WerkstattGeschichte 16 (2007), 46

Titel der Ausgabe 
WerkstattGeschichte 16 (2007), 46
Zeitschriftentitel 
Weiterer Titel 
Tanten

Erschienen
Essen 2007: Klartext Verlag
Erscheint 
erscheint dreimal im Jahr
Anzahl Seiten
126 S.
Preis
Abo 37,00 Euro (10,25 Euro je Heft zzgl. Versandkosten, 14,00 € je Einzelheft)

 

Kontakt

Institution
WerkstattGeschichte
Land
Deutschland
c/o
transcript Verlag, Hermannstraße 26, 33602 Bielefeld, Tel. +49 521 393797 0, Fax: (0521) 39 37 97 - 34
Von
Miriam Rürup

Werte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Leserinnen und Leser,
am 16. Januar diesen Jahres erschien auf dieser Liste ein Tagungsbericht über "Tanten, Nichten, Schwestern und Cousinen / Onkel, Neffen, Brüder und Cousins: Beiträge zu politischen, ökonomischen und kulturellen Dimensionen von Verwandtschaft im frühneuzeitlichen Europa betrachtet aus transkultureller Perspektive". Zehn Monate später nun liegt ein neues Heft von WerkstattGeschichte vor, das in seinem Themenschwerpunkt Beiträge aus jener Tagung vereint.
Wir wünschen Ihnen hierbei und bei den anderen Artikeln der Ausgabe angenehme und interessierte Lektüre,
mit besten Wünschen,
Ihre Redaktion

WerkstattGeschichte 46: Tanten, 16. Jg., Oktober 2007

Editorial
"Tanten"

Die theoretischen Gesellschaftsentwürfe des 19. Jahrhunderts haben Verwandtschaft als biologische oder rechtliche Struktur betrachtet, Verwandtschaft und verwandtschaftliche Bindungen zu einem Konzept traditioneller Gesellschaften erklärt und »von der rationalen Zweckgerichtetheit moderner Vergesellschaftung unterschieden«. Wenn die politische Bedeutung von Verwandtschaft in diesen gesellschafts- und sozialpolitischen Entwürfen negiert wurde, so hat die neuere Forschung gerade die strukturbildende Funktion von historischen Verwandtschaftsgefügen für politisches und ökonomisches Handeln sichtbar gemacht.
In diesem Heft zum Thema »Tanten« greifen wir kulturwissenschaftliche Diskussionen auf, in denen Verwandtschaft – nicht nur in frühneuzeitlichen Gesellschaften – als ein soziales Gefüge verstanden wird, das in ökonomischen, politischen und sozialen Zusammenhängen, nicht zuletzt bei der Übertragung von Herrschaft und Besitz, wirkungsmächtig, erfahrbar und beschreibbar wird. Michaela Hohkamp – die Herausgeberin des Thementeils dieses Hefts – stellt in ihrem einleitenden Beitrag dar, welche Potenziale eine Verwandtschaftsforschung hat, die ihre Perspektive wechselt vom Fürst, Vater und erstgeborenen Sohn auf das Gefüge um Tanten, Onkel, Nichten und Neffen. Sylvia Schraut, Stefanie Walther und Margareth Lanzinger erproben diesen Blick anhand konkreter Akteure und Akteurinnen in verschiedenen Verwandtschaftskonstellationen und Epochen. Sylvia Schraut fragt nach der Rolle der Onkel und Tanten, Brüder und Schwestern im Familienverband des Hauses Schönborn, einem stiftsfähigen, katholischen Adelsgeschlecht im 17. und 18. Jahrhundert.
Stefanie Walther untersucht die Beziehung zwischen Elisabeth Ernestine von Sachsen-Meiningen und ihrem Bruder Anton Ulrich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und diskutiert die verwandtschaftlichen Beziehungen und die damit verbundenen Praktiken mit dem Blick auf Elisabeth Ernestine als Tante, Schwester und Schwägerin. Margareth Lanzinger schließlich analysiert Ehen in der Schwägerschaft und nahen Blutsverwandtschaft als »Reparaturehen« im Kontext der Übertragung von Besitz und Vermögen in Tirol und Vorarlberg im 19. Jahrhundert.
Im Mittelteil des Hefts arbeitet Rüdiger Ritter in seiner Fallstudie zu Bremerhaven in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten alltägliche Interaktionen zwischen der Bremerhavener Bevölkerung und den in Bremerhaven stationierten amerikanischen Truppen heraus.
Anhand konkreter Orte – Kneipen und Vergnügungslokale – zeichnet Ritter eine bis heute im kulturellen Gedächtnis Bremerhavens verankerte positive und nachhaltige Erfahrung der Präsenz der amerikanischen Streitkräfte nach.
Der Vergleich als historische Methode gilt in der Geschichtswissenschaft seit geraumer Zeit als Erfolg versprechendes Verfahren zur Rekonstruktion historischer Gesellschaften. Ulrich Wyrwa diskutiert in seinem Debattenbeitrag konzeptionelle Fragen des vergleichenden Arbeitens anhand seiner eigenen Untersuchungen zu Emanzipation und Antisemitismus in Deutschland und Italien.
In der Filmkritik beschäftigt sich Johannes von Moltke mit dem Propagandafilm Heimkehr (Gustav Ucicky) aus dem Jahr 1941, der von Joseph Goebbels selbst lanciert wurde. Der Film arbeitet mit Bildern und Motiven, die an die gleichzeitige Verfolgung von Juden und Polen durch die Deutschen selbst erinnern.
Mit einer kleinen Wanderausstellung befasst sich die Expo-Kritik. Diese wandert gegenwärtig durch die neuen Bundesländer und will Fragen zum Antisemitismus in der DDR provozieren. Das Besondere daran ist, dass Schülerinnen und Schüler die Texte geschrieben, die Dokumente und Fotos zusammen getragen haben.

