Berliner Debatte Initial 16 (2005) 1

Titel der Ausgabe 
Berliner Debatte Initial 16 (2005) 1
Weiterer Titel 
Sozialismus auf dem Mars

Erschienen
Berlin 2005: Selbstverlag
Erscheint 
6 Ausgaben jährlich
ISBN
3-936382-38-7
Preis
Einzelheft 10.- €, Jahresabo 35.- € (Ausland zuzügl. Versandkosten)

 

Kontakt

Institution
Berliner Debatte Initial. Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal
Land
Deutschland
c/o
Berliner Debatte Initial, PF 580254, 10412 Berlin, Tel.: (+49-331) 977 4540, Fax: (+49-331) 977 4696, E-Mail: redaktion@berlinerdebatte.de; Redaktion: Ulrich Busch, Erhard Crome, Wolf-Dietrich Junghanns, Raj Kollmorgen, Thomas Möbius, Thomas Müller (verantwortlicher Redakteur), Gregor Ritschel, Robert Stock, Matthias Weinhold, Johanna Wischner. Redaktionelle Mitarbeit: Adrian Klein, Benjamin Sonntag.
Von
Wielgohs, Jan

Editorial
Es macht Sinn, sich für Science Fiction zu interessieren. Sie eignet sich in besonderer Weise dazu, Utopien auszuprobieren und Veränderungen gesellschaftlicher Zustände, bedrohliche wie für notwendig gehaltene, zu diskutieren. Als Teil der populären Kultur ist sie zugleich rückgekoppelt an Alltagserfahrungen, lebt vom Interesse am wirklichen Menschen, seinen Ängsten und Sehnsüchten. Die wirkungsmächtigen Werke solcher Klassiker des Genres wie beispielsweise H.G. Wells, George Orwell und Ray Bradbury stehen für emanzipatorische Ansprüche. In den 1970er Jahren war Science Fiction die Brutstätte literarischer feministisch-sozialistischer oder feministisch-anarchistischer Utopien; Joanna Russ, Ursula LeGuin oder Marge Piercy sind nur die bekanntesten Autorinnen. Viele Künstlerinnen und Künstler haben mit Science Fiction zumindest phasenweise experimentiert, von Gerhard Gundermann bis zu Rainer Werner Fassbinder. Und umgekehrt gehört es für Geisteswissenschaftler heute fast schon zum guten Ton, sich mit Science Fiction zu beschäftigen oder ihr Beispiele zu entlehnen – von Zizek bis Negri und Hardt.

Seit der Italiener Giovanni Schiaparelli 1877 das entdeckte, was er für Kanäle auf dem Mars hielt, wurde der rote Planet zum bevorzugten Ort der Erfindung fremder Zivilisationen. So unterschiedliche Autoren wie Kurd Laßwitz, Alexander Bogdanow, der Tarzan-Erfinder Edgar Rice Burroughs und Alexej Tolstoi wirkten an der Vorstellung vom „Marsmenschen“ mit. Während die Mondfahrt vorrangig etwas für technische interessierte Science Fiction war, war der Mars das Thema für gesellschaftswissenschaftlich ambitionierte. Der rote Planet erlebte in den 1990er Jahren ein außerordentliches Revival, diesmal auf der Basis des Terraform-ing, der sozial-ökologischen Umwandlung in eine für Menschen bewohnbare Welt. Das interessanteste Werk dieser Welle ist die Mars-Trilogie von Kim Stanley Robinson, die das Spektrum sozialistischer und anarchistischer Theorieströmungen und Realexperimente umfassend aufgenommen hat.

Der Initial-Schwerpunkt Sozialismus auf dem Mars handelt von Science-Fiction-Expeditionen in die Welt der Utopien, des Massenbewußtseins, der kollektiven Sehnsüchte und Erfahrungen. Christoph Spehr untersucht die filmische Rezeption von Revolutions- und Transformationstheorie in „Matrix“. Annette Schlemm entwickelt, sich u.a. beziehend auf Kim Stanley Robinsons Mars-Trilogie, Umrisse einer zeitgenössischen emanzipatorischen Utopie. Wladislaw Hedeler analysiert Bogdanows Mars-Romane und ihr Verhältnis zu dessen politischen und wissenschaftlichen Aktivitäten. Antje Schrupp geht den Veränderungen von Frauendarstellungen in Science Fiction und den Wandlungen im Feminismus nach. Jakob Schmidt zeigt anhand der TV-Serie „Dark Angel“, einem kapitalismuskritischen Highlight aus der Schmiede des „Terminator“-Erfinders James Cameron, die Widersprüche zwischen Utopien künstlich veränderter Körper und den Identitätssehnsüchten ihrer Träger. Bartholomäus Figatowski schließlich befaßt sich mit den „soziologischen Modellbildungen“ in zwei zentralen Romanen von Stanis?aw Lem und arbeitet deren totalitarismuskritische Implikationen heraus.

