Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften (ZfdG) 1 (2016)

Titel der Ausgabe 
Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften (ZfdG) 1 (2016)
Weiterer Titel 

Erschienen
Wolfenbüttel 2016: Selbstverlag
Erscheint 
jährlich
Preis
Open Access

 

Kontakt

Institution
Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften (ZfdG)
Land
Deutschland
c/o
Lisa Klaffki / Torsten Kahlert -Redaktionsverantwortliche- Herzog August Bibliothek Lessingplatz 1 D-38304 Wolfenbüttel Tel.: +49 (0) 5331 808 214 zfdg@mww-forschung.de
Von
Kahlert, Torsten

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Auf der Suche nach dem »goldnen Baum«  – Digitale Annotation des Metaphernbegriffs in Poetiken: Erkenntnisprozess, diskursive Praktik und ›tertium comparationis‹.
Stefan Alscher und Michael Bender
https://doi.org/10.17175/2016_004

Angebotsgenese für ein geisteswissenschaftliches Forschungsdatenzentrum.
Stefan Buddenbohm, Claudia Engelhardt und Ulrike Wuttke
https://doi.org/10.17175/2016_003

Automatic Writer Identification in Historical Documents: A Case Study.
Vincent Christlein, Markus Diem, Florian Kleber, Günter Mühlberger, Verena Schwägerl-Melchior, Esther van Gelder, Andreas Maier
https://doi.org/10.17175/2016_002

Das Projekt :aichinger. Zu Ilse Aichingers Topoi zwischen Logoi und Graphai.
Andreas Dittrich
https://doi.org/10.17175/2016_007

Was bedeutet die Digitalisierung für den Gegenstand der Literaturwissenschaft?
Mirco Limpinsel
https://doi.org/10.17175/2016_009

Mapping the Words. Experimentelle Visualisierungen von Übersetzungsstrukturen zwischen Altgriechisch und Hocharabisch.
Torsten Roeder
https://doi.org/10.17175/2016_006

Neue Erkenntnisse durch digitalisierte Geschichtswissenschaft(en)? Zur hermeneutischen Reichweite aktueller digitaler Methoden in informationszentrierten Fächern.
Jörg Wettlaufer
https://doi.org/10.17175/2016_011

Abstracts (de/en)

Stefan Alscher / Michael Bender: Auf der Suche nach dem »goldnen Baum«  – Digitale Annotation des Metaphernbegriffs in Poetiken: Erkenntnisprozess, diskursive Praktik und ›tertium comparationis‹.
Der Begriff der Metapher wird in Poetiken auf der theoretischen Ebene und anhand von literarischen Beispielen kritisch verhandelt. Im Zuge der Entwicklung eines Annotationsschemas differenziert das Projekt ePoetics die wesentlichen Komponenten der Explikation des Metaphernbegriffs aus und erschließt darüber hinaus die damit verbundenen Diskurs- und Referenzstrukturen. Dabei wird deutlich, welche Erkenntnismöglichkeiten und ‑grenzen sich im kollaborativ-diskursiven Auszeichnungsprozess schon vor der informationstechnischen Auswertung bieten – mit dem digitalen, algorithmischen Paradigma als Folie – und wie Hermeneutik und Algorithmen in Wechselwirkung treten können – im Sinne des ›Algorithmic Criticism‹ nach Stephen Ramsay.

The concept of the metaphor is handled critically in poetics on a theoretical level and by means of literary examples. In the process of developing an annotation schema, the ePoetics project differentiates between the significant components of the explication of the metaphor concept, and, in addition, reveals the discourse and reference structures linked to them. Thus, it becomes clear which recognition possibilities and boundaries appear in the collaborative-discursive markup process before the data evaluation – with the digital algorithmic paradigm as foil – and how hermeneutics and algorithms interact – in the tradition of Stephen Ramsay’s ›algorithmic criticism‹.

