NS-Raubgut in der Berliner Akademiebibliothek – Systematische Recherche im Monographienzugang bis 1956 und im Sonderbestand NS

NS-Raubgut in der Berliner Akademiebibliothek – Systematische Recherche im Monographienzugang bis 1956 und im Sonderbestand NS

Projektträger
Akademiebibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ()
Ausrichter
Ort des Projektträgers
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.05.2012 -
Von
Sandra Butte, Stefan Wiederkehr

Die Berliner Akademiebibliothek führt im Rahmen des Projekts "NS-Raubgut in der Berliner Akademiebibliothek – Systematische Recherche im Monographienzugang bis 1956 und im Sonderbestand NS" seit 2012 systematische Recherchen nach NS-Raubgut in ihren Beständen durch. Das Projekt wird im Zeitraum vom 1. Mai 2012 bis zum 30. April 2013 gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Das Projekt der Akademiebibliothek fügt sich in die Reihe von Forschungsvorhaben, die in der Folge der "Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust" (1998) und der ein Jahr später verabschiedeten "Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz" systematisch nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in den Beständen deutscher Bibliotheken suchen und die Ergebnisse mit dem Ziel der Restitution transparent machen.

Die bisherigen Arbeiten haben die Ausgangsthese bestätigt, dass NS-verfolgungsbedingt entzogene Bücher – insbesondere "Raubgut aus zweiter Hand" – Eingang in die Bestände der Akademiebibliothek gefunden haben. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen verfügte die Bibliothek während der NS-Zeit bei gleichzeitiger Nähe der Akademie zum Regime nur über einen minimalen Erwerbungsetat und war zur Bestandserweiterung auf die kostenfreie Übernahme von Büchern angewiesen. Zum anderen wuchsen die Bestände der Akademiebibliothek ab 1950 im Zuge der Sowjetisierung der Akademie in einem vorher nie dagewesenen Tempo, wobei auch – wie die erhalten gebliebenen Akzessionsjournale zeigen – aus verschiedenen Quellen NS-Raubgut übernommen und eingearbeitet wurde.

Zu den normalen Beständen kommt der insgesamt als verdächtig einzustufende sog. "NS-Bestand", ein geschlossener Sonderbestand von ca. 12.000 Bänden, für den die Akteure in der Zeit der DDR die "Notwendigkeit [sahen], ihn ständig unter Verschluß zu halten, da es sich zu einem großen Teil um faschistische und militaristische Literatur handelt". Den NS-Bestand übernahm die Akademiebibliothek 1993 von Vorgängerinstitutionen, die diesen wiederum über die 1945 bis 1946 tätige Bücherbergungsstelle erhalten hatten. Die überwiegende Zahl der Bände trägt Eigentumsvermerke von Vorbesitzern, auf deren Grundlage die Provenienzrecherche erfolgen kann.

Seit Projektbeginn werden die Monographienzugänge anhand der Akzessionsjournale systematisch durchgesehen. Besteht aufgrund der Eintragungen im Akzessionsjournal ein Raubgutverdacht im engeren Sinne, werden die Bände im Magazin überprüft. Diejenigen verdächtigen Zugänge, deren Bände Provenienzspuren enthalten, werden gemäß den Weimarer Empfehlungen zur Provenienzerschließung im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) erschlossen und auf diese Weise für die Öffentlichkeit transparent gemacht. Im OPAC der Akademiebibliothek (http://vzopc4.gbv.de/DB=38/) sind sie über eine Schlagwortsuche mit dem Suchbegriff "NS-Raubgut" recherchierbar. Darüber hinaus wurde gemeinsam mit der Koordinierungsstelle Magdeburg die automatisierte Übermittlung der im OPAC der Akademiebibliothek als verdächtig gekennzeichneten Bände in die Lost Art-Datenbank (http://www.lostart.de) und die regelmäßige Aktualisierung des Nachweises eingerichtet.

Aktuelle Informationen zum Projektverlauf finden Sie unter http://bibliothek.bbaw.de/ueber-uns/projekte/Raubgutforschung