Podcast: „History is not the Past“

Von
Ilona Holzmeier, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, NS-Dokumentationszentrum München

Für die künftige Gestaltung der Gesellschaft ist der Blick in die Vergangenheit unerlässlich, denn ohne Erinnerung verlieren wir unsere Zukunft. Wie wollen wir in Zukunft zusammen leben? Welche Rolle spielt die Erinnerungspolitik künftig für unsere Demokratie? Welche gesellschaftlichen Werte müssen jetzt gestärkt werden? Die Podcastreihe „History is not the Past“ des NS-Dokumentationszentrums München versammelt vom 18. bis 28. Juni 2020 Beiträge und Diskussionen von Wissenschaftler_innen, Journalist_innen, Kurator_innen, Künstler_innen, Schriftsteller_innen und Musiker*innen über Gegenwartsfragen und Zukunftsszenarien im Spannungsfeld von Geschichte, Gesellschaft und Kultur.

Die Podcastreihe „History is not the Past“ erscheint von 18. bis 28. Juni täglich in insgesamt 11 Folgen, die sich einer breiten Themenauswahl widmen: Max Czollek und Michael Brenner diskutieren historische und aktuelle Solidaritätsbegriffe und die integrative Kraft multiperspektivischer Erzählungen. Armin Nassehi bewertet gegenwärtige soziale Transformationen und das politische Potenzial gesellschaftlicher Allianzen. Roger Cohen und Mirjam Zadoff geben einen globalen Blick auf die Verschiebung politischer Diskurse durch Populismus, emotionale Mobilisierung und Vernetzung rechtsextremer Bewegungen, aber auch auf neue Formen von Solidarität, Trauer und Trauma, sowie die Chance transnationaler, kollektiver Erinnerungen. Leon Kahane und Fabian Bechtle widmen sich mit dem Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst in ihrem Beitrag Fragen von Identitätsbegehren im gegenwärtigen Kulturverständnis und fordern eine kritische Prüfung kultureller Codes. Digitalität und virtuelle Vernetzung spielen in den Gesprächen zwischen Georg Diez und Nicolaus Schafhausen, sowie zwischen Sahana Udupa und Florian Hartleb eine Rolle: Diez plädiert für eine digital-demokratische Bürgergesellschaft, in der technologische Mittel neue Wege zu Autonomie und Mitbestimmung ermöglichen. Mit den Bedrohungen durch Radikalisierung im Internet und der Online-Verbreitung von rechtsextremem Gedankengut setzen sich Udupa und Hartleb auseinander. Verknüpfungen von Antisemitismus und Rassismus und die Möglichkeit einer inklusiven Gedenkkultur, stehen im Zentrum des Gesprächs zwischen Charlotte Wiedemann, Stefanie Schüler-Springorum und Sonja Zekri. Inwiefern sich Geschichte und Erinnerung im bebauten Raum einschreiben, thematisieren Stephan Trüby und Paul Moritz Rabe in Hinblick auf „rechte Räume“ und das ehemalige Zwangsarbeiterlager Neuaubing, sowie in einem weiteren Beitrag Christiane Wolf am Beispiel des ehemaligen nationalsozialistischen „Gauforums“ in Weimar und der Neugestaltung des Areals als Kultur- und Gedenkstätte. Der historisch-kritische Blick auf die documenta und die institutionelle Verantwortung, die sich daraus für ein neuentstehendes documenta-Institut ergibt, steht im Zentrum des Gesprächs von Nora Sternfeld und Christian Fuhrmeister. Kunst im öffentlichen Raum dient Ken Lum und Paul Farber im Kontext ihrer Initiative monument lab in Philadelphia als Ausgangspunkt, gesellschaftliche Repräsentation zu hinterfragen und kollektiv mitzugestalten. Interdisziplinäre Zusammenarbeit und der Austausch zwischen Kunst und Wissenschaft sind für die kuratorische Praxis von Clémentine Deliss zentral, die sich in ihrem Beitrag Ausstellungs- und Forschungsprojekten im Kontext post-ethnologischer Sammlungen widmet. Nicht zuletzt spielen Dialog und Verantwortung unterschiedlicher Generationen im Gespräch von Luisa Neubauer und Doron Rabinovici eine Rolle, die aus der Perspektive ihrer persönlichen Erfahrungen über demokratische Zukunft und zivilgesellschaftliches Engagement sprechen.

Weitere Beitragende sind Lena Gorelik, Dota Kehr, Michaela Melián, Willem de Rooij, Maya Shenfeld, Niels Beintker und andere.