Fast alle Beiträge sind aus Vorträgen des vierten „Out of this world“-Kongresses hervorgegangen, der vom 1. bis 3. Oktober 2004 in Berlin stattfand. „Out of this world“ ist eine Kongreßreihe und ein Projektzusammenhang, der sich den Verbindungen zwischen Science Fiction, Politik und Utopie verschrieben hat. Getragen wird das Projekt von Intkom e.V. Bremen in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die Beiträge der ersten drei Kongresse sind in zwei Buchveröffentlichungen erschienen1, dieses Initial-Heft tritt ihre Nachfolge an. Der nächste Kongreß ist für das Frühjahr 2006 geplant.2

Lutz Kirschner, Christoph Spehr

Anmerkungen
1 Petra Mayerhofer, Christoph Spehr (Hg.): Out of this world! Beiträge zu Science-Fiction, Politik & Utopie, Hamburg 2002; Lutz Kirschner, Christoph Spehr (Hg.): Out of this world! reloaded, Neue Beiträge zu Science-Fiction, Politik & Utopie, Berlin 2004.
2 Aktuelle Informationen über: http://ootw4.org

„Ostdeutschland“
in Berliner Debatte Initial

Seit ihrer Gründung widmet die Zeitschrift dem Thema Ostdeutschland besondere Aufmerksamkeit. In den kommenden Heften wollen wir dieses Thema weiter ausbauen. Wir haben uns vorgenommen, alle wichtigen sozialwissenschaftlichen Befunde, Diskussionen und Probleme aufzugreifen, die sich dem gesellschaftlichen Wandel, dem Aufbau Ost und der Rolle des Ostens in Deutschland und Europa widmen. Insbesondere wollen wir mit eigenen Beiträgen in die Debatten um Stagnation und Fortschritt, um den Umbau der Arbeitsgesellschaft, die demographischen Veränderungen, die Probleme des Schrumpfens eingreifen.

Berliner Debatte Initial arbeitet im Netzwerk Ostdeutschlandforschung mit und moderiert eine Informationsseite zur sozialwissenschaftlichen Forschung über Ostdeutschland im Internet. Ein- bis zweimal jährlich wird ein Forschungsbericht „Ostdeutschland“ erscheinen , der problemorientiert wichtige Beiträge aber auch Forschungsdesiderata aufzeigen wird. Vorgesehen ist auch eine Jahres-CD mit wichtigen Beiträgen zur Ostdeutschlandforschung. Damit soll dem derzeitigen „Rückbau“ der Ostdeutschlandforschung entgegengewirkt werden.

Die Informationsseite wollen wir unter Mitwirkung von Lesern gestalten. Sie können ihre Hinweise und Kommentare zu wichtigen Publikationen, Projekten und Forschungsergebnissen künftig an die E-Mailadresse ostdeutschland@berlinerdebatte.de schicken, und Sie werden aktuelle Informationen im In-ternet (www.ostdeutschlandforschung.de) finden können.

Am 8. April 2005 findet der erste Workshop des Netzwerks Ostdeutschlandforschung statt. Informieren Sie sich auf unserer Webseite. Dort können Sie auch das Call for Papers und die dazu eingegangenen Beiträge lesen bzw. herunterladen.

Rainer Land

Inhaltsverzeichnis

Heft 2005-1
Sozialismus auf dem Mars
Zusammengestellt von Lutz Kirschner und Christoph Spehr

Editorial, 2

Christoph Spehr, „... daß früher oder später jemand gegen sie kämpfen muß.“ Revolution und Transformation in „Matrix“, 4

Annette Schlemm, Vom Mars zur Erde. Ein Plädoyer für die Aktualisierung des Utopischen, 20

Wladislaw Hedeler, Alexander Bogdanows Mars-Romane als kommunistische Utopie, 29

Antje Schrupp, Frauen und Aliens, 43

Jakob Schmidt, Besorg dir ein Leben! Körperpolitik und Subjekt- konstruktion von Cyborgs in der Fernsehserie „Dark Angel“, 55

Bartholomäus Figatowski Antich, Betrisierung und Chemokratie. Stanis?aw Lems literarisches ABC des Totalitarismus und seiner Tarnkappen, 65

*

Ulrich Busch, Aufbau Ost – Bilanz und Perspektiven, 79

Jannis Johann, Reföderalisierung vs. Zentralisierung. Die Debatte um den Kulturföderalismus, 91

Besprechungen und Rezensionen

Frank den Hertog: Minderheit im eigenen Land? Zur gesellschaftlichen Position der Ostdeutschen in der gesamtdeutschen Realität
Rezensiert von Jörg Nicht, 104

Christine Hannemann: Marginalisierte Städte. Probleme, Differenzierungen und Chancen ostdeutscher Kleinstädte im Schrumpfungsprozeß
Rezensiert von Bettina Reimann, 107

Klaus Roth: Genealogie des Staates. Prämissen des neuzeitlichen Politikdenkens
Rezensiert von Friedrich Tomberg, 109

Ankündigung
VI. Internationaler Kongreß für Interkulturelle Philosophie „Dominanz der Kulturen und Interkulturalität“ 54

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