Gedächtnisbuch Oberösterreich

Gedächtnisbuch Oberösterreich

Projektträger
Getragen wird das Projekt Gedächtnisbuch Oberösterreich von einer unabhängigen Projektgruppe, die sich 2019 aus einer Kooperation von Institutionen und Einzelpersonen gebildet hat. Dazu zählen aktuell: Dr. Andreas Schmoller (Leiter)/ Dr.in Verena Lorber (Franz und Franziska Jägerstätter Institut KU Linz (FFJI)); Mag. Florian Schwanninger (Leiter) (Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim); Prof. Dr. Thomas Schlager-Weidinger (Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz (PPH)); Dr.in Erna Putz, Jägerstätter-Biografin
PLZ des Projektträgers
4020
Ort des Projektträgers
Linz
Land
Austria
Vom - Bis
01.11.2019 - 01.11.2028
Von
Verena Lorber, Franz und Franziska Jägerstätter Institut, Katholische Privatuniversität Linz

Gedächtnisbuch Oberösterreich

Im November 2019 fiel im Linzer Mariendom der Startschuss für das Projekt Gedächtnisbuch Oberösterreich. Dabei handelt es sich um eine jährlich wachsende Sammlung von Biografien von Personen, die im Nationalsozialismus aus den verschiedensten Gründen verfolgt waren oder durch widerständiges Handeln gegen das NS-Regime ihr Leben in Gefahr brachten. Die Biografien werden dabei von Personen gestaltet, die einen persönlichen, örtlichen oder inhaltlichen Bezug zu ihnen haben. Dadurch werden nicht nur die Geschichten ehemals verfolgter bzw. widerständiger Personen im kollektiven Gedächtnis bewahrt und neue Quellen erschlossen, sondern diese auch in Beziehung zur eigenen Biografie und Gegenwart gesetzt.

Das Projektteam ist darauf bedacht, in jedem Jahr eine repräsentative und ausgewogene Auswahl an Biografien für das Gedächtnisbuch zusammenzustellen, - das betrifft sowohl die Weltanschauung bzw. Religion, das Geschlecht als auch die Region der Herkunft bzw. des Lebensmittelpunktes. Ein weiteres Charakteristikum dieses Projektes zeigt sich in der großen Breite des Zugangs in der Bearbeitung des jeweiligen Beitrags. Hier profitiert das Gedächtnisbuch von den international vernetzten und professionell betreuten Gedenkstätten in Oberösterreich genauso, wie von einem Netzwerk von Privatpersonen und ehrenamtlichen Initiativen. Das Gedächtnisbuch OÖ repräsentiert somit viele Schattierungen von Gedächtnis – von der professionellen Zeitgeschichtsforschung bis hin zur bruchstückhaften Familienerinnerung.

Mit den diesjährigen Beiträgen nimmt das Gedächtnisbuch OÖ verschiedenste Formen der NS-Verfolgung in den Blick: Opfer des Holocaust, der NS-Euthanasie, der NS-Zwangsarbeit, der politischen und religiösen Verfolgung (Zeugen Jehovas und Priester) werden vorgestellt. Als thematischer Schwerpunkt hat sich Widerstand in Form von Hilfsleistungen für Verfolgte wie Zwangsarbeiter/innen und KZ-Häftlinge herauskristallisiert. Das Gedächtnisbuch Oberösterreich liegt ganzjährig im Linzer Mariendom zur Ansicht auf. Ab 2021 wird das Buch auch im Linzer Schlossmuseum öffentlich einsehbar sein, um die Biografien jener NS-Verfolgten in die Gedenkkultur des Landes Oberösterreich einzubinden und vor dem „Vergessen“ zu bewahren. Die vollständigen Lebenszeugnisse sind auch auf der Website des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts (FFJI) der KU Linz online zugänglich:
https://ku-linz.at/forschung/franz_und_franziska_jaegerstaetter_institut/projekte/gedaechtnisbuch_ooe

Zudem konnte mit Drittmitteln aus dem Zukunftsfonds der Republik Österreich vom FFJI im Mai 2020 das Projekt Pädagogische Begleitung des Gedächtnisbuches OÖ initiiert werden. Bis Jänner 2021 entsteht ein pädagogischer und praktischer Leitfaden, der zukünftig Grundlage für die Beiträge des Gedächtnisbuches OÖ sein wird. Die Auseinandersetzung mit den Lebensgeschichten ist vielfältig und löst bei den Beteiligten Fragen und Emotionen aus. Der Prozess umfasst das Recherchieren von Quellen, Interpretieren von Dokumenten und Fotos, Schreiben von Texten, aber auch das Deuten von Lebensgeschichten und das Nachempfinden von Schicksalen, Lebens- und Sinnentwürfen. Diese persönliche Geschichts- und Erinnerungsarbeit soll durch den Leitfaden, der in diesem Projekt entsteht, angeleitet und betreut werden. Dazu werden und anderem die bisherigen Projekterfahrungen und Konzepte aus anderen Feldern der Erinnerungspädagogik eingebracht.

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