Forschungen zu Bischöfen im Nationalsozialismus

Von
Maria E. Gründig, Wissenschaft Kirchengeschichte, Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Publikation erschienen.
Titel: Die Bischöfe Conrad Gröber und Joannes Baptista Sproll und der Nationalsozialismus, hgg. v. Dietmar Schiersner, Edwin E. Weber, Christoph Schmider. Ostfildern 2020. 364 S., zahlr. farb./sw. Abb., € 29,00. ISBN 978-3-7995-1547-4.
Bestellbar im Buchhandel sowie über die Trägerinstitutionen
- Geschichtsverein der Diözese Rottenburg Stuttgart: info@gv-drs.de
- Kirchengeschichtlicher Verein für das Erzbistum Freiburg: info@kgv-freiburg.de
- Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur: kultur@LRASIG.de.

Über das Verhältnis kirchlich-katholischer Bischofe zum nationalsozialistischen Staat entwickelten sich bis heute extreme, teils emotional geführte Diskussionen. Waren einzelne Leiter von Diözesen oder Bistümern dem NS-Staat zu nahe? War der ein oder andere zu nachgiebig, gar mit Zielen des Hitlerregimes einig?

Die Veröffentlichung legt am Beispiel zweier Bischöfe aus dem deutschen Südwesten - Joannes Baptista Sproll (Rottenburg) und Conrad Gröber (Freiburg i.Br.) - dar, welche Urteile nach 1945 und bis heute über diese Kleriker gefällt wurden und hinterfragt Behauptungen anhand wissenschaftlicher Forschungen.

Seit dem Ende der NS-Diktatur gab es immer wieder wissenschaftliche und öffentliche Auseinandersetzungen über das Verhältnis der katholischen Kirche und ihrer Bischöfe zum Nationalsozialismus. Besonders umstritten war stets der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber, der sich zumindest in der Anfangszeit des „Dritten Reiches“ kooperationsbereit gezeigt hatte. In den letzten Jahren flammte die Diskussion um Gröber erneut auf, der, so ein zentraler Vorwurf, zum „vielleicht wichtigsten Förderer des Nationalsozialismus in Baden Anfang und Mitte der Dreißiger Jahre“ geworden war. In Konstanz, wo Gröber lange Jahre als Pfarrer gewirkt hatte, führte dies dazu, dass ihm die Ehrenbürgerwürde aberkannt wurde, aber auch in Freiburg oder Meßkirch kam es zu teils heftigen Kontroversen.

Der Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der Kirchengeschichtliche Verein für das Erzbistum Freiburg und die Gesellschaft Oberschwaben veranstalteten aus diesem Anlass gemeinsam mit Gröbers Heimatstadt Meßkirch im Herbst 2018 eine Tagung, in der die Debatte auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt werden sollte. Im Fokus stand dabei neben Gröber vor allem der Rottenburger Bischof Joannes Baptista Sproll, der von Anfang an auf Distanz zum NS-Staat gegangen war, aus seiner Diözese verwiesen wurde und für den mittlerweile ein Seligsprechungsverfahren läuft. Ein wesentliches Anliegen der Tagung war dabei, die sich im Lauf der letzten Jahrzehnte mehrfach wandelnde Bewertung der beiden Bischöfe in den größeren Zusammenhang der deutschen Erinnerungskultur einzubetten.

Nun liegen die Ergebnisse der Tagung in Buchform vor und können somit dazu beitragen, die Diskussionen um das Verhältnis der katholischen Kirche und ihrer Bischöfe zum Nationalsozialismus auf breiterer Grundlage weiterzuführen.

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