Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 62 (2014), 1

Titel der Ausgabe 
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 62 (2014), 1
Weiterer Titel 

Erschienen
München 2014: Oldenbourg Verlag
Erscheint 
vierteljährlich
Preis
Jahresabo: 69,80€, Stud.abo: 39,80€ Mitgl.abo. hist. u pol. Fachverbände: 54,80€, Online-Zugang: 66€, Print+Online-Abo 69,80€

 

Kontakt

Institution
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte
Land
Deutschland
c/o
Redaktion Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Institut für Zeitgeschichte, Leonrodstraße 46b, 80636 München, vfz@ifz-muenchen.de
Von
Jaroschka, Gabriele

Liebe Leser,

das Januarheft der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte ist soeben erschienen. Eine Neuerung erwartet Sie: Die Bibliographie zur Zeitgeschichte wird durch einen digitalen Informationsdienst der IfZ-Bibliothek ersetzt. Deshalb ist ab sofort der Preis für die VfZ für Privatkunden von 69,80 auf 59,80 gesenkt; das digitale Angebot kostet künftig 49 Euro.

Ihr Oldenbourg Wissenschaftsverlag

Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS

Aufsätze:

Bernhard Gotto,
Enttäuschung als Politikressource. Zur Kohäsion der westdeutschen Friedensbewegung in den 1980er Jahren

Willy Brandts „Mehr Demokratie wagen“, Helmut Kohls „blühende Landschaften“, Barack Obamas „Yes we can“ – die jünger Zeitgeschichte ist voller Beispiele für hochfliegende Hoffnungen, auf die bittere Enttäuschungen folgten. Doch welche Folgen hatte dies für die Demokratie? Am Beispiel der größten Protestbewegung der 1980er Jahre zeigt Bernhard Gotto, welche Enttäuschungen das Engagement für Frieden und ein anderes Verständnis von Demokratie hervorrief, welche Konsequenzen daraus entstanden und wie die Aktivisten dieses Gefühl verarbeiteten. Ihre Enttäuschung erweist sich so nicht als Begleiterscheinung, sondern als Ressource für politisches Handeln, als emotionaler Verarbeitungsmodus für gesellschaftliche Kontingenz und Komplexität.

Bernhard Gotto,
Disappointment as a Political Resource: On the Cohesion of the West German Peace Movement During the 1980s

Willy Brandt’s “Take a Chance on More Democracy” [mehr Demokratie wagen], Helmut Kohl’s “Flourishing Landscapes” [blühende Landschaften], Barack Obama’s “Yes We Can” – recent history is full of examples for high-flying hopes followed by bitter disappointments. But what consequences did this have for democracy as such? By way of the example of the largest protest movement of the 1980s, this investigation looks into which disappointments resulted from a dedication to peace activism and a differing understanding of democracy, what consequences derived from and how the activists dealt with this feeling. Their disappointment is shown to be more than a concomitant phenomenon, since it even served as a resource for political action and an emotional treatment mode for social contingence and complexity.
S. 1–33

Hans-Christoph Seidel,
Die Bergbaugewerkschaft und die „Gastarbeiter“ im Ruhrbergbau von den 1950er bis in die 1980er Jahre

Der Aufsatz untersucht Stellungnahmen, Wahrnehmungen, Haltungen und Politikansätze der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE) zur Beschäftigung so genannter Gastarbeiter im Ruhrbergbau seit dem Ende der 1950er bis zum Ende der 1980er Jahre. Wie andere Gewerkschaften auch, stand die IGBE den in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre einsetzenden Anwerbungen von „Gastarbeitern“ sehr skeptisch gegenüber. An deren spezifischen Problemen zeigte sie zunächst nur wenig Interesse. Diese Haltung änderte sich zu Beginn der 1970er Jahre aus einer Reihe von Gründen fundamental. Es entwickelte sich ein außergewöhnlich umfangreiches Engagement zur sozialen und kulturellen Integration der – im Bergbau ganz überwiegend türkischen – „Gastarbeiter“ und ihrer Familien. Es wird gezeigt, in welchem Zusammenhang dieses Engagement mit den ganz spezifischen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen im westdeutschen Steinkohlenbergbau stand. In den 1980er Jahren geriet auch die IGBE in das Spannungsfeld zwischen den Bemühungen um gesellschaftliche Integration und die Rückkehrförderungspolitik, das die Ausländerpolitik in der alten Bundesrepublik insgesamt kennzeichnete.

