Unterlagen der Stiftung I. G. Farbenindustrie ab sofort nutzbar

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Hessisches Landesarchiv

Im Oktober 2016 übernahm das Hessische Hauptstaatsarchiv 800 Meter Unterlagen der Stiftung I. G. Farbenindustrie. Als seinerzeit weltgrößtes Chemieunternehmen und dominierender Marktführer verfügte die I. G. Farbenindustrie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über zahlreiche internationale wirtschaftliche Verbindungen, war in den 1930er und 1940er Jahren für das nationalsozialistische Deutschland von zentraler Bedeutung für die Aufrüstung und Kriegswirtschaft und profitierte wesentlich von dem massenhaften Einsatz von Zwangsarbeitern, u.a. des Konzentrationslagers Auschwitz.

Mit der Auflösung der Stiftung gingen die Unterlagen in das Eigentum des Landes Hessen über. Die Unterlagen dokumentieren vor allem die jahrzehntelange Abwicklung des erst 2012 aus dem Handelsregister gelöschten Industriekonzerns und seiner Firmenteile (z. B. Ammoniakwerk Merseburg) sowie den Umgang mit den Ansprüchen ehemaliger Zwangsarbeiter (z. B. Wollheimprozess), geben aber auch Aufschlüsse über die Entwicklung vor 1945.

In einem bis Dezember 2020 laufenden Projekt werden die Unterlagen derzeit bearbeitet und damit der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Aktuell sind schon mehr als 9000 Akten erschlossen und über das online verfügbare Archivinformationssystem Arcinsys (https://arcinsys.hessen.de) in der dortigen Abt. 2092 (Stiftung I.G. Farbenindustrie) recherchierbar. Alle erschlossenen Unterlagen können im Lesesaal des Hessischen Hauptstaatsarchivs eingesehen und ausgewertet werden (vorbehaltlich der z. T. noch bestehenden Schutzfristen).

Interessierte Forscher sind eingeladen, die Überlieferung der Stiftung I. G. Farbenindustrie zu nutzen und in ihre Untersuchungen einzubeziehen.

Zum Ende der Projektlaufzeit ist eine öffentliche Veranstaltung geplant, die sich mit der I.G. Farbenindustrie und ihrer wechselvollen Geschichte befassen soll. Ein Call for Papers ist für Sommer 2019 vorgesehen. Besonderes Interesse besteht an Beiträgen, in denen die jüngst verzeichneten Unterlagen ausgewertet werden.

Redaktion
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