Die neue Abteilung für Regionalentwicklung und Minderheitenschutz wird sich vorrangig zwei Arbeitsgebieten widmen: der Revitalisierung der nieder- und obersorbischen Sprache und der Inwertsetzung der sorbischen/wendischen Kultur in der Lausitz. Die Wissenschaftler:innen werden eng mit verschiedenen für sorbische/wendische Belange in der Regionalentwicklung relevanten Interessengruppen zusammenarbeiten. Sie werden im sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet Beteiligungsprozesse für Bürger:innen mitorganisieren, sie durch eigene Forschungen begleiten und unterstützen sowie Handlungsempfehlungen für zivilgesellschaftlich engagierte und politische Akteure erarbeiten.
"Durch ihre starke Anwendungsorientierung liegt ein methodischer Schwerpunkt der Abteilung auf dem Monitoring und der Evaluation von Vorhaben zur Stärkung der sorbischen/wendischen Kultur und Sprache, wodurch notwendige Anpassungen und Weiterentwicklungen solcher Maßnahmen gefördert werden. Wir wollen unsere Kompetenz zur evidenzbasierten Politikberatung einbringen und weiter ausbauen", so Institutsdirektor Dr. Hauke Bartels.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der neuen Abteilung ist die systematische und umfassende, international vergleichende Minderheitenforschung, insbesondere in den Bereichen Sprachplanung und -revitalisierung sowie der nachhaltigen Entwicklung ländlich geprägter Minderheitenregionen. Das Sorbische Institut will von den Erfahrungen anderer Minderheitenregionen lernen, aber auch selbst noch stärker mit eigenen Forschungen zur internationalen Minderheitenforschung beitragen. Konkret baut die Abteilung Kontakte zu staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren auf, die an der Revitalisierung bedrohter Minderheitensprachen im Ausland beteiligt sind, um ein Inventar der erfolgreichsten Praktiken zusammenzustellen.
Die in der Abteilung zu bearbeitenden Fragestellungen zu sorbischen/wendischen Bedarfen und Expertisen für den Strukturwandel in der Lausitz berühren vielfältige rechtliche, planerische, ökonomische, pädagogische und weitere Aspekte. Um diesen gerecht zu werden, will die Abteilung die Kooperationen des Sorbischen Instituts mit Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in der Region intensivieren, etwa mit der BTU Cottbus-Senftenberg als einzige Universität im sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet, und sich mit weiteren nationalen und internationalen Partnern vernetzen.
Die neue Abteilung für Regionalentwicklung und Minderheitenschutz am Standort Cottbus/Chóśebuz des Sorbischen Instituts wird von Dr. Lutz Laschewski geleitet, dem ein engagiertes, interdisziplinäres Team von zunächst fünf Wissenschaftler:innen und weiteren Projektmitarbeiter:innen zur Seite stehen wird. Sie wird sich zunächst räumlich auf die Niederlausitz und die Revitalisierung der niedersorbischen Sprache konzentrieren.
Die Abteilungsgründung ist eines von sechs bereits festgelegten sorbischen/wendischen Projekten im Land Brandenburg aus dem Bundesförderprogramm „Sorbische Sprache und Kultur im Strukturwandel“. Die Fördermittel werden von der Stiftung für das sorbische Volk verwaltet. Die neue Abteilung soll bis 2032 mit rund 6,2 Millionen Euro gefördert werden.
Das Sorbische Institut/Serbski institut ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit Sitz in Bautzen/Budyšin und einer Zweigstelle in Cottbus/Chóśebuz. Es widmet sich der interdisziplinären Erforschung von Sprache, Geschichte und Kultur der Lausitzer Sorben/Wenden sowie der vergleichenden Erforschung kleiner Sprachen und Kulturen in Europa. Zum Institut gehören die Sorbische Zentralbibliothek und das Sorbische Kulturarchiv als einzige öffentliche Spezialsammlungen für sorbisches und sorabistisches Bibliotheks- und Archivgut.
Das Sorbische Institut/Serbski institut wird institutionell gefördert durch die Stiftung für das sorbische Volk, die jährlich auf der Grundlage der beschlossenen Haushalte des Deutschen Bundestages, des Landtages Brandenburg und des Sächsischen Landtages Zuwendungen aus Steuermitteln erhält.