Zeitschrift für Genozidforschung 14 (2015), 1–2

Titel der Ausgabe 
Zeitschrift für Genozidforschung 14 (2015), 1–2
Weiterer Titel 
Holocaust Education

Erschienen
Paderborn 2015: Ferdinand Schöningh
Erscheint 
2 Ausgaben in 2 Heften pro Jahr
ISBN
1438-8332
Anzahl Seiten
277
Preis
40,90

 

Kontakt

Institution
Zeitschrift für Genozidforschung. Zeitschrift des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum
Land
Deutschland
c/o
Dr. Medardus Brehl (verantwortlich), Institut für Diaspora- Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, D-44801 Bochum Tel.: +49 (0)234/32 29702, Fax: +49 (0)234/32 14770
Von
Brehl, Medardus

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

erschienen ist ein Sonderheft der »Zeitschrift für Genozidforschung« zum Thema »Holocaust Education«. Gastherausgeber des Bandes sind Anna Brod (Freiburg i.Br.) und Nils Vollert (Bochum). Das Sonderheft (277 Seiten) kann zu einem Preis von EUR 40,90 über den Buchhandel oder direkt über den Verlag (<www.schoeningh.de>) bezogen werden.

Die Zeitschrift für Genozidforschung erscheint halbjährlich. Der Jahresbezugspreis beträgt 40,90 Euro, für Studierende 33,90 Euro. Das Einzelheft kostet 24,00 Euro, incl. MWst., zzgl. Versandkosten. Die Redaktion lädt zur Einsendung von Manuskripten ein, über die Veröffentlichung entscheidet ein peer-review Verfahren. Weitere Informationen zur Zeitschrift finden Sie auf unserer Homepage <www.ruhr-uni-bochum.de/idg/zeitschrift/index.shtml>

AUS DEM EDITORIAL:

„»Holocaust Education«, »Genocide Education«, »Erziehung nach Auschwitz«, »Bildungsarbeit in der postnationalsozialistischen Migrationsgesellschaft«, »Vergegenwärtigung« versus »Versachlichung«, »Erinnerungspathos« versus »reflektiertes Geschichtsbewusstsein«: Schon die Nutzung solch unterschiedlicher und zum Teil gegensätzlicher Begriffe […] verdeutlicht die Spannbreite der aktuellen Forschungsdiskussion. Diese Diskussionen fortzusetzen, nicht nur als theoretische Erweiterungen, sondern sie auch abzuklopfen auf Praktikabilität, öffentliche Relevanz und Realisationsmöglichkeiten wird von entscheidender Bedeutung sein, denn jenseits einer kontrovers geführten Forschungsdiskussion und einer omnipräsenten und pathetisch inszenierten Erinnerungskultur zu vorgeschriebenen, verschriebenen Daten der Erinnerung hat die Bedeutung von Geschichte und der Gesellschaftswissenschaften in den letzten Jahren in der deutschen Bildungspolitik – das sei hier abschließend zur Einleitung als These in den Raum gestellt – an Bedeutung verloren. Bei der aktuellen Verknappung des Geschichtsunterrichts in vielen Bundesländern verbunden mit zahlreichen Stundenausfällen müssen Ergebnisse über das geringe/schwindende o.ä. Geschichtsbewusstsein Jugendlicher über den Nationalsozialismus und den Holocaust, wie sie vor einiger Zeit zum Beispiel in einer Studie von Klaus Schröder u.a. herausgearbeitet wurden, nicht verwundern. Die reflexartigen und aufgeschrockenen Reaktionen, die auf solche Erkenntnisse durch die Presse und Öffentlichkeit wabern, sind scheinheilig und verpuffen allzu schnell.

