Die „Blätter“ werden 50
Jubiläumsfeier und Jubiläumsheft
Vor 50 Jahren, am 25. November 1956, erschien die erste Ausgabe der Blätter für deutsche und internationale Politik, damals noch im phänomenalen Umfang von 32 Seiten. Heute bieten die Blätter Monat für Monat auf 128 Seiten politische Kommentare, Analysen und Alternativen. Sie werden herausgegeben von einem Herausgeberkreis aus renommierten Persönlichkeiten, von Norman Birnbaum über Jürgen Habermas bis zu Jens Reich.
Aus Anlass des 50jährigen Erscheinens laden Redaktion und Verlag herzlich zur Jubiläumsfeier am 24. November in das Palais der Kulturbrauerei in Berlin ein.
Ab 18 Uhr wird zunächst die taz-Korrespondentin Bettina Gaus, Tochter des langjährigen Blätter-Mitherausgebers Günter Gaus, die Rolle kritischer Öffentlichkeit in Zeiten medialer Stromlinienförmigkeit beleuchten. Anschließend werden die beiden Blätter-Herausgeber Micha Brumlik und Rudolf Hickel die politische Lage ins Visier nehmen.
Außerdem wird natürlich gebührend gefeiert – mit Sekt, Buffet und allem, was dazu gehört. http://www.blaetter.de/jubilaeum.php
Das Jubiläumsheft
„Wahrhaft unabhängig, an keine Parteiideologie und kein Geschäftsinteresse gebunden“, sollten die Blätter laut ihres ersten Editorials aus dem Jahre 1956 sein – und ganz in diesem Sinne beschäftigt sich die im Eigenverlag der Redakteure erscheinende Monatszeitschrift auch heute mit den großen Themen der deutschen und internationalen Politik.
Im jetzt erschienenen Jubiläumsheft 11/2006 konkret zu folgenden Schwerpunkten:
Populismus und die Krise der Demokratie, Staat in Afrika, Linkswende in Lateinamerika, Recht in China, die Vernunft des Papstes und ein Jahr große Koalition
Mit Beiträgen von Erhard Eppler, Karin Priester, Robert Misik, Franz Ansprenger, Gerhard Drekonja-Kornat, Sabine von Schorlemer u.v.a.
Das Heft wird am 1. November ausgeliefert. Gerne senden wir Ihnen schon jetzt einzelne Artikel zu. Bei Abdruckwünschen, auch vorab, wenden Sie sich bitte an die „Blätter“-Redaktion: redaktion@blaetter.de oder 030/3088-3643 (Annett Mängel).
Karin Priester Der Populismus des 21. Jahrhunderts
Die Demokratie in der Krise, der Populismus auf dem Vormarsch. So lautet, kurzgefasst, eine gängige Prognose für das globalisierte 21. Jahrhundert. Was aber zeichnet den „modernen“ Populismus aus? Karin Priester, Professorin für Politische Soziologie an der Universität Münster, weist nach, dass der Adressat des heutigen „Populismus“ weniger „das Volk“ ist als vielmehr der angeblich mündige Bürger. Dieser müsse vor dem freiheitsfeindlichen Staat in Schutz genommen werden, fordert der neue Populismus als „Dritter Weg von rechts“.
Erhard Eppler Was heute links ist
Im Zuge der marktliberalen Globalisierung verliert die Politik zunehmend an Macht. Vor diesem Hintergrund analysiert Erhard Eppler, Entwicklungsminister a.D. und langjähriger Vorsitzender der SPD-Grundwertekommission, die heutigen Möglichkeiten und Voraussetzungen linker Politik. Für die Politik im Allgemeinen und die der Linken im Besonderen gelte es, das Primat der Ökonomie zurückzudrängen und dem Staat größere Handlungsspielräume zurückzuerobern – im Dienste seiner Bürgerinnen und Bürger.
