Historische Sozialkunde 41 (2011), 4

Titel der Ausgabe 
Historische Sozialkunde 41 (2011), 4
Weiterer Titel 
Sinnbild – Nutztier – Schauobjekt. Tiere in historischer Perspektive

Erschienen
Erscheint 
vierteljährlich
Anzahl Seiten
48 S.
Preis
€ 5,00 + Versandkosten

 

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Institution
Historische Sozialkunde: Geschichte, Fachdidaktik, politische Bildung
Land
Austria
c/o
Die Zeitschrift wurde Ende des Jahres 2018 eingestellt. Der "Verein für Geschichte und Sozialkunde" ist seit Juni 2019 aufgelöst. Ein Kontakt zu den ehemaligen Herausgebern ist nicht mehr möglich.
Von
Fuchs, Eduard

Jede Kultur entwickelte eine unterschiedliche Einstellung zum Tier. In den Jäger- und Sammlergesellschaften bis zum Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren stellten wildlebende Tiere und wildvorkommende Pflanzen Nahrung und Rohstoff dar. Diese Form der Subsistenzwirtschaft ermöglichte ein Überleben, solange die Bevölkerungszahl klein blieb. Das Ende der Eiszeit führte zu einer sozio-ökonomischen Umwälzung: Pflanzen und Tiere wurden domestiziert, um die Versorgung der rasch anwachsenden Bevölkerungszahl zu ermöglichen. Mit der Verschiebung von der Jagd zur Landwirtschaft änderte sich das Verhältnis Mensch - Tier grundlegend. Das domestizierte Tier war nun völlig vom Menschen abhängig; als Haustier ist es dem Willen des Menschen unterworfen. Gleichzeitig wurden bestimmte Tiere in bestimmten Regionen humanisiert. Tiere wurden nun in privilegierte und ausgebeutete eingeteilt: die einen werden gefüttert und verhätschelt, die anderen verarbeitet.

Im vorliegenden Themenheft setzen sich Ingrid Matschinegg und Gerhard Jaritz unter Bezugnahme auf zahlreiche enzyklopädische Werke mit ‚Tierischem Interesse‘ im Mittelalter auseinander.

Isabella Nicka zeigt, wie sich anhand diverser Bildquellen des Mittelalters die unterschiedlichen Beziehungen zwischen Mensch und Tier ablesen lassen und skizziert das visuelle Analogiesystem, in welches die Darstellungen eingebunden sind. Die Charakterisierungen der Tiere variieren in diesen bildlichen Quellen je nach Bezugspunkt und ausschließlich negativ oder positiv konnotierte Tiere sind eher selten.

Elisabeth Vavras Beitrag widmet sich dem Angebot tierischer Nahrung auf den mittelalterlichen Tellern. Während bei den Feierlichkeiten der Eliten exorbitante Mengen an Fleisch verzehrt wurden, war bei der bäuerlichen Bevölkerung der Fleischgenuss den Festtagen vorbehalten. Insgesamt waren Viehhaltung und Viehzucht existenzieller Bestandteil vormoderner Agrargesellschaften.

Christina Wessely liefert einen Überblick über die Geschichte von Tierschaustellungen im deutschsprachigen Raum seit der Mitte des 18. Jahrhundert und versucht zu zeigen, dass der Übergang von der barocken Menagerie zum Zoologischen Garten und dem modernen Tierpark keine bruchlose Entwicklung darstellt. Fürstliche Menagerien, Zoologische Gärten und Tierparks waren weder ausschließlich Räume der Wissenschaft noch Unterhaltungsorte, sondern zogen ein äußerst heterogenes Publikum an, das mit je unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen diese Orte besucht hat.

Im abschließenden Fachdidaktikbeitrag versucht Thomas Hellmuth den gesellschaftlichen Kontext von „Tierbildern“ zu thematisieren. Zentral ist dabei die Frage, wie sich das Verhältnis des Menschen gegenüber Tieren wandelt. Damit im Zusammenhang werden Tiere als Symbole und als Mittel zur „Zurichtung“ von Menschen betrachtet. Im Mittelpunkt der didaktischen Annäherung stehen dabei Konzeptuelles Lernen, Gegenwarts- und Zukunftsbezug, Handlungsorientiertes und Exemplarisches Lernen sowie die Förderung von historischer und politischer (De-)Konstruktions- und Urteilskompetenz bei den Jugendlichen.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Einleitung S 2-3

Ingrid Matschinegg
Tierkunde im Mittelalter
Tiere im Interessensfeld zwischen christlicher Heilslehre und profaner Wissenschaft, S 4-10

Isabella Nicka
Von Tieren und Menschen
Ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht im Lichte visueller Medien im Spätmittelalter S 11-17

Gerhard Jaritz
Affen und ihre Rolle in der mittelalterlichen Gesellschaft, S 18-21

Elisabeth Vavra
Von fleischlichen Genüssen
Tiere als Nahrungslieferanten, S 22-29

Christina Wessely
Menagerie, Zoologischer Garten, Tierpark
Tierschaustellungen im deutschsprachigen Raum vom Barock bis ins 20. Jahrhundert, S 30-36

Fachdidaktik

Thomas Hellmuth
Funktion und Wandel von „Tierbildern“
Didaktische Variationen zu einem ungewöhnlichen Thema, S 37-47

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