Stefan Buddenbohm / Claudia Engelhardt / Ulrike Wuttke: Angebotsgenese für ein geisteswissenschaftliches Forschungsdatenzentrum.
Dieser Beitrag widmet sich der Entwicklung einer Angebotsstruktur für ein geisteswissenschaftliches Forschungsdatenzentrum, d.h. der Frage, welche Angebote notwendig sind, um die Ergebnisse geisteswissenschaftlicher Forschung langfristig verfügbar zu halten und ihre Nachnutzung zu ermöglichen. Hierfür werden zunächst die grundlegenden Merkmale digitaler geisteswissenschaftlicher Forschungsdaten herausgearbeitet. Es wird aufgezeigt, dass neben dateibasierten Forschungsdaten – Texten, Bildern, Videos usw. – zunehmend komplexe Datenstrukturen in den Vordergrund treten und neue Herausforderungen an Einrichtungen der Forschungs(daten)infrastruktur stellen. Anschließend werden die Ergebnisse der in der Designphase des Humanities Data Centre (HDC) durchgeführten Testübernahmen für drei sogenannte Forschungsdatentypen – Datenbank, digitale Edition und interaktive Visualisierung – vorgestellt und die Schlussfolgerungen für das initiale, modular angelegte Angebot des HDC diskutiert, das in Abstimmung mit anderen Forschungsdatenzentren in Zukunft weiter ausgebaut werden kann. Der Beitrag spiegelt den Stand der Entwicklungen im HDC-Projekt vom Januar 2016. Informationen zu neuen Entwicklungen finden Sie auf der Webseite: http://humanities-data-centre.de.

This article describes the development of a service portfolio for a research data centre in the humanities; in particular, it explores which services are necessary to support the long-term preservation and re-use of the results of humanities research. First, the fundamental characteristics of digital research data in the humanities are examined. In addition to file-based research data – such as texts, images, videos, and so on – complex data structures become more prominent and pose new challenges for institutions working with research (data) infrastructures. Next, this paper describes the results of the test ingests using three types of research data – database, digital edition, and interactive visualisation – that were carried out during the design phase of the Humanities Data Centre (HDC), followed by a discussion of their implications for the HDC’s initial modular service portfolio, which could be expanded in the future in coordination with other research data centres. This article reflects the developments in the HDC project as of January 2016. Information about new developments can be found on the website: http://humanities-data-centre.de/.

Vincent Christlein / Markus Diem / Florian Kleber / Günter Mühlberger / Verena Schwägerl-Melchior / Esther van Gelder / Andreas Maier: Automatic Writer Identification in Historical Documents: A Case Study.
Die automatische Schreiberidentifizierung erlangte viel Aufmerksamkeit während des letzten Jahrzehnts. Jedoch beschränkte sich die meiste Arbeit auf zeitgenössische Vergleichsdatensätzen. Diese Datensätze beinhalten typischerweise keinerlei Rauschen oder Artefakte. In dieser Arbeit wird analysiert ob die aktuell beste Methode der automatischen Schreiberidentifizierung ähnlich gut auf historischen handgeschriebenen Daten funktioniert. Im Gegensatz zu zeitgenössischen Daten enthalten historische Daten oft Artefakte wie Löcher, Risse oder Wasserflecken, was eine zuverlässige Identifikation fehleranfällig macht. Wir führten Experimente an zwei großen Briefkollektionen mit gegebener Authentizität durch und erlangten vielversprechende Ergebnisse von 82% und 89% TOP-1 Genauigkeit.

In recent years, Automatic Writer Identification (AWI) has received a lot of attention in the document analysis community. However, most research has been conducted on contemporary benchmark sets. These datasets typically do not contain any noise or artefacts caused by the conversion methodology. This article analyses how current state-of-the-art methods in writer identification perform on historical documents. In contrast to contemporary documents, historical data often contain artefacts such as holes, rips, or water stains which make reliable identification error-prone. Experiments were conducted on two large letter collections with known authenticity and promising results of 82% and 89% TOP-1 accuracy were achieved.

Andreas Dittrich: Das Projekt :aichinger. Zu Ilse Aichingers Topoi zwischen Logoi und Graphai.
Das Projekt :aichinger zielt darauf ab, das stilistisch heterogene Werk der Autorin Ilse Aichinger unter literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten systematisch nach den Kriterien Ort/Raum, Zeit und Person/Figur computergestützt aufzuarbeiten und dadurch nicht konventionelle literaturwissenschaftliche Analysen zu ermöglichen. Die poetisch anspruchsvollen und sprachkritisch elaborierten Texte Ilse Aichingers werden sowohl hinsichtlich ihrer außerliterarischen als auch spezifisch literarischen Orts- und Zeit-Bezüge kodiert. Der Beitrag erläutert zunächst das forschungsleitende Interesse an Aichingers Raumbezügen und diskutiert an einem Fallbeispiel die vom Projekt vorgesehene Kodierung.

The :aichinger project has as its goal the systematic, computer-supported analysis of the stylistically heterogeneous literary work of the author Ilse Aichinger using the criteria of location/space, time and person/character. Aichinger's poetically demanding, linguistically complicated texts will be encoded and annotated both in terms of their non-literary and literary references, such as topoi and temporal references. This article presents the research interest of this study and demonstrates the project's encoding efforts by means of a case study.