Christoph Butterwegge Großzügig kleinkariert: Ein Jahr schwarz-rote Sozialpolitik
Ein Jahr nach dem Regierungsantritt der großen Koalition analysiert Christoph Butterwegge, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Köln, die bisherigen sozialpolitischen Maßnahmen. Seine Bilanz: Durch forcierte Einschnitte in das System der sozialen Sicherheit wird die Situation der sozial Schwachen weiter verschärft – und das Gemeinwesen immer mehr in einen starken Wohlfahrtsmarkt und einen schwachen Wohltätigkeitsstaat gespalten
Martin Kutscha und Olaf Winkel Vermarktung des Geistes Anmerkungen zur Hochschulreform
Reformiert wird das bundesdeutsche Hochschulsystem schon seit den 60er Jahre. In den letzten Jahren haben die Reformbestrebungen allerdings eine bislang nicht gekannte Dynamik gewonnen. Die Professoren für Recht und und Wirtschaft, Martin Kutscha und Olaf Winkel, zeichnen nach, wie seit der Erklärung von Bologna zielstrebig die Ökonomisierung des Wissens in der „European Higher Education Area“ betrieben wird.
Franz Ansprenger Afrikas Erblast Der Kampf um Staat und Demokratie
In Europa wird Afrika zunehmend mit Demokratieversagen und Staatszerfall gleichgesetzt. Franz Ansprenger, Professor em. für Politische Wissenschaft an der Freien Universität Berlin und anerkannter Afrika-Experte, zeichnet einen anderen Weg. Er analysiert die aktuellen „Anklagen“ – Genozid, Populismus, Korruption und Tribalismus – vor dem Hintergrund des kolonialen Erbes. Sein Fazit: Nur durch die gezielte Förderung demokratischer Strukturen hat der Kontinent noch eine Zukunft.
Gerhard Drekonja-Kornat Das Ende Lateinamerikas?
Lateinamerika ist in Bewegung; viele Länder haben in den letzten Jahren progressive Präsidenten gewählt. Kann man deshalb von einer „Linkswende“ auf dem Subkontinent sprechen? Gerhard Drekonja-Kornat, Professor für außereuropäische Geschichte an der Universität Wien, analysiert die neuen Entwicklungen, von Chile über Brasilien bis Venezuela, in einem Kontinent vor der Entscheidung – zwischen „Monroismo“ und „Bolivarismo“.
Björn Ahl Ein Rechtsstaat chinesischen Typs? Zur Verfassungsentwicklung in der Volksrepublik China
China ist laut Verfassung ein „sozialistischer Rechtsstaat“. Doch was bedeutet dies konkret? Björn Ahl, Assistant Professor an der School of Law der City University of Hongkong, diskutiert die Widersprüchlichkeiten der Herausbildung eines Rechtssystems in der Ein-Parteien-Diktatur. Befindet sich die Volksrepublik auf dem Weg in einen „neo-autoritären Rechtsstaat“?
Die Vernunft des Papstes Clemens Knobloch: Strategisch glauben Christoph Fleischmann: Stellvertreter der Vernunft auf Erden
Die Rede des Papstes an der Universität Regensburg hatte Proteststürme in weiten Teilen der islamischen Welt zur Folge. Die folgende aufgeregte Debatte um das Verhältnis von Islam und Gewalt überlagerte jedoch den eigentlichen Inhalt der Rede, nämlich das Verhältnis von Vernunft und Glauben im Allgemeinen und zum Katholizismus im Besonderen. Der Kommunikationswissenschaftler Clemens Knobloch beschäftigt sich mit der strategischen Ausrichtung der Papst-Rede und der Theologe Christoph Fleischmann analysiert, was Benedikt XVI. tatsächlich unter Vernunft und Aufklärung versteht.