Hans-Christoph Seidel,
The Mining Trade Union and the “Guest Workers”. Immigration Policy in the Ruhr Mining Area Between the Late 1950s and the 1980s

The article examines statements, perceptions, positions and political approaches of the Industriegewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE – Industrial Trade Union for Mining and Energy) to the question of the employment of so-called “guest workers” in Ruhr region mining from the second half of the 1950s to the late 1980s. Like other trade unions, the IGBE was very sceptical about the commencement of recruiting “guest workers” in the second half of the 1950s. At first it showed only little interest in their specific problems. In the early 1970s this position changed fundamentally for a number of reasons. The IGBE developed an extraordinarily extensive degree of commitment to the social and cultural integration of the – in mining overwhelmingly Turkish – “guest workers” and their families. It is demonstrated how this commitment was connected to quite specific economic and social conditions in West German coal mining. During the 1980s the IGBE thus entered the political arena on Ausländerpolitik [resident alien policy] in West Germany as a whole, which was torn between attempts at social integration and policies supporting repatriation.
S. 35–68

Astrid Eckert,
Vorboten des Untergangs. Grenzgewässer als deutsch-deutsches Umweltproblem

Der Artikel untersucht am Beispiel von Grenzgewässern den Umgang der Bundesrepublik und der DDR mit grenzüberschreitenden Umweltproblemen. Für die Bundesrepublik war die Verschmutzung von grenzkreuzenden Flüssen ein dringendes Problem, denn 95% davon fließen von Osten nach Westen. Der Aufsatz geht der Frage nach, welche spezifischen politischen Umstände und Interpretationen der Sachlage während der siebziger und achtziger Jahre die Kooperation zwischen Ost- und Westdeutschland jeweils bestimmten bzw. verhinderten und arbeitet dabei die Bedeutung der DDR-Devisenknappheit in den achtziger Jahren heraus. Es wird deutlich, wie in der letzten Dekade der DDR selbst die Umwelt zu einer Ware wurde. Die vorliegende Untersuchung richtet den Fokus allerdings nicht allein auf die Umweltpolitik, sondern bezieht die Ökologie der Flüsse als einen eigenständigen historischen Faktor mit ein. Als Fallbeispiel dient die Werra, die durch die Kaliindustrie der DDR mit Salzabwässern über Jahrzehnte aufs stärkste belastet wurde.

Astrid Eckert,
Harbingers of Downfall. Boundary Waters as an Environmental Problem between West and East Germany

The article analyses trans-boundary pollution of rivers flowing between East and West Germany and the ways in which both states tried to cope with the problem. For the Federal Republic, this was a pressing concern because 95% of all such rivers ran from East to West. The article illuminates the dynamics that evolved between both German states during the 1970s and 1980s as they tried to negotiate trans-boundary environmental problems. It explains which specific political circumstances, clashing interpretations and interests influenced or prevented agreements. One outstanding factor impacting on East German negotiation strategies was the country’s need for western currency. During the 1980s, the chronic shortage of foreign currency facilitated a development in which the environment became a commodity. The river Werra, heavily polluted by potash salts, serves as an example for this development. In this manner, not only environmental policy, but even the ecology of the rivers serves as an independent historical factor.
S. 69–99

Diskussion:

Martin Löns,
Historiker versus Juristen oder die „Causa Lehnstaedt“? Anmerkungen zu Stephan Lehnstaedt „Wiedergutmachung im 21. Jahrhundert – Das Arbeitsministerium und die Ghettorenten“
S. 101–107

Dokumentation:

Ewald Grothe,
Hans Rosenberg und die Geschichte des deutschen Liberalismus. Seine unveröffentlichte Antrittsvorlesung vom Januar 1933

