Von
Prof. Jeffrey Hamburger

Professor Jeffrey Hamburger (Harvard University, Cambridge, Massachussets) bittet um Mithilfe bei folgender Petition, deren Text in deutscher und englischer Sprache vorliegt, und der hier der Einfachheit halber angefügt ist:

Bitte unterzeichnen Sie folgende Petition zur Erhaltung des Ausstellungsraums für die Sammlung Alter Meister in der Gemäldegalerie Berlin, Stiftung Preussischer Kulturbesitz und leiten sie gegebenenfalls an Kolleginnen und Kollegen sowie Freunde weiter:

http://chn.ge/NjXhr4

Wir wenden uns mit der Bitte an Sie, die gegenwärtigen Pläne zur Räumung der Galerie Alter Meister zur Schaffung neuen Ausstellungsraums für die Sammlung Pietzsch mit Kunstwerken des zwanzigsten Jahrhunderts zu überdenken.

Es ist uns klar, dass die Nationalgalerie Mies van der Rohes nur unzureichende Räumlichkeiten für Berlins stets wachsende Sammlungen moderner Kunst bietet, und wir würden die Schaffung eines adäquaten permanenten Präsentationsortes für diese Sammlungen sehr begrüßen.

Allerdings kommt es einer Tragödie gleich, wenn dafür die Räumlichkeiten der Gemäldegalerie auf Kosten ihrer weltberühmten und bedeutenden Sammlung Alter Meister geopfert würden, ohne zugleich konkrete Pläne für einen alternativen Ausstellungsort für das gesamte Ensemble der Gemälde des Europäischen Mittelalters und der Renaissance vorzulegen. Die gegenwärtigen Pläne offenbaren, dass wieder einmal die Vergangenheit der Gegenwart weichen soll, ohne dass dabei ihrer Zukunft ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt worden wäre. Es ist definitiv nicht hinnehmbar, dass beliebige Gemälde, die aus Platzgründen nicht im Bode-Museum gezeigt werden können - und wir fordern Sie auf, dies offen zu legen - in Magazinen verschwinden, auch nicht für einen Zeitraum von nur sechs Jahren. In der gegenwärtig angespannten politischen und wirtschaftlichen Situation, und angesichts des harten Wettbewerbs um die Bereitstellung von Geldmitteln mit politisch zwar zweckdienlichen, kulturpolitisch jedoch zweifelhaften Plänen zum Wiederaufbau des Stadtschlosses, befürchten wir, dass aus sechs Jahren sehr leicht zehn oder mehr werden könnten.

Es scheint wieder einmal, als würden in Berlin großartige Kunstwerke als Bauern in einem endlosen Schachspiel herhalten müssen, in dem sie nach Lust und Laune der Politiker verschoben und geopfert werden können. Jedoch: Glückliches Deutschland, wo Kultur in der Gesellschaft noch immer ein politisches und öffentliches Anliegen ist. Diesem Anliegen könnte man allerdings deutlich besser Ausdruck verleihen, indem man sich um eine vernünftige Lösung bemüht, eine, die den kulturellen Nachlaß respektiert, der die Jahrhunderte mit Mühe und Not überlebt hat, und der Besseres verdient als auf unbestimmte Zeit unsichtbar zu bleiben.

Wir fordern daher nicht etwa, dass Sie Ihre Pläne für die Sammlung Pietzsch verwerfen, sondern vielmehr, dass Sie diese mit einer angemessenen Strategie ergänzen, die den außergewöhnlichen Sammlungen Berlins in ihrer Gesamtheit gerecht wird. Wir sind der Ansicht, dass die Sammlung Alter Meister ausschließlich und nur dann umziehen und der Sammlung Pietzsch weichen sollte, wenn auf der Museumsinsel genügend Ausstellungsraum für die gesamte Sammlung bereitgestellt werden kann - wohl kaum ein unbesonnener Vorschlag.

Mit freundlichen Grüßen, Jeffrey Hamburger, Kuno Francke Professor für Deutsche Kunst und Kultur, Harvard University, Cambridge, Massachussets, USA

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We write to you to ask that you reconsider the current plan to empty the Gemäldegalerie to make room for a display of twentieth-century art from the Pietzsch collection.

We understand that Mies van der Rohe’s Nationalgalerie provides
inadequate space for Berlin’s growing collections of modern art, and we welcome the prospect of a permanent home for them.

However, finding that space in the Gemäldegalerie at the expense of one of the world’s premier collections of Old Master paintings, without also making concrete plans to display that collection concurrently in its entirety, would be a tragedy. In the current plan, it appears that once again the past is being asked to make way for the present without sufficient attention to its future. The disappearance into storage of whatever paintings cannot be displayed in the Bode Museum – which we call on you to disclose — is not acceptable, even for only six years.
In the current political and economic climate, and with stiff
competition for funding from politically more expedient, if culturally more dubious, plans to rebuild the Stadtschloß, we fear that six years could easily become a decade or more.

All too often, it seems, great works of art in Berlin serve as pawns in a seemingly endless chess game, to be moved about and sacrificed at the will and whim of politicians. Germany is fortunate in that culture remains a focus of political and public concern. That concern, however, would best be expressed by finding a reasonable solution, one that respects a legacy that barely survived the centuries and that deserves better than to be rendered invisible for an indeterminate length of time.

We therefore write to ask, not that you shelve your plans for the
Pietzsch collection, but rather that you complement them with an
adequate strategy that will do justice to the whole of Berlin’s
extraordinary collections. We believe that the Old Master collection
should be moved to make way for the Pietzsch collection only after
space on the Museuminsel had been found to accommodate it – hardly a rash proposal.

Yours sincerely, Jeffrey Hamburger, Kuno Francke Professor of German
Art & Culture, Harvard University

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