Wolfsburg auf dem Weg zur Demokratie. Von den Anfängen bis zur Großstadtwerdung (1945-1972)

Wolfsburg auf dem Weg zur Demokratie. Von den Anfängen bis zur Großstadtwerdung (1945-1972)

Projektträger
Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation (IZS) der Stadt Wolfsburg ()
Ausrichter
Ort des Projektträgers
Wolfsburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.02.2011 -
Von
Günter Riederer

Am 1. Juli 2013 wird die Stadt Wolfsburg das 75-jährige Jubiläum ihrer Gründung begehen. Aus diesem Anlass hat das Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation (IZS) einen Forschungsschwerpunkt „Stadtgeschichte nach 1945: Wolfsburg auf dem Weg zur Demokratie“ eingerichtet. Ziel des Projekts ist es, durch Erschließung und Interpretation der einschlägigen Quellen die kommunalpolitische Geschichte nach 1945 auf eine neue Grundlage zu stellen. Das Forschungsvorhaben strebt eine umfassende Untersuchung der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Transformationsprozesse der 1950er und 1960er Jahre an. Die Ergebnisse des Projekts sind sowohl für das lokale Eigenbewusstsein als auch für die Entwicklung der Bundesrepublik von wichtiger Bedeutung, da am exemplarischen Fall die Bedingungen, Mechanismen und Konflikte der Entwicklung der bundesdeutschen Nachkriegsdemokratie aufgezeigt werden können.

Das Projekt, dessen Untersuchungszeitraum mit dem Kriegsende 1945 einsetzt und im Jahr 1972 mit der Großstadtwerdung Wolfsburg endet, verfolgt zwei zentrale Ziele: Zum einen soll eine moderne Nachkriegsgeschichte der Stadt entstehen, welche die bisherigen Forschungsergebnisse zum Thema zusammenfasst und zugleich bislang offen gebliebene Aspekte der Stadtgeschichte aufarbeitet. Zum anderen soll die Entwicklung der Stadt in einen größeren Kontext eingebettet werden: Wolfsburg ist oft als Soziallabor der alten Bundesrepublik bezeichnet worden, und viele allgemeine Entwicklungen zeigen sich in dieser Stadt deutlicher, als anderswo. Dazu zählt beispielsweise die „Integrationsmaschine Wohlstand“, die ganz wesentlich für die Durchsetzung der Demokratie verantwortlich war und eine rasche gesellschaftliche und politische Integration erwirkte. Dazu gehören aber auch die verspätete Auseinandersetzung mit den Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus, Fragen der Kontinuität in verschiedenen politischen Biographien, der starke Einfluss der Vertriebenen und ihrer Verbände auf die kommunale Politik oder die frühen Tendenzen zur Großen Koalition, die in Wolfsburg schon früh die Grenzen der politischen Lager verschwimmen ließen. Wolfsburg war in dieser Zeit – und hier zeigt sich wohl am stärksten eine Parallele zur Entwicklung der alten Bundesrepublik – ein Gemeinwesen auf der immerwährenden Suche nach sich selbst.

Neben der Publikation eines umfangreich bebilderten Buches zur Stadtgeschichte plant das Projekt im Juli 2013 im Umfeld des Stadtjubiläums eine Konferenz, die erste Ergebnisse der Untersuchung in einem allgemeinen wissenschaftlichen Kontext verorten soll. Zudem sollen bereits im Vorfeld die Wolfsburger Bürgerinnen und Bürger in das Projekt eingebunden werden. Im Sinne einer breiten Bürgerbeteiligung ist geplant, eine Reihe stadtgeschichtlicher Veranstaltungen in lokalem Rahmen durchzuführen, um das Interesse für das Projekt zu wecken und möglicherweise bislang im privaten Raum verbliebene Quellen zu erschließen. Das erste dieser stadtgeschichtlichen Bürgerforen ist für das Frühjahr 2012 in Aussicht genommen.

Redaktion
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