Außerdem:
„Kollateralschaden Demokratie“ – Albrecht von Lucke bilanziert ein Jahr Schwarz-Rot und zehn Jahre „Ruck“-Propaganda Albert Scharenberg sieht „Die Linke“ an der Wegscheide Annett Mängel analysiert die rechte „Normalität“ nach dem NPD-Erfolg in Mecklenburg-Vorpommern Vor dem Bericht der Biedenkopf-Kommission plädiert Heinz-J. Bontrup für „Mehr Wirtschaftsdemokratie wagen“ Anlässlich des nordkoreanischen Atomwaffentests skizziert Thomas Mättig die schwarze Zukunft des Atomwaffensperrvertrags Robert Misik analysiert die Lage in „Österreich nach dem Schüsselismus“ 50 Jahre nach der Niederschlagung des Ungarn-Aufstands untersucht Matthias Eickhoff das gespaltene Land auf seine Lebenslügen Sabine von Schorlemer untersucht die Posse um die Dresdner Waldschlösschenbrücke und das UN-Weltkulturerbe Nach dem Kauf von YouTube durch Google diskutiert Ulrich Dolata Geschäftsmodelle im Web 2.0 * William Pfaff analysiert die verheerende Lage für Präsident Bush vor den US-Kongresswahlen
Wir dokumentieren, erstmalig in deutscher Übersetzung, die letzte, bilanzierende Rede von UN-Generalsekretär Kofi Annan vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen.
http://www.blaetter.de/
Inhaltsverzeichnis
EDITORIAL 50 Jahre „Blätter“
KOMMENTARE UND BERICHTE
Kollateralschaden Demokratie von Albrecht von Lucke S. 1287
„Die Linke“ an der Wegscheide von Albert Scharenberg S. 1291 Ganz normal rechts von Annett Mängel S. 1295
Mehr Wirtschaftsdemokratie wagen von Heinz-J. Bontrup S. 1298
Schöne neue Nuklearordnung von Thomas Mättig S. 1301
Österreich nach dem Schüsselismus von Robert Misik S. 1304
Ungarn: Von Lüge und Spaltung von Matthias Eickhoff S. 1308
Die Dresdner Brücken-Posse von Sabine von Schorlemer S. 1312
KOLUMNE
Ein Sieg, zwei Niederlagen von William Pfaff S. 1316
MEDIENKRITIK
Sonntagsplage von Daniel Leisegang S. 1318
ANALYSEN UND ALTERNATIVEN
Der Populismus des 21. Jahrhunderts von Karin Priester S. 1319
Was heute links ist von Erhard Eppler S. 1335
Großzügig kleinkariert Eine Jahresbilanz der schwarz-roten Sozialpolitik von Christoph Butterwegge S. 1343
Vermarktung des Geistes Anmerkungen zur Hochschulreform von Martin Kutscha und Olaf Winkel S. 1351
Afrikas Erblast Der Kampf um Staat und Demokratie von Franz Ansprenger S. 1362
Das Ende Lateinamerikas? Von Gerhard Drekonja-Kornat S. 1373
Ein Rechtsstaat chinesischen Typs? Zur Verfassungsentwicklung in der VR China von Björn Ahl S. 1380
Die Vernunft des Papstes Strategisch glauben von Clemens Knobloch S. 1389
Stellvertreter der Vernunft auf Erden von Christoph Fleischmann S. 1393
WIRTSCHAFTSINFORMATION
Geschäftsmodelle im Web 2.0 von Ulrich Dolata S. 1398
DOKUMENTE ZUM ZEITGESCHEHEN
Die gespaltene Welt: Eine Bilanz nach zehn Jahren Rede von UN-Generalsekretär Kofi Annan zur Eröffnung der Generaldebatte des 61. Plenums der Vereinten Nationen am 19. September 2006 S. 1401
CHRONIK
Chronik des Monats September 2006 S. 1405
# Heftbestellung: http://www.blaetter.de/bestellung.php?poi=3&heft=11/20062006
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Mit freundlichen Grüßen
Ihre „Blätter“-Redaktion