Der vorliegende Band versteht sich als eine Ergänzung in einem fachwissenschaftlich kontrovers geführten Diskurs, der genau diese umschriebenen Probleme einer öffentlichen Erinnerungs- und Gedenkkultur kritisch reflektiert. Auch die Herausgeber dieses Themenheftes schließen sich der Ansicht an, dass zu wenig Emotionalität und Verbundenheit neuerer Generationen weniger das Problem ist als ihre Habitualisierung. »Kritische Interventionen«, kontroverse und »unbequeme« Fragen zu stellen sowie die kritische Reflexion habitualisierter Gedenkformen: hierzu möchte der vorliegende Band einen Beitrag leisten. Das betrifft auch den Umgang mit alten und gerade auch mit neuen Medien. […] Oftmals wird der Übergang vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis, der durch das Sterben der letzten Zeitzeugen symbolisiert wird, als eine Gefahr empfunden. Es kann aber auch eine Chance sein. Hannah Arendt hat Ende der vierziger Jahre ihr knapp tausend Seiten umfassendes Werk über die Strukturen totalitärer Ideologien mit dem Gedanken an die Geburt eines neuen Menschen beendet. Die wesentliche Chance, die Strukturen totalitärer Erziehung und Indoktrination zu durchbrechen, sah sie im Heranwachsen einer neuen Generation. Gerade im Vergessen dieser Generation bestand der Bruch mit der totalitären Ideologie, die Geburt galt ihr als Sinnbild des geschichtslosen, von den Strukturen und Werten einer Gesellschaft noch unbehafteten Subjekts. Es war dieser eine Moment der absoluten Nichterinnerung, von dem aus Erinnerung, Aufarbeitung und ein neues Denken überhaupt erst möglich sein würden.“

Anna Brod / Nils Vollert

Inhaltsverzeichnis

ARTIKEL:

Astrid Messerschmidt
Historisch-politische Bildungsarbeit in der postnationalsozialistischen Migrationsgesellschaft – Erinnerung im Kontext von Rassismus und Antisemitismus
S. 20–39

Etienne Schinkel
Täter, Opfer, vor allem aber Zuschauer
S. 40–68

Björn Opfer-Klinger / Nils Vollert
Schulbuchschelte und Schulbuchkritik aus der Perspektive einer Schulbuchredakteurs und eines Schulbuchautors
S. 70–103

Anna Brod
Holocaust: Ein Thema für den Deutschunterreicht? Eine Lehrwerksanalyse
S. 104–137

Christina Brüning
Historisches Lernen mit videographierten Zeitzeug_inneninterviews in (sozio-)kulturell und religiös heterogenen Lerngruppen
138–167

Edith Blaschitz / Erich Herber
Vermittlung und Aneignung der Geschichte des Holocaust: Überlegungen zu transmedialen Konzepten im Alltagsraum
168–189

Oliver Plessow
»Just a very special genocide?« Ein deutsch-amerikanischer Vergleich zur Beschäftigung mit der Shoa im Rahmen bildungsbezogener Genozidvergleiche
190–234

Frank Schumacher / Karen Priestman
Reflections on Exceptionalism: A Preliminary Assessment of Teaching the Shoa in Canadian Universities
236–256

REZENSIONEN

Holocaust und Völkermord. Die Reichweite des Vergleichs, hrsg. im Auftrag des Fritz Bauer Instituts von Sybille Steinbacher, Frankfurt am Main u.a.: Campus 2012
(Stefan Friedrich, Berlin)

Yvonne Robel: Verhandlungssache Genozid. Zur Dynamik geschichtspolitischer Deutungskämpfe, München: Wilhelm Fink 2013
(Egbert Witte, Bochum/Schwäbisch Gmünd)

Christiane Kuller: Bürokratie und Verbrechen. Antisemitische Finanzpolitik und Verwaltungspraxis im nationalsozialistischen Deutschland, München: Oldenbourg 2013
(Claus Füllberg-Stolberg, Hannover)

Ulrich Sieg: Geist und Gewalt. Deutsche Philosophen zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, München: Carl Hanser 2013
(Egbert Witte, Bochum/Schwäbisch Gmünd)

Sara Berger: Experten der Vernichtung. Das T4-Reinhardt-Netzwerk in den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka, Hamburg: Hamburger Edition 2013
(Martin Cüppers, Ludwigsburg)

Istorija Holokostu: osvita ta pam'jat: posibnyk dlja vchytelja (Geschichte des Holocaust: Bildung und Gedächtnis. Handbuch für LehrerInnen), hrsg. von Vitaliy Bobrov, Kiew: Ukrainisches Zentrum für Holocauststudien 2012
(Sviatoslav Stetskovych, Hamburg/Kiew)

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