Mirco Limpinsel: Was bedeutet die Digitalisierung für den Gegenstand der Literaturwissenschaft?
Digital Humanities gehen häufig davon aus, dass ihre Aufgabe darin bestehe, neue, computergestützte Methoden zur Beantwortung literaturwissenschaftlicher Fragestellungen zu entwickeln und einzusetzen. Was eine literaturwissenschaftliche Fragestellung ist, ist jedoch historisch variabel und hängt maßgeblich davon ab, als was man den Analysegegenstand konstituiert: Was ist eigentlich ein Text und welchen Sinn hat es, Fragen an ihn zu richten? Solche Setzungen sind aber immer auch Effekte von Medienkulturen gewesen. Anhand von vier exemplarischen Merkmalen diskutiert der Beitrag, welchen semantischen Transformationen der literaturwissenschaftliche Gegenstand im Zusammenhang mit der Digitalisierung unterliegt und plädiert dafür, dass die Digital Humanities als Ort einer grundsätzlichen methodologischen Diskussion über die literaturwissenschaftliche Objektkonstitution begriffen werden sollten.

One common assumption in the Digital Humanities is that one of its functions is to develop and apply new, computer-supported methods to address research topics in literary studies. Research questions in literary studies, however, are historically variable and highly dependent upon what one understands as the object of analysis: what is a text, and what is the point of investigating it? Such formulations are always the effect of media cultures, however. Using four characteristics as examples, this paper discusses the semantic transformation of the literary studies research object in connection with digitisation, and it advocates for an understanding of the Digital Humanities as the location of a fundamental methodological discussion about the nature of the literary object.

Torsten Roeder: Mapping the Words. Experimentelle Visualisierungen von Übersetzungsstrukturen zwischen Altgriechisch und Hocharabisch.
Der Artikel behandelt linguistische Transformationsprozesse altgriechischer Quellen, die zwischen dem 9. und 11. Jh. n. Chr. ins Arabische übersetzt wurden. Die Datenbank Glossarium Graeco-Arabicum nimmt sich dieses Themas an und nutzt Visualisierungen, um ein Verständnis für das stets wachsende Korpus von ca. 100.000 Worteinträgen zu erlangen. Mehrere Beispiele demonstrieren mögliche Visualisierungsverfahren für Korpusstrukturen, lexikalische Differenzierungen, grammatische Transformation und Übersetzungsprozesse einzelner Lexeme.

The paper deals with linguistic transformation processes from ancient Greek sources which were translated into classical Arabic from the 9th to 11th century AD. The database Glossarium Graeco-Arabicum concentrates on this topic and utilizes visualizations to develop an understanding of the still growing corpus of about 100,000 word records. Various examples demonstrate possible visualization methods for corpus structures, lexical differentiation, grammatical transformation and translation processes for single lexemes.

Jörg Wettlaufer: Neue Erkenntnisse durch digitalisierte Geschichtswissenschaft(en)? Zur hermeneutischen Reichweite aktueller digitaler Methoden in informationszentrierten Fächern.
In den Digital Humanities herrscht latent die Auffassung, dass über den Einsatz generischer Werkzeuge eine Brücke zwischen den einzelnen Fachwissenschaften und ihren ausdifferenzierten Forschungsmethoden geschlagen werden kann oder soll. Dabei werden zu leicht Unterschiede im Erkenntnisinteresse und in der Hermeneutik übersehen, die z.B. zwischen Literaturwissenschaft und Geschichtswissenschaft bestehen und die Verwendung von bestimmten digitalen Werkzeugen entweder erfordern oder auch verbieten. In diesem Beitrag wird nach der hermeneutischen Reichweite aktueller digitaler Methoden für die Geschichtswissenschaften gefragt und dies paradigmatisch an drei Beispielen erläutert: Digitale Handschriftenerkennung, Historische Netzwerkanalyse sowie Historische Semantik.

In the Digital Humanities, the dominant belief is that the use of generic ›tools‹ could or should serve as a bridge between the different disciplines and their methodologies. Differences in cognitive interests and in hermeneutics between literary studies and history are too easily overlooked, and therefore both disciplines require the use of adapted and specialized digital tools. This paper investigates the hermeneutic suitability of current digital methods for the humanities and demonstrates their applicability by means of three examples: digital handwriting recognition, historical network analysis, and historical semantics informed by computational linguistics.

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