Michaela Hohkamp und die Redaktion

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

WerkstattGeschichte 46 (2007)

Editorial 3

Thema
Michaela Hohkamp
Tanten: vom Nutzen einer verwandtschaftlichen Figur für die Erforschung
familiärer Ökonomien in der Frühen Neuzeit 5

Sylvia Schraut
Eine Familie ist mehr als die Summe ihrer Mitglieder – Verwandtschaftsbeziehungen
im katholischen stiftsfähigen Reichsadel 13

Stefanie Walther
Zwischen Emotionen und Interessen – Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen als Schwester, Schwägerin und Tante 25

Margareth Lanzinger
Tanten, Schwägerinnen und Nichten – Beziehungsgefüge, Vermögenskonflikte und ›Reparaturehen‹ oder: Linie und Paar in Konkurrenz 41

WERKSTATT
Rüdiger Ritter
Kulturaustausch am Kneipentresen. Zu Prozessen der Amerikanisierung in Bremerhaven in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten 55

DEBATTE
Ulrich Wyrwa
Aus der Werkstatt des Vergleichs: Emanzipation und Antisemitismus in Deutschland und Italien 65

FILMKRITIK
Johannes von Moltke
Projektionen der Gewalt: Heimkehr (Gustav Ucicky, 1941) 74

EXPOKRITIK
Annette Leo
»Das hat’s bei uns nicht gegeben«
Antisemitismus in der DDR 87

REZENSIONEN + ANNOTATIONEN
Sheilagh Ogilvie
A Bitter Living. Women, Markets, and Social Capital (Silke Törpsch) 91

Ulrich Rosseaux
Freiräume. Unterhaltung, Vergnügen und Erholung in Dresden
(B. Ann Tlusty) 93

Michel Grunewald/Uwe Puschner (Hg.)
Das konservative Intellektuellenmilieu
(Morten Reitmayer) 94

Britta Konz
Bertha Pappenheim: Jüdische Tradition
und weibliche Emanzipation
(Corinna Oesch) 97

Uta Hinz
Gefangenschaft im Großen Krieg
Jochen Oltmer (Hg.)
Kriegsgefangene im Europa des
Ersten Weltkriegs (Frank Biess) 98

Moritz Föllmer/Rüdiger Graf (Hg.)
Die »Krise« der Weimarer Republik.
(Kirsten Heinsohn) 101

Thomas Kühne
Kameradschaft (Matthias Schöning) 103

Susanne Ramm-Weber
Mit der Sichel in der Hand
(Carmen Scheide) 105

Wolf Gruner
Widerstand in der Rosenstraße (Akim Jah) 107

Susanne Kreutzer
Vom »Liebesdienst« zum modernen
Frauenberuf (Gisela Notz) 108

Karin Hunn
Die Geschichte der türkischen »Gastarbeiter«
(Monika Mattes ) 110

Johannes von Moltke
Heimat in German Cinema
(Natalie Scholz) 112

Christina von Hodenberg
Konsens und Krise (Christiane Streubel) 115

Detlef Siegfried
Time Is on My Side (Miriam Gebhardt) 116

Roswitha Muttenthaler/Regina Wonisch
Gesten des Zeigens
(Uschi Bender-Wittmann) 118

Joan W. Scott
Parité! Sexual Equality and the Crisis of
French Universalism (Dagmar Reese ) 120

ABSTRACTS 123
Autoren und Autorinnen 126

Weitere Hefte ⇓
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger