Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit Band 12 (2008), Heft 3-4

Titel der Ausgabe 
Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit Band 12 (2008), Heft 3-4
Weiterer Titel 

Erschienen
Frankfurt am Main 2008: Vittorio Klostermann
Erscheint 
Anzahl Seiten
192 S.
Preis
Kt € 36.-

 

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Institution
Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit
Land
Deutschland
c/o
*Redaktionelle Zuschriften und Manuskripte:* Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften Johann Wolfgang Goethe-Universität, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main *Anzeigen und Bezug:* Verlag Vittorio Klostermann, Postfach 900601, 60446 Frankfurt am Main.
Von
Engel,Gisela

Inhaltsverzeichnis

Aus dem Inhalt

Sylvie Taussig: Introduction à Gabriel Naudé, Discours sur les divers incendies du Mont Vésuve, et particulièrement sur le dernier qui commença le 16 décembre 1631

Le Discours sur les divers incendies du Mont Vésuve, et particulièrement sur le dernier qui commença le 16 décembre 1631 dont nous proposons la première édition moderne est attribué à Gabriel Naudé (1600–1653), qui fut le bibliothécaire de Mazarin et l’une des figures les plus reconnues du «libertinage érudit», avec toutes les précautions dont il faut entourer cette classification. Ce texte, un des rares témoignages français sur le sujet parmi des dizaines de récits contemporains, paraît, au premier abord, s’inscrire de façon exemplaire dans ce courant d’idées. En effet, Naudé prône les méthodes liées aux nouveaux savoirs pour décrire cette catastrophe naturelle et instruit une critique érudite de l’explication traditionnelle du phénomène, fondée sur des spéculations théoriques et des chaînes d’autorité; enfin, il étudie la terreur pour elle-même, les mécanismes de la superstition et son instrumentalisation par le pouvoir. L’analyse précise de cette relation, dont la publication se fait dans un complet et surprenant anonymat, nous introduit du même coup au cœur de la «méthode» de Naudé, nous découvre de ses artifices et nous conduit à remettre en question son rapport avec la tradition authentique du libre examen dans laquelle on l’inscrit toujours et dont on veut qu’il soit un des fondateurs.
Der Discours sur les divers incendies du Mont Vésuve, et particulièrement sur le dernier qui commença le 16 décembre 1631 [Abhandlung über die verschiedenen Ausbrüche des Vesuv, insbesondere über den letzten, der am 16. Dezember 1631 begann], den wir hier erstmals neu herausgeben, wird Gabriel Naudé (1600-1653) zugeschrieben. Er war Bibliothekar Mazarins und einer der bedeutendsten Vertreter des libertinage érudit, auch wenn man solche Klassifizierungen mit Vorsicht verwenden sollte. Dieser Text, einer der seltenen französischen Beiträge unter Dutzenden zeitgenössischer Berichte zu diesem Thema, scheint sich auf den ersten Blick vorbildlich in diese Strömung einzufügen. Tatsächlich predigt Naudé die Methoden der neuen Wissenschaften, um diese Katastrophe zu beschreiben, und entwickelt eine gelehrte Kritik der traditionellen Erklärung des Phänomens, indem er theoretische Spekulationen anstellt und sich auf diverse Autoritäten beruft. Letzten Endes untersucht er, was das Wesen des Schreckens ausmacht, wie die Mechanismen des Aberglaubens funktionieren und wie sie durch die Mächtigen instrumentalisiert werden. Naudés präzise Analyse dieser Zusammenhänge, deren Veröffentlichung überraschenderweise anonym erfolgte, zeigt uns zugleich den Kern seiner “Methode”, präsentiert uns seine Kunstfertigkeit und bringt uns dazu, sein Verhältnis zur authentischen Tradition des libre examen in Frage zu stellen, mit der man ihn gewöhnlich assoziiert und als deren Mitbegründer er gilt.
Gabriel Naudé: Discours sur les divers incendies du mont Vesuve (Paris 1632) (texte édité et annoté par Sylvie Taussig)

Claus Zittel: La terra trema. Unordnung als Thema und Form im frühneuzeitlichen Katastrophengedicht (ausgehend von Martin Opitz Vesuvius)

Opitz "Vesuvius. Poema Germanicum 1633" in Breslau als Einzeldruck veröffentlicht, ist eine der bedeutendsten Dichtungen des 17. Jahrhunderts. Dennoch tat sich die Forschung bislang schwer, einen geeigneten Zugang zu diesem Gedicht zu finden und hat es z.B. als zu 'wissenschaftlich' abgelehnt. Ausgehend von grundsätzlichen Überlegungen zum frühneuzeitlichen Katastrophengedicht wird in diesem Essay Opitz' poetischer Umgang mit naturkundlichen Wissen in seiner Eigenart beschrieben, in seinem wissenskulturellen Umfeld verortet, und neu bewertet.

Gerd Grübler: Erkenntnisskepsis, Geschichtspessimismus und die Neue Wissenschaft im England des 17. Jahrhunderts

Der Aufsatz verfolgt die Frage, wie die "Neue Wissenschaft" im England des 17. Jahrhunderts mit dem geistigen Stimmungswandel vom Pessimismus zum Optimismus verbunden war. Der Pessimismus wird anhand des zu Beginn des Jahrhunderts in der Literatur weit verbreiteten decay-Motives belegt. Danach wird gezeigt, wie wichtige Akteure der "Wissenschaftlichen Revolution" (Robert Boyle, John Wilkins und Joseph Glanvill) dem Denkmuster der Physikotheologie unterstehen und wie sie es schaffen, auf dieser Grundlage die "Neue Wissenschaft" als optimistische Weltanschauung sowie als religiöse Praxis zu etablieren. Es wird plausibel gemacht, dass die "Wissenschaftliche Revolution" zugleich als eine religiöse Reformation betrachtet werden muss – und nicht etwa als eine Abkehr von der Religion. Damit werden, in Ergänzung der jüngeren soziologisch geprägten Wissenschaftsgeschichtsschreibung und Wissenschaftsphilosophie, die existenziellen emotionalen und motivationalen Ursprünge der Wissenschaftsentwicklung betont und herausgearbeitet.

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