Das Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) sucht im Zusammenhang eines interdisziplinären Kooperationsprojekts Studierende der Geschichtswissenschaft, die im Rahmen eines Forschungsverbunds Magister- oder Zulassungsarbeiten zum oben genannten Thema bearbeiten.
Ziel des Gesamtprojekts ist die historische und phänomenologische Rekonstruktion der Konfrontation und Kooperation von so genannten „Kriminaltelepathen“ und anderen „Medien“ mit den Strafverfolgungsbehörden in Deutschland vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Beteiligt sind weitere Disziplinen wie Soziologie, Psychologie und Kriminologie.
Ein Teilprojekt untersucht die historischen Entwicklungslinien der Praxis der „Kriminaltelepathie“ seit etwa 1890 bis 1990. Die besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Verläufen einzelner spektakulärer Fälle sowie dem Wirken prominenter „Kriminaltelepathen“. In einer Pilotphase sollen einschlägige historische Verbrechensfälle aus unterschiedlichen Zeitabschnitten, an denen „Kriminaltelepathen“ beteiligt waren, im Rahmen von Abschlussarbeiten vergleichend untersucht werden.
Das Gesamtprojekt tritt mit folgenden Leitfragen an:
Wie gestaltete sich das Spannungsfeld von Kooperation und Konfrontation zwischen „Medien“ und Strafverfolgungsbehörden und welche Rolle spielten die einzelnen Protagonisten in ihrer jeweiligen Biographie dabei? Welche positiven und welche negativen Auswirkungen hatte die Involvierung von „Kriminaltelepathen“ und anderen Medien auf die polizeilichen Ermittlungen in spektakulären Kriminalfällen? Wie hat sich der praktische Umgang der Strafverfolgungsbehörden mit „Kriminaltelepathen“ im zwanzigsten Jahrhundert gewandelt und welche Rolle spielen kriminalpolitische Einflussfaktoren im Kontext des politischen Systemwechsels? Welche Übereinstimmungen und welche Differenzen gab es beim Einsatz von „Kriminaltelepathen“ zwischen kriminalpolitischen bzw. juristischen Grundsätzen und polizeipraktischen Erfordernissen? Wie hat sich die expertische und polizeipraktische Beurteilung des Einsatzes von „Kriminaltelepathen“ in der Verbrechensaufklärung usw. in Deutschland im 20. Jahrhunderts verändert? Welchen Einfluss hatte und hat der Diskurs über „Kriminaltelepathie“ auf das Selbstverständnis des „wissenschaftlichen Okkultismus“ und der Parapsychologie? Wie wandelten sich die Erwartungen von Öffentlichkeit und staatlichen Akteuren und welche Faktoren waren entscheidend für Ablehnung bzw. Akzeptanz eines entsprechenden Einsatzes?
Das durchführende Institut (IGPP) steht beratend und unterstützend zur Seite und kann neben umfangreichen Bibliotheksbeständen einschlägiges, noch vollkommen unausgewertetes Archivmaterial zum Thema zur Verfügung stellen. Für eine universitäre Betreuung muss von seiten der Studierenden gesorgt werden.