Editionsprojekt "Acta Murensia"

Projektträger
Staatsarchiv Aargau, Schweiz, ()
Ausrichter
Ort des Projektträgers
Aarau, Schweiz
Land
Switzerland
Vom - Bis
01.01.2008 - 31.12.2010
Von
Christian Sieber, lic. phil.

Das Editionsprojekt "Acta Murensia" umfasst neben der Neuedition des lateinischen Textes eine deutsche Übersetzung und eine Kommentierung auf der Grundlage der reichen Forschungsliteratur, insbesondere seit der vielzierten, aber mangelhaften Edition von Pater Martin Kiem aus dem Jahr 1883. Massgeblicher und bis 1530 einziger Textzeuge ist die Papierhandschrift AA/4947 des Staatsarchivs Aargau, eine anonyme Abschrift vermutlich aus den Jahren 1403–1406, die der Forschung seit kurzem auch als Digitalfaksimile zur Verfügung steht <http://www.e-codices.ch/>.

Die "Acta Murensia" ("Dokumente aus dem Kloster Muri") stellen kein einheitliches Werk dar. Auf die Genealogie der Frühhabsburger als Stifter und Gönner des Klosters und deren verwandtschaftliche Beziehungen zu anderen Adelsgeschlechtern folgen narrative Partien über Vorgeschichte, Gründung (1027) und Reform des Doppelklosters (ab 1082), die bis 1114 reichen. Ein dritter Teil umfasst eher nüchterne Verzeichnisse der Reliquien, der Kirchengeräte, der Bibliothek, der Kirchen und des Grundbesitzes sowie Ausführungen über die innere Organisation. Von Nachträgen abgesehen, werden die "Acta Murensia" in die Zeit um 1150 datiert.

Die Abschrift der "Acta Murensia" in den Jahren 1403–1406, mit der die Neuanlage eines Urbars einhergeht, ist im Kontext klösterlicher Bemühungen um Herrschaftssicherung und um Aktualisierung der Beziehungen zum Stiftergeschlecht der Habsburger als Folge des Sempacherkriegs zu sehen. Als Herzog Friedrich IV. 1406 die Kastvogtei neu regelt, bezieht er sich ausdrücklich auf die "Acta Murensia" ("stiftpucher") sowie auf seine in Muri bestatteten Vorfahren. Eine nachhaltige Wirkung bleibt diesen Bemühungen allerdings versagt.

Für die Wissenschaft entdeckt werden die "Acta Murensia" 1507 von Jakob Mennel, dem führenden Hofhistoriographen Kaiser Maximilians. Nach den Wirren der Reformation lässt sie der Glarner Humanist Aegidius Tschudi als Erster vollständig abschreiben, was eine breite Rezeption auf eidgenössischer Seite zur Folge hat. Allgemein zugänglich gemacht werden die "Acta Murensia" 1618 durch den Erstdruck. Die Höhepunkte der Forschungsdiskussion liegen im 18. Jahrhundert (Marquard Herrgott) und in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg (Hans Hirsch, Harold Steinacker).
Bearbeiter: Dr. Charlotte Bretscher-Gisiger und lic. phil. Christian Sieber

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Deutsch
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