Am 23. Januar 1933 – gerade einmal eine Woche vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler – hielt Hans Rosenberg seine Antrittsvorlesung als Privatdozent in der Aula der Universität Köln. Das Vortragsmanuskript ist in seinem Nachlass im Bundesarchiv Koblenz überliefert und wird hier erstmals veröffentlicht. Rosenberg gibt in seinem Text mit dem Titel „Die Epochen des parteipolitischen Liberalismus in Deutschland“ einen thesenorientierten, politisch argumentierenden Überblick. Es handelt sich um eine gegenwartsorientierte, kritische Analyse liberalen Denkens und liberaler Politik seit dem frühen 19. Jahrhundert. Dabei ist die Enttäuschung eines republiktreuen Zeitgenossen über den Zustand des politischen Liberalismus in den Jahren 1932/33 deutlich spürbar. Die politische Zuspitzung und Bewertung der historischen Entwicklung zeichnet den Vortragstext als Zeitdokument von besonderem Rang aus. Darüber hinaus markiert die Antrittsvorlesung vom Januar 1933 den Beginn von Rosenbergs methodischem Übergang vom Ideen- zum Verfassungs- und Sozialhistoriker. Die von ihm vertretene kritische Liberalismus-Deutung wurde seit den 1960er Jahren von der deutschen Sozialgeschichtsschreibung aufgegriffen und vertieft.

Ewald Grothe,
Hans Rosenberg and the History of German Liberalism. His Unpublished Inaugural Lecture, January 1933

On 23 January 1933 – just one week before Hitler was made Reich Chancellor – Hans Rosenberg gave his inaugural lecture as a private lecturer in the auditorium of Cologne University. The lecture manuscript survives in the Rosenberg collection at the Bundesarchiv in Koblenz and is published here for the first time. Rosenberg’s text “The Epochs of Party Political Liberalism in Germany” is a politically argumentative overview. It offers a critical contemporary analysis of liberal thought and politics since the early 19th century. The disappointment in the state of political liberalism in 1932/33 of a loyal supporter of the Weimar Republic is palpable. The clear political accentuations and assessments of the historical development in this lecture manuscript make it a document of special relevance. Additionally the inaugural lecture in January 1933 marks the beginning of Rosenberg’s methodological transition from the history of ideas to constitutional and social history. His critical interpretation of liberalism was taken up and developed by German social historiography since the 1960s.
S. 109–138

Notizen:

Elke Scherstjanoi,
Ilse Stöbe: Verräterin oder Patriotin? Ein Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte

In der Bundesrepublik der frühen 1950er Jahre galten Vertreter des Widerstandes weithin als Verräter; sie wurden erst nach und nach öffentlich anerkannt. Dieser Prozess ist noch keineswegs abgeschlossen und gestaltet sich besonders schwierig in Fällen, wo Widerstand die Form einer Zusammenarbeit mit ausländischen Mächten, insbesondere der Sowjetunion, angenommen hat. Der Vorwurf des Landesverrats ist dabei schnell bei der Hand. Er hat auch Ilse Stöbe getroffen, die Informantin des sowjetischen Militärnachrichtendienstes war, unter anderem als Mitarbeiterin des Auswärtigen Amtes. Soll Stöbe in die Widerstandsgalerie des Amtes aufgenommen werden? Elke Scherstjanoi, Historikerin am IfZ, kommt in ihrem hier in leicht überarbeiteter Form präsentierten Gutachten zu einem klaren Resultat: Stöbe leistete „Widerstand durch Verrat“.
S.141–156

Die Vierteljahrshefte bitten zur Diskussion
Das neue Online-Forum
S. 157

Thomas Schlemmer/Hans Woller, Achte Aldersbacher Schreib-Praxis. Ein anwendungsorientiertes Schreibseminar des Instituts für Zeitgeschichte und des Oldenbourg-Verlags (28. Juli bis 1. August 2014)
S. 159–160

Rezensionen online (Oktober–Dezember 2013)
S. 161–167

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