Andrej-Mitrovic-Preis 2014 geht an Indira Durakovic aus Graz

Von
Milan Kosanovic

Der Andrej-Mitrović-Preis, der alle zwei Jahre von der Michael-Zikic-Stiftung ausgeschrieben wird, wird 2014 an Frau Indira Duraković für ihre Dissertation „Gesundheitspolitik und soziale Kontrolle in Serbien (1890-1915)“ vergeben. Der Preis wird am 3. Dezember 2014 im Rahmen des Dies Academicus an der Universität Bonn überreicht. Die Laudatio wird Prof. Dr. Dittmar Dahlmann, Vorstandsvorsitzender der Michael-Zikic-Stiftung und Leiter der Abteilung für Osteuropäische Geschichte der Universität Bonn, halten.

Dr. Indira Duraković wurde 1984 in Tuzla in Jugoslawien geboren. 2004-2009 studierte sie auf Lehramt Deutsch sowie Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung an der Karl-Franzen-Universität Graz. Ihre Magisterarbeit schrieb sie über "Massenvergewaltigungen von Frauen im Bosnienkrieg 1992-1995". 2013 promovierte Frau Duraković mit der Dissertation "Gesundheitspolitik und soziale Kontrolle in Serbien (1890-1915)". Die Arbeit ist im Peter Lang Verlag in Frankfurt am Main 2014 unter dem dem Titel "Serbien und das Modernisierungsproblem. Die Entwicklung der Gesundheitspolitik und sozialen Kontrolle bis zum Ersten Weltkrieg" erschienen. Seit 2013 lehrt sie an der Pädagogischen Hochschule Steiermark.

Die Dissertation von Frau Indira Duraković „Gesundheitspolitik und soziale Kontrolle in Serbien (1890-1915)“ greift einen Themenbereich auf, der noch weitgehend unerforscht ist. Die Studie beruht daher vorwiegend auf Quellenmaterial, das die Verfasserin für ihre Arbeit selbst erschlossen hat.

Frau Duraković betrachtet die Thematik zudem nicht isoliert, sondern stellt sie in den Kontext der europäischen Gesundheits- und Sozialpolitik der damaligen Zeit. Ziel der vorliegenden Studie war es, im Rahmen einer südosteuropäischen Sozialgeschichte der Medizin am Beispiel Serbiens die Herausbildung eines nationalen Gesundheitssystems zu dokumentieren. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie die gesundheitsspezifischen Überwachungs- und Regulierungsmaßnahmen im Zusammenhang mit einer als Prozess begriffenen Modernisierung von Staat und Gesellschaft etabliert wurden. Theoretisch orientiert sich die Untersuchung an den Foucault’schen Konzepten der Bio-Politik und der Gouvernementalität, ohne diese zu verabsolutieren.

Ein zentraler Aspekt der Studie ist es, dass die einheimische Bevölkerung eine systematische und wissenschaftlich begründete Gesundheitspolitik eher ablehnte und die Spanne zwischen Theorie und Realität innerhalb einer Generation nur schwer zu überbrücken war.

Die vorliegende Arbeit betritt weitgehend wissenschaftliches Neuland nicht nur für die serbische, sondern weitgehend auch für die südosteuropäische Geschichte. Es gelingt der Verfasserin, ihr Thema überzeugend, gut gegliedert und schlüssig darzustellen. Aufgrund dieser Leistung hat sich der Vorstand der Michael-Zikic-Stiftung dazu entschlossen, die Arbeit von Frau Indira Duraković in diesem Jahr mit dem Andrej Mitrović-Preis auszuzeichnen.

Die Ausschreibung für den Andrej-Mitrović-Preis 2014 hat eine erfreuliche internationale Resonanz erfahren: es wurden sieben Dissertationen in deutscher und serbischer Sprache aus Deutschland, Serbien und Österreich eingereicht. Bei dem sehr hohen Niveau der Arbeiten wurde ein breites Spektrum der Themen abgedeckt: vom „Königreich Serbien“ aus dem Jahr 1720 bis zur Aufarbeitung von Kriegsverbrechen aus den 1990er Jahren.

Der Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Dittmar Dahlmann gehörten aus dem Vorstand der Stiftung Prof. Dr. Tilman Mayer und Milan Kosanović, M.A. sowie Frau Prof. Dr. Ljubinka Trgovčević-Mitrović als externes Mitglied an.

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