Im ersten Kapitel führt Gustav Adolf Lehmann zunächst äußerst knapp in das Thema der Studie ein (S. 1f.), bevor er einen Überblick über die literarischen Quellen und die mit diesen verbundenen Problematiken bietet (S. 2–15). Es folgt eine für die weitere Untersuchung bedeutsame Einschätzung des Oxyrhynchos- Papyros 4808, aus dem Lehmann eine späte Datierung des Alexander-Historikers Kleitarchos ableitet, was zur Folge hat, dass dieser kein Zeitzeuge des Asienfeldzuges gewesen sei und sein Werk frühestens in den 270er-Jahren verfasst worden sein könne. Daher habe Kleitarch in seine Darstellung spannende neue Aspekte und Pointen eingearbeitet und die bereits übliche Überhöhung Alexanders noch gesteigert, um mit den populären älteren Werken zum Leben des Königs konkurrieren zu können (S. 16–23). An diese Überlegungen schließen sich Anmerkungen zur Forschungsdiskussion an, in deren Rahmen Lehmann die unterschiedlichen Ansichten bezüglich des Quellenwertes von Arrian auf der einen und der auf Kleitarch basierenden römisch-lateinischen Alexander-Vulgata auf der anderen Seite vorstellt und außerdem vor Tendenzen in der neueren Forschung warnt, Alexander nach heutigen Maßstäben bewerten zu wollen (S. 23–33). Erst nach diesen vorbereitenden Unterkapiteln erläutert der Autor dem Leser, worauf seine Studie abzielt: Zunächst soll am Beispiel des Palastbrandes in Persepolis nach einer Möglichkeit der generellen Bewertung und Einordnung der einzelnen literarischen Quellen zu Alexander gesucht werden. Die daran anschließenden Kapitel sollen ausgewählte epigraphische Zeugnisse behandeln, um anhand dieser die Methoden und Leitlinien der Politik Alexanders zu erarbeiten, wobei der Schwerpunkt auf dessen Hellas-Politik gelegt wird. Auf diese Weise soll ein Eindruck davon gewonnen werden, inwiefern die politischen Vorstellungen und Planungen Alexanders während des Asienzuges kohärent blieben. Um die Hellas-Politik der letzten Lebensjahre Alexanders angemessen beurteilen zu können, widmet sich Lehmann schließlich in einem weiteren Kapitel noch den umstrittenen letzten Plänen des Königs (S. 33–37).
Entsprechend der vorgestellten Ziele der Studie wendet sich Lehmann im zweiten Kapitel dem Motiv des panhellenischen Rachekrieges und dem Brand in Persepolis zu. Aufgrund archäologischer Befunde ergibt sich dabei, dass es sich um einen sorgsam vorbereiteten Brand gehandelt haben müsse (S. 66f.), was nur mit der Darstellung Arrians übereinstimme, während sich aufgrund der „Fabuliersucht“ (S. 68) des Kleitarchos in die von diesem abhängige Überlieferung unhistorische Elemente eingeschlichen hätten. In einem abschließenden Unterkapitel spricht sich Lehmann aufgrund der bisher gewonnenen Erkenntnisse und unter Hinzuziehung weiterer prägnanter Beispiele dafür aus, dass in den Fällen, in denen sich die Fakten bei Arrian und in der auf Kleitarch basierenden Tradition widersprechen, „eine klare, ‚kompromisslose‘ Entscheidung zu treffen“, also Arrian der Vorzug zu geben sei. Auf Kleitarch bezogen stellt Lehmann fest, dass dieser im Wesentlichen den älteren Werken über Alexander den Großen gefolgt sei, jedoch gelegentlich aufgrund der bereits eingangs erwähnten Umstände neue Elemente hinzuerfunden oder bereits vorhandene noch prächtiger ausgeschmückt habe. Die römisch-lateinische Vulgata habe diese Ausschmückungen aufgegriffen und uminterpretiert, um Alexander möglichst negativ erscheinen zu lassen (S. 70–78).
