Im Mittelpunkt des Projektes steht die Digitalisierung, Volltexterkennung und Onlinestellung von 180.000 Seiten der Temesvarer Zeitung (erschienen 1852-1940, 1944-1949). Die Digitalisierung der prominentesten überregionalen deutschsprachigen Zeitung Temeswars wird durch die Komplettierung der jüdischen Wochenzeitung Neue Zeit (nachgewiesen 1922-1940) ergänzt (ca. 5.000 Seiten). Ihr in der Digitalen Bibliothek des DiFMOE bereits vorhandener Bestand (1923-1930) stammt aus dem BKM-geförderten IOS-Projekt "Jüdische deutschsprachige Periodika aus dem östlichen Europa. Digitalisierung und Dokumentation historischer Zeitungen, Volkskalender und bildlicher Darstellungen osteuropäischer Juden". Neben der Neuen Zeit werden auch alle anderen "Altbestände" in der Digitalen Bibliothek des DiFMOE mit direktem Bezug zu Temeswar in die neue Kollektion integriert. Namentlich sind das die Banater Deutsche Zeitung (1925-1941), die Kulturzeitschrift Von der Heide (1909-1937), die Jüdische Woche (Zsido Hét, 1932), der Israelitische Kalender (1926-1930) und das Jüdische Jahrbuch (1935/36).
Erweitert wird die Sammlung Temeswar durch eine Auswahl an Büchern, historischen Ansichtskarten, Circularen, Fotografien, Landkarten und Stadtplänen sowie Theaterplakaten. Der fokussierte Zeitraum spannt sich dabei vom 17. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. In Einzelfällen werden auch noch Objekte darüber hinaus mit einbezogen, sofern die Urheber- und Nutzungsrechtfragen geklärt sind. Bei den ausgewählten und noch auszuwählenden Werken handelt es sich sowohl um in Temeswar gedruckte Titel, als auch um solche, die zwar außerhalb Temeswars produziert/publiziert, aber von Temeswarer Autorinnen und Autoren verfasst wurden und/oder Temeswar zum Gegenstand haben. Im Sinne der qualitativen Aufbereitung von digital zu Temeswar bereits vorhandenem Material wurden außerdem die zahlreich vorhandenen Werbeanzeigen aus einem Teil der Jahrgänge der Neuen Zeit extrahiert und als eigenständige Dokumente in die Sammlung Temeswar integriert. Auf diese Weise soll dem Nutzer ein Eindruck von der vielfältigen jüdischen Geschäftswelt in der Zwischenkriegszeit vermittelt werden, welche kurz darauf, als Folge von Shoa und Emigration aufhörte zu existieren.
Ursprünglich war vorgesehen eine Einzeldokumentenanzahl von etwa 1.400 zu erreichen. Diese Zahl wird nach jetzigem Projektstand (März 2023) wohl deutlich überschritten werden. Wesentliches Ziel ist dabei, sowohl einem historisch interessierten Laienpublikum die multiethnische Geschichte der Kulturhauptstadt Temeswar näher zu bringen, als auch der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft wichtige und bis dato nicht über das Internet frei zugängliche Quellen zur Verfügung zu stellen.
Partner für die Ausleihe der Vorlagen zur Digitalisierung:
- Institut für Auslandsbeziehungen (Stuttgart): Periodika (Digitalisierung und Onlinestellung durch Eigenmittel des ifa)
- Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München: Periodika, Bücher, Fotografien, Circulare, Ansichtskarten, Theaterplakate
- Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (Tübingen): Bücher, Ansichtskarten, Landkarten und Stadtpläne
- Kultur- und Dokumentationszentrum der Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V. (Ulm): Ansichtskarten
- Landesbibliothek des Burgenlands (Mattersburg): Bücher
- Martin-Opitz-Bibliothek (Herne): Bücher
Die Auswahl des Materials erfolgt in Zusammenarbeit mit den Partnern. Publikumsinteresse (auch und vor allem auf Basis der Erfahrungen im Kontext der eigenen abgeschlossenen Projekte) und wissenschaftliche Relevanz stehen handlungsleitend im Vordergrund.
Insgesamt ist im Rahmen der BKM-geförderten Maßnahmen die Digitalisierung von 240.000 Seiten vorgesehen. Dazu kommen bis zu 40.000 Seiten aus Beständen und Eigenmitteln des Instituts für Auslandsbeziehungen. Die Sammlung Temeswar soll auch nach Ende des Förderzeitraums (1.11.2021-31.10.2023) in weiteren Projekten sinnvoll fortgesetzt bzw. ergänzt werden, wie es beispielsweise in der jüngsten Vergangenheit im Nachgang des DiFMOE-Projektes "Jüdisch-Deutsche Bukowina 1918+" geschehen ist.