Gründungsaufruf: Netzwerk historische Minderheitenforschung

Gründungsaufruf: Netzwerk historische Minderheitenforschung

Projektträger
Sorbischen Institut/Serbski institut ()
Ausrichter
Ort des Projektträgers
Bautzen/Budyšin
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.04.2017 -
Von
Annalena Schmidt

In der jüngeren Vergangenheit sind nationale und ethnische Minderheiten zu einem virulenten Gegenstand gesellschaftspolitischer Diskurse avanciert. Mitunter werden sie als ein Signum der globalisierten Moderne beschrieben. Dabei werden die historischen Dimensionen multiethnischer Gesellschaften nur selten reflektiert. In der europäischen Geschichte, die zu allen Zeiten auch eine Geschichte von Migrationen war, stellt die Ausprägung ethnischer Minderheit-Mehrheit-Konstellationen, die Entstehung sogenannter Kleiner Völker (Miroslav Hroch et al.) sowie das Mit-, Neben- und Gegeneinander von dominant und non-dominant-ethnic groups (nach Gerald Stourzh) jedoch ohne Zweifel den Normalfall dar.

Mit dem „Netzwerk Historische Minderheitenforschung“ soll ein überregionales interdisziplinäres Diskussions- und Kommunikationsforum für Akteur*innen und Institutionen aus dem weiten Bereich der historisch arbeitenden minority studies geschaffen werden. Das Netzwerk soll vor allem dazu dienen inhaltliche, methodische und begriffliche Aspekte der historischen Minderheitenforschung im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus wieder stärker zu profilieren. Es kann aber auch bei der Suche nach Kooperations- und Ansprechpartnern für Projekte und Veranstaltungen unterstützen.

Im Zentrum des Interesses stehen Forschungen zur Geschichte und Kultur (historisch) multiethnischer Räume und Regionen in Europa. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die wechselseitigen Beziehungen und Verflechtungen zwischen den Angehörigen verschiedener ethnischer bzw. nationaler Gruppen sowie auf die soziale (De-)Konstruktion von Minderheiten, Kleinen Völkern und non-dominant ethnic groups im historischen Kontext gelegt. Dabei können beispielsweise Fragen nach rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Grenzziehungen zwischen Mehrheiten und Minderheiten sowie nach Strategien und Praktiken ihrer Transzendierung fokussiert werden. Ebenso solche nach der Rolle von Migration und den Bedingungen von Integration/Inklusion sowie der Bedeutung von Stereotypen und Diskriminierung, Fragen nach der Konstruktion und Repräsentation von Eigenem und Fremden sowie wahrnehmungs- und wissensgeschichtliche Fragen.

Wir laden hiermit alle interessierten Kolleginnen sehr herzlich ein, sich am Aufbau des „Netzwerks Historische Minderheitenforschung“ zu beteiligen! Das Netzwerk steht allen Wissenschaftlerinnen offen, die sich im engeren oder weiteren Sinne mit historischer Minderheitenforschung beschäftigen. Neben Historikerinnen sind dabei auch Vertreterinnen benachbarter Disziplinen sowie Mitarbeiter*innen von Museen, Sammlungen und Archiven angesprochen. Für die interne Kommunikation wird demnächst eine Mailingliste eingerichtet, über die aktuelle Informationen aus dem Bereich gesandt und diskutiert werden können. Ein erster Workshop ist für den September 2017 geplant. Dieser steht unter der Leitperspektive „Minderheit(en) und Raum“.

Wir bitten alle Interessierten, sich bis 28.4.2017 mit Interessensbekundungen sowie nach Möglichkeit auch mit Projektskizzen für den Workshop im September bei uns zu melden. Nähere Infos zu dem Workshop stellen wir Interessierten gerne zur Verfügung. Selbstverständlich steht das Netzwerk aber auch über diese Deadline hinaus allen angesprochenen Kolleg*innen immer offen.

Für Rückfragen stehen Ihnen Annalena Schmidt (schmidt@serbski-institut.de) und Friedrich Pollack (pollack@serbski-institut.de) vom Sorbischen Institut/Serbski institut Bautzen/Budyšin zur Verfügung.

Redaktion
Veröffentlicht am
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Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Projektsprache(n)
Deutsch
Sprache