Mit dem dritten Kapitel beginnt die Untersuchung der ausgewählten epigraphischen Zeugnisse, die sich zunächst auf die erste Phase des Asienzuges (336–332/31) konzentriert und die beiden Sendschreiben an die Polis von Chios, zwei Volksbeschlüsse aus Mytilene sowie einen königlichen Erlass für Priene behandelt. Diese Inschriften ermöglichen Lehmann verschiedene Rückschlüsse über die Politik und die Einstellung Alexanders gegenüber den griechischen Poleis Kleinasiens und seiner vorgelagerten Inseln, zu denen die Feststellung zählt, dass das Handeln des Königs in diesem Kontext bereits vor der Schlacht bei Gaugamela von der ursprünglich von Philipp II. und nun von Antipatros in Hellas betriebenen makedonischen Hegemonialpolitik abgewichen sei.
Kapitel vier behandelt die Übernahme des Perserreiches durch Alexander. Hier zeigt Lehmann zunächst die politische Linie des Königs auf, bewusst auf die jeweiligen Identitäten und Traditionen der von der Perserherrschaft befreiten Völker Vorderasiens einzugehen, wodurch er dem als panhellenischen Rachekrieg konzipierten Asienfeldzug die Komponente eines Befreiungskampfes hinzugefügt habe (S. 115–123). Anlässlich der Friedensangebote des Dareios III. an Alexander warnt Lehmann davor, die diesbezüglich im Wesentlichen als authentisch einzustufende Überlieferung Arrians mit sämtlichen abweichenden Details der Vulgata-Tradition harmonisieren zu wollen. Aus dem Verhalten Alexanders schließt er, dass dieser sich scheinbar die Option offengehalten hatte, Dareios als persisch-iranischen Vasallenherrscher unter seiner Oberhoheit zu akzeptieren (S. 124–135). Mit dem Fragment von Philippi rückt im letzten Unterkapitel wieder eine epigraphische Quelle in den Vordergrund, die wie der Erlass für Priene verdeutliche, wie gründlich und detailliert sich Alexander trotz des Asienzuges mit den Anliegen einzelner Poleis auseinandergesetzt habe. Aus der Nennung von Philotas und Leonnatos schließt Lehmann außerdem, dass diese beiden scheinbar ursprünglich dafür vorgesehen waren, Antipatros und Memnon als Strategen von Europa und Thrakien zu ersetzen, was unterstreichen würde, dass der Asienfeldzug um 331/330 vielleicht weniger planmäßig verlief als gemeinhin angenommen (S. 135–143).
Kapitel fünf handelt von dem Verbannten-Erlass Alexanders und der „Freiheit der Hellenen“. Lehmann interpretiert das Verbannten-Dekret als Abkehr des Königs vom Prinzip der Unterstützung pro-makedonischer Gruppierungen in den griechischen Poleis und somit als Bruch mit der Politik Philipps II. und des Antipatros. Ein Blick auf die widersprüchlichen literarischen Quellen und die daraus resultierenden unterschiedlichen Meinungen in der Forschung hinsichtlich der Intention Alexanders führen Lehmann einmal mehr zu der Hoffnung, mithilfe epigraphischer Quellen größere Gewissheit zu erlangen. So führt das Dokument von Tegea zu dem überzeugenden Schluss, dass das Verbannten-Dekret die griechischen Poleis nicht schwächen sollte, sondern dass Alexander vielmehr das bereits gegenüber den Völkern der hinzueroberten Gebiete angewandte Prinzip der Anerkennung althergebrachter Traditionen auch auf die Griechen übertragen habe (S. 156–163). Durch das von Lehmann politisch als bedeutsam eingestufte Gottkönigtum Alexanders sei zwar dessen faktische Herrschaft anerkannt worden, doch sei diese auch mit einer Funktion des Herrschers als Garant der Integrität und der inneren Autonomie der Poleis verbunden gewesen (S. 163–172).
Im sechsten Kapitel spricht sich Lehmann dafür aus, dass die bei Diodor aufgelisteten letzten Taten und Pläne Alexanders in den Kontext der allgemeinen Politik