Langerman Archivs für die Erforschung des visuellen Antisemitismus (ALAVA), das im Frühjahr 2019 seine Arbeit am Zentrum für Antisemitismusforschung aufgenommen hat. Die Bedeutung, die visuellen Medien für die Erforschung von Antisemitismus und Rassismus zukommt, wird in Zukunft ein wichtiges Forschungsfeld am ZfA, weshalb wir uns in mehreren Beiträgen mit Fragen des Visual Turn für die Analyse von historischer und gegenwärtiger Exklusion und Inklusion beschäftigen. Dabei werden u.a. private Fotoalben aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs untersucht, wiederholte antisemitische Vorfälle beim Aalster Straßenkarneval und politische Kampagnen im von einer dramatischen Verfassungskrise und politischen Polarisierung erschütterten Spanien.

Ein weiterer Schwerpunkt des diesjährigen Jahrbuchs ist das Thema „Juden und Muslime in Europa“, der sich mit der Verschränkung von Judentum und Islam sowie von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit beschäftigt – oder auch mit Verbindungen aller vier Themenfelder. Die Autor:innen diskutieren in ihren Beiträgen so unterschiedliche Themen wie die Entstehung des Arier-Mythos aus der auch jüdisch geprägten deutschen Orientwissenschaft, der Rundfunkpropaganda im Zweiten Weltkrieg, mit der das NS-Regime die arabische Welt für sich zu gewinnen suchte, die Entstehung der Islamisch-Theologischen Studien und ihr Verhältnis zur Islamwissenschaft, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Antisemitismus der Ersten und der Islamfeindschaft der Zweiten Republik Österreichs sowie blinde Flecken und antijüdische Ressentiments im anti-rassistischen Lager in diesem Land.

Im dritten Abschnitt des diesjährigen Jahrbuchs finden sich historische, kulturwissenschaftliche und juristische Analysen. In dieser Sektion geht es um unterschiedliche Bewertungen des revolutionären bayerischen Ministerpräsidenten und 1919 ermordeten Kurt Eisner seitens der verschiedenen Lager der Weimarer Republik, um die Exilzeitschrift Die Zukunft und deren Wirken für individuelle Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, um die Nicht-Erinnerung an den Völkermord an den Sinti und Roma in den Filmen Leni Riefenstahls, um einen vergessenen Antisemitismusstreit aus dem Jahre 1970 sowie um den juristischen Umgang mit Antisemitismus und Rassismus.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

STEFANIE SCHÜLER-SPRINGORUM
Vorwort

EINSCHLUSS/AUSSCHLUSS. ZUR BEDEUTUNG VISUELLER MEDIEN FÜR DIE ERFORSCHUNG VON ANTISEMITISMUS UND RASSISMUS

CARL-ERIC LINSLER/ANGELIKA KÖNIGSEDER
In eigener Sache: Arthur Langermans Sammlung visueller Antisemitika am Zentrum für Antisemitismusforschung

MAREN JUNG-DIESTELMEIER/SYLVIA NECKER/SUSANNE WERNSING
Antisemitische und rassistische Objekte und Bilder in Ausstellungen? Ein Gespräch über erprobte Strategien und offene Fragen

MARKUS WURZER
Der essentialisierende Blick zurück.
Kolonialkrieg und Zugehörigkeit(en) im Fotoalbum

ULRICH PREHN
Unklare Grenzziehungen. Zur Konstruktion von „Eigenem“ und „Fremdem“ in Aufnahmen deutscher Fotoamateure während des Zweiten Weltkriegs

JULIANE WETZEL
„Aalst ist unser.“ Antisemitismus im Aalster Karneval

MIGUEL RIVAS VENEGAS
Semantic Pirouettes and Staged Populism: Communication Strategies in Contemporary Spanish Politics

JUDEN UND MUSLIME IN EUROPA

STEFANIE SCHÜLER-SPRINGORUM
Missing Links: Religion, Rassismus, Judenfeindschaft

AMIR THEILHABER
Von Persophonie zum Arier-Mythos
Orientalistische Zugänge zu einem globalgeschichtlichen Phänomen

PHILIPP HENNING
Strategischer Hasstransfer in der arabischsprachigen Rundfunkpropaganda NS-Deutschlands

ACHIM ROHDE
Rekonfiguration einer Matrix: Islamisch-Theologische Studien, Islamwissenschaft, und die ‚Anderen‘ der deutschen und europäischen Geschichte

FARID HAFEZ
Zur „Verjudung“ und „Islamisierung“: Antisemitismus und Islamophobie in der Ersten und Zweiten Republik Österreichs

DORON RABINOVICI
Antisemit ist immer nur der Andere
Oder: Veränderungen in der globalen Debatte über den Neuen Antisemitismus und deren österreichische Widerspiegelung. Ein Vortrag

ANTISEMITISMUS UND RASSISMUS IN VERGANGENHEIT UND GEGENWART

FRANK JACOB
Der Kampf um das Erbe der Revolution:
Die Darstellung Kurt Eisners in den Printmedien der Weimarer Republik

ANNETTE GROHMANN-NOGARÈDE
Die Exilzeitschrift Die Zukunft.
Jüdische Intellektuelle in einem transnationalen Netzwerk

ISIDORA RANDJELOVI
Akte des Entinnerungs:
Leni Riefenstahl und der weiße Feminismus im postnationalsozialistischen Deutschland

SEBASTIAN BISCHOFF / KRISTOFF KERL
„Wie muß ein Jude in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1970 sich verhalten“? Auseinandersetzungen um „Pornographie“ im Melzer Verlag – ein vergessener Antisemitismusstreit wird 50

DORIS LIEBSCHER
Sind Juden weiß? Von den Schwierigkeiten des rechtlichen Umgangs mit Antisemitismus

DISKUSSION

THOMAS MEYER
Gibt es einen „Fall Arendt“?
Antwort auf Philipp Lenhard

PHILIPP LENHARD
Anmerkungen zu Thomas Meyers Replik

Die Autorinnen und Autoren

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