A. R. Birley: The Roman Government of Britain

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Titel
The Roman Government of Britain.


Autor(en)
Birley, Anthony R.
Erschienen
Oxford u.a. 2005: Oxford University Press
Anzahl Seiten
XIII, 532 S.
Preis
£ 112,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Jorit Wintjes, Institut für Geschichte, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Mit dem vorliegenden Werk hat Anthony Birley eine umfangreiche Prosopographie zur Zivil- und Militäradministration der römischen Provinz Britannien vorgelegt. Dabei ist die Untersuchung zunächst in vier große Kapitel gegliedert, als deren Grenzen jeweils die erste Teilung der Provinz, die Errichtung des Britannischen Sonderreiches unter Carausius sowie die zweite Teilung der Provinzen in Britannien dienen. Innerhalb des ersten, mehr als die Hälfte des Gesamtwerkes ausmachenden Kapitels behandelt Birley nach einer allgemeinen Einführung zu den senatorischen Laufbahnen der Kaiserzeit zunächst in sechs Abschnitten die bekannten Statthalter der Provinz von Claudius bis Caracalla sowie eine Reihe von incerti; hier – wie auch in vielen anderen Abschnitten – sind die einzelnen Einträge durchnummeriert, was die Benutzung zusätzlich erleichtert. Es folgen weitere Abschnitte zu den comites aus den Gefolgen von Claudius, Hadrian und Septimius Severus, zu Legionskommandeuren, iuridici, tribuni laticlavii, Prokuratoren, Befehlshabern der classis Britannica und rangniederen Beamten.

Das zweite Kapitel fällt wesentlich kürzer aus und behandelt nach einem Abschnitt zur Teilung des römischen Britanniens in die konsulare Provinz Britannia superior im Süden und die prätorische Provinz Britannia inferior im Norden, die Birley unter Caracalla datiert (S. 333–336), die Statthalter und Legionslegaten bis zur Zeit des Gallischen Sonderreichs. Hieran schließt das dritte und kürzeste Kapitel an, das Carausius, seinem Nachfolger Allectus sowie der Wiedereingliederung Britanniens in das Römische Reich gewidmet ist. Das letzte Kapitel behandelt schließlich die weitere Unterteilung Britanniens in vier Provinzen sowie die aus dem spätrömischen Britannien bekannten zivilen und militärischen Amtsträger; hinzu treten zwei weitere, inhaltlich ausgerichtete Abschnitte, die in die Problematik einer möglichen fünften Provinz sowie in die zivile und militärische Verwaltung des spätrömischen Britanniens einführen. Eine kurze Appendix zu britannischen Klientelherrschern aus der Zeit nach der Einrichtung der Provinz, ein Literaturverzeichnis sowie ausführliche Indizes beschließen das Buch. In allen Teilen werden die jeweils relevanten Quellenstücke sowohl im Original als auch in einer englischen Übersetzung wiedergegeben, was unter anderem für den Einsatz im Unterricht in besonderem Maße förderlich ist.

Dem Band geht ein Vorgängerwerk voraus 1, das seit seinem Erscheinen 1981 als Standardwerk zur Prosopographie hoher römischer Provinzbeamter in Britannien diente. Die Erforschung des römischen Britanniens hat seither teilweise beachtliche Erkenntnisfortschritte zu verzeichnen, weswegen sich in der Untersuchung nicht wenige Persönlichkeiten finden, die 1981 noch unbekannt waren. Als Beispiele sind hier etwa der Statthalter Lucius Trebius Germanus (S. 125–129), ein Legat der sechsten Legion (S. 261f.) sowie der Präfekt der classis Britannica Titus Varius (S. 319f.) zu nennen. Die nun vorliegende Arbeit ist jedoch weit mehr als eine um in der Zwischenzeit erfolgte Neufunde erweiterte Neuauflage der Fasti. Zum einen leuchten die Einträge zu den einzelnen Beamten nun auch den historischen Hintergrund deutlich stärker aus, zum anderen sind die Kapitel durch kurze Einführungen miteinander verbunden, die es ermöglichen, das Werk nicht nur als prosopographisches Nachschlageinstrument zu benutzen, sondern auch als eine Art personalisierte Verwaltungsgeschichte des römischen Britanniens zu lesen. Auch innerhalb der einzelnen Einträge führt Birley den Leser immer wieder über die Biographie der einzelnen Persönlichkeit hinaus – so etwa zu einer Passage aus Tacitus’ Agricola (38) zum Vordringen der Römer in den Norden und der Umsegelung Schottlands (S. 90–92), zu Hadrians Besuch in Britannien (S. 121f.) oder zum Feldzug des Septimius Severus in Schottland (S. 195–203), um nur einige wenige Beispiele zu nennen. So entsteht – trotz der gegebenen inhaltlichen Verengung auf die römische Provinz- und Militäradministration – eine Geschichte des römischen Britanniens, die Birley zwar ausdrücklich nicht als Ersatz für Freres Standardwerk 2 verstanden wissen will (S. vii, Anm. 2), die aber künftig neben diesem einen vergleichbaren Rang einnehmen wird.

Anmerkungen:
1 Anthony R. Birley, The Fasti of Roman Britain, Oxford 1981.
2 Sheppard Frere, Britannia. A history of Roman Britain, London 1967 (4. Aufl. 1999).

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