Nachruf für Prof. Dr. Franz-Josef Schmale

Von
Hon.Prof. Dr. Dieter Scheler

Nachruf für Prof. Dr. Franz-Josef Schmale

von Hon.Prof. Dr. Dieter Scheler

Professor Franz-Josef Schmale, der am 6. Mai 2015 in seinem 92. Lebensjahr verstarb, gehörte zu den Gründungsprofessuren der Ruhr-Universität und der damaligen Abteilung – heute Fakultät – für Geschichtswissenschaft, der er auch zweimal als Dekan und Prodekan vorstand (1967-69 und 1977-79).

In der Gruppe der Gründungsmitglieder gehörte er wie seine Kollegen Rudolf Vierhaus und Wolfgang Köllmann noch der Kriegsgeneration an. Am 24. Januar 1924 in Duisburg geboren, promovierte er bei Walther Holtzmann in Bonn im Jahr 1950 mit einer Arbeit über mittelalterliche Briefsammlungen. Mit seinem Doktorvater ging er in den folgenden Jahren an das Deutsche Historische Institut in Rom. Danach war er Assistent von Karl Bosl in Würzburg und habilitierte sich dort mit einer Studie über das Papstschisma von 1130.

1964 erreichte den damaligen Privatdozenten der Ruf an die neu gegründete Ruhr-Universität in Bochum. Mit großem Elan machte er sich an den Aufbau der Abteilung. Noch in Würzburg begann er mit dem Aufbau des Bibliotheksbestandes für sein Fach und engagierte sich gleichzeitig aktiv in der Planung für die zukünftige Struktur der Bochumer Geschichtswissenschaft. Vor allem ihm war es zu verdanken, dass an der Ruhr-Universität auch ein eigener Lehrstuhl für historische Hilfswissenschaften errichtet wurde. Leider ist dieser Lehrstuhl inzwischen infolge verschiedener Kürzungszwänge verloren gegangen, obwohl er gerade heute angesichts des explosiv anwachsenden Materials an originalen Quellen im Internet für die Fachausbildung noch wichtiger wäre als zur Zeit seiner Einrichtung.

Franz-Josef Schmale engagierte sich nach dem Umzug aus Würzburg und seinem Amtsantritt in Bochum im April 1965 schon in den ersten Jahren in seiner Abteilung intensiv in der Selbstverwaltung, insbesondere in Fragen der Satzungen und Ordnungen; dies nicht zuletzt auch deshalb, weil er gegenüber den in den Anfangsjahren weit entwickelten Mitbestimmungsstrukturen (Drittelparität) reserviert blieb. Seiner aktiven Mitarbeit an der Selbstverwaltung seiner Fakultät tat dies aber bis zu seiner Emeritierung keinen Abbruchg.

Ein Forschungsgebiet von Franz-Josef Schmale war von Anfang an die kritische Edition und Untersuchung hochmittelalterlicher Quellen vorwiegend zur deutschen Geschichte. Für die Monumenta Germaniae Historica und die Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft gab er - häufig zusammen mit seiner Frau Irene Ott - zahlreiche Quellen heraus. Aus dieser Arbeit erwuchsen auch seine grundlegenden Arbeiten zur mittelalterlichen Historiographie. Dazu kamen die Reichs- und Kirchengeschichte.

In der Lehre deckte er nicht nur die deutsche, sondern auch die europäische Geschichte des frühen und hohen Mittelalters ab. Zwar sah die Planung der Abteilung und späteren Fakultät für Geschichtswissenschaft einen Schwerpunkt in der Landesgeschichte nicht vor, aber Franz-Josef Schmale griff schon früh regionale historische Bezüge auf, aus denen Arbeiten zum bergischen Land und zu Westfalen sowie eine ganze Anzahl wissenschaftlicher Publikationen von SchülerInnen entstanden. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum er als Bochumer Ordinarius 1986 zum Vorsitzenden der in Münster ansässigen historischen Kommission von Westfalen gewählt wurde. Seinen Lebensabend verbrachte er mit seiner Frau im Südwesten, der Region aus der Irene Ott selbst stammte.

Franz-Josef Schmale hat durch sein Wirken die Ruhr-Universität und die Fakultät für Geschichtswissenschaft maßgeblich geprägt. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

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