Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung, 20 (2011), 1–4

Titel der Ausgabe 
Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung, 20 (2011), 1–4
Weiterer Titel 
„Schreiber bin ich, Worte-Macher…“ Die veilen Gesichter des Friedrich Heer, 1916–1983

Erscheint 
jährlich
ISBN
978-3-902167-13-2
Anzahl Seiten
157 S.
Preis
€ 17,50

 

Kontakt

Institution
Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung
Land
Austria
c/o
Österreichisches Volkshochschularchiv, Kürschnergasse 9, HdB, 1210 Wien z.H. Dr. Christian H. Stifter Tel.: +43 1/89 174-156 000 Fax: +43 1/89 174-356 000
Von
Stifter, Christian H.

Sich dem Leben und Werk von österreichischen Intellektuellen zu widmen, kommt angesichts hiesiger Verhältnisse einer doppelten Spurensuche gleich: Zum einen, weil gelehrte Leitfiguren – nach dem katastrophalen Brain drain durch Austrofaschismus und Nationalsozialismus – äußerst rar geworden sind, sodass es zuweilen den Anschein hat, sie wären angesichts des mangelnden öffentlich-kritischen Diskurses entweder völlig abhanden gekommen oder in halbprivate Teilöffentlichkeiten abgedrängt und aufgrund dieses, für freischwebend-kritische Geister nicht gerade förderlichen Habitats zu Lebzeiten eben oft nur in austriakischen Zerrformen („sinistre Lamentierer“, „Originale“ et cetera) anzutreffen. Zum anderen bedeutet die Auseinandersetzung mit herausragenden Intellektuellen dieses Landes immer auch ein Nachspüren der Umstände ihrer Marginalisierung, ein Ergründen ihres Schattendaseins sowie ein kritisches Hinterfragen der Vereinnahmungsversuche beziehungsweise heroischen Stilisierungen. Mit anderen Worten: eine vielschichtige Spurensuche nach den spezifischen Ambivalenzen des „Kampfes um die österreichischen Identität“ (Friedrich Heer).

All dies wären bereits ausreichende Gründe, sich mit einer eigenen Schwerpunktausgabe der Person des links-katholischen Geisteswissenschafters Friedrich Heer und dessen „obszön exotischen“ humanistischen Pathos (Wolfgang Müller-Funk) anzunehmen. Doch besonders interessant und spannend ist dabei, dass Heer über eine ausgeprägte öffentlichkeitswirksame „Neigung“ verfügte, die er – wie der Hauptbeitrag dieser Ausgabe von Adolf Gaisbauer anhand bisher weitgehend unbekannter Dokumente verdeutlicht – als vielgefragter Vortragender und umtriebiger Publizist in zahlreichen volksbildnerischen Einrichtungen (katholische Erwachsenenbildung, Volkshochschulen) auch intensiv auslebte.

Abermals bot ein Symposium der Volkshochschule Hietzing den Anstoß zur vorliegenden Ausgabe der Spurensuche. Die dort im April 2007 gehaltenen – und für die Drucklegung überarbeiteten beziehungsweise zum Teil beträchtlich erweiterten – Referatsmanuskripte wurden um weitere originäre Aufsätze (Adolf Gaisbauer, Gerhard Botz, Anton Szanya, Peter Malina) ergänzt sowie mit ausgesuchtem, zum Teil noch unveröffentlichtem Bildmaterial, zu einem eigenen Schwerpunktheft zusammengefasst.

Zur Ansicht kommt eine heterogene, geistesgeschichtlich konturierte Porträtskizze, welche die „vielen Gesichter“ des Friedrich Heer aufzeigen und Anknüpfungspunkte für aktuelle Diskussionen über die geistige und intellektuelle Befindlichkeit Österreichs geben will.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Adolf Gaisbauer, Europäische Kultur in der Krisis. Heers Anfänge als öffentlicher Redner, S. 4–24.

Evelyn Adunka, Ohne Wissensbildung keine Gewissensbildung. Das humanistische Denken bei Friedrich Heer, S. 25–33.

Helmut Hundsbichler, Interdisziplinarität im Kopf. Friedrich Heer und die „Modernität“ des Mittelalters, S. 34–51.

Gerhard Botz, Das Skandalon von Heers Geschichtsauffassung: „Cum ira et studio“, S. 52–56.

Sigurd Paul Scheichl, Zwischen Wissenschaft und Publizistik. Friedrich Heers Weg zur öffentlichen Wirksamkeit, S. 57–67.

Anton Szanya, Das Leiden an Österreich. Einige Anmerkungen zu Friedrich Heers Verhältnis zu seinem Vaterland, S. 68–88.

Peter Malina, „… Es geht ein Rausch des Lebenwollens um die Erde …“. Der Historiker Friedrich Heer als Lebens-Berater, S. 89–102.

Wolfgang Müller-Funk, Essayismus als Form der Reflexion. Anmerkungen zu Heers Anatomie der politischen Religiosität, S. 103–111.

Richard Steurer, Seltsame Gleichklänge. Friedrich Heers verklärtes Mozart- und Brucknerbild vor dem Hintergrund nationalsozialistischer Ideologien, S. 112–117.

Otto Friedrich, „Seine Schule zuerst, dann seine Kanzel“. Friedrich Heer und die österreichische Wochenzeitung Die Furche, S. 118–121.

Adolf Gaisbauer (Zusammenstellung), Zwischen Volks- und Lebensbildung. Eine Collage ausgewählter Texte Friedrich Heers, S. 122–133.

Robert Musil (Reprint; Original 1923), Ein wichtiges Buch. Besprechungsaufsatz über „Soziologie des Volksbildungswesens“, S. 134–136.

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