Zwar haben Sünde und Buße als machtvolle Instrumente zur sozialen Disziplinierung weitgehend ausgedient, aber die kulturellen Spuren des Sündenkonzeptes sind allgegenwärtig. So hängt die Idee individueller Eigenverantwortung mit der Rezeptionsgeschichte der "Erbsünde" zusammen; zugleich lässt sich die hierarchische Geschlechterordnung auch auf die jahrhundertelange Deutung des "Sündenfalles" zurückführen. Die Beschäftigung mit Schuld und Sühne führt unweigerlich zu Fragen der Moral – was gilt (noch) als ethisch vertretbar, was nicht? Und welchen Platz hat Moral in der Politik, welche Wertvorstellungen und Menschenbilder liegen Gesetzen zugrunde? Letztlich: Was ist das "gute" Leben?
Inhalt
Johannes Piepenbrink: Editorial
Heiko Ernst: Die Sieben Todsünden: Heute noch relevant? (Essay)
Friedrich Wilhelm Graf: Sünde, Schuld(en) und Recht (Essay)
Ulrike Auga: Erfindungen von Sünde und Geschlecht
Gesine Palmer: Das seltsame Erbe der Sünde (Essay)
Detlef Kühn: Der neue Mensch. Zur trügerischen Vision menschlicher Vollkommenheit (Essay)
Dirk Schindelbeck: Vom Überlebensmittel zum Laster: Zur Kulturgeschichte der Zigarette