Nachruf für Jutta Schwarzkopf (25. Oktober 1953 – 7. Juni 2016)

Von
Adelheid von Saldern, Beate Wagner-Hasel, Ines Katenhusen und Sybille Küster

„Sie hat ihren Kampf verloren“, steht in der Todes-Anzeige im Weser-Kurier. Jutta Schwarzkopf starb am 7. Juni 2016.

Geboren am 25. Oktober 1953, wuchs Jutta Schwarzkopf in Hannover auf. Dort besuchte und absolvierte sie die Elsa Brändström-Schule. Schon früh entdeckte sie ihre Vorliebe für England. Dementsprechend studierte sie Anglistik, kombiniert mit Geschichte und Politikwissenschaft, an den Universitäten Göttingen, Lancaster und Bremen. In den Jahren 1978 und 1980 absolvierte sie das Erste und Zweite Staatsexamen für das Lehramt an öffentlichen Schulen. An der Bremer Universität wurde sie 1988 promoviert und in Hannover 1999 habilitiert. Von 1992 bis 1999 war sie als Hochschulassistentin am Historischen Seminar in Hannover tätig. Sie arbeitete intensiv am Aufbau der fachübergreifenden Gender Studies mit. Bei ihren Kolleginnen und Kollegen wurden sowohl ihre fachwissenschaftliche Kompetenz als auch ihre authentische Persönlichkeit sowie ihr außergewöhnliches Engagement in der Lehre hochgeschätzt. Im Jahre 2006 erhielt sie von der Philosophischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover in Anerkennung ihrer Verdienste in Lehre und Forschung den Titel einer außerplanmäßigen Professorin verliehen.

Im Mittelpunkt ihrer Doktorarbeit mit dem Titel „Women in the Chartist Movement“ verfolgte sie die Entstehung einer klassenbewussten Arbeiterbewegung, die im Zuge des Chartismus das politische System in Großbritannien demokratisieren und auch das Verständnis von Männlichkeit und Weiblichkeit neu aushandeln wollte. Eingebettet in die Geschichte sozialer Bewegungen wurde das Geschlechterverhältnis für Jutta Schwarzkopf ein Themenbereich, den sie dann in ihrer Habilitationsarbeit für die späteren Jahrzehnte am Beispiel der „Lancashire Cotton Weaving Industry (Unpicking Gender)“ weiterverfolgte. Ihre theoretisch fundierten Ergebnisse machten sie zu einer sehr angesehenen Repräsentantin der Gender Forschung sowohl in Deutschland als auch in England, zumal sie in zahlreichen Aufsätzen die zeitlichen Perspektiven stark erweiterte und die Gender orientierte Kultur-, Sozial- und Politikgeschichte Englands von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart in den Blick nahm.

Nach ihrer Zeit als Hochschulassistentin in Hannover übernahm sie Vertretungen an den Universitäten Bristol, Kassel, Oldenburg, Hannover und Hamburg. Außerdem lehrte sie an den Universitäten Paris VIII, Bremen, Magdeburg und an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie seit 2010 kontinuierlich an der Universität in Bielefeld.

Sie war Mitglied in der Association for the Study of British Cultures / Gesellschaft für das Studium britischer Kulturen, im Arbeitskreis deutscher Englandforschung, im Arbeitskreis historische Frauen- und Geschlechterforschung, in der Social History Society und im Women’s History Network. Als Redaktionsmitglied arbeitete sie auch für die Zeitschrift „Hard Times“.

Gegen ihre schwere Krebserkrankung, von der sie im Oktober 2013 erfuhr, kämpfte sie mit all ihren Kräften an. Seit Dezember 2015 querschnittsgelähmt, arbeitete sie bis zum Schluss mit Energie, Mut und Zuversicht an der Perspektive ihrer Rückkehr in die eigene Wohnung.

Jutta Schwarzkopf wird all jenen, die sie kannten, unvergessen bleiben.

Eine akademische Gedenkfeier wird im Herbst 2016 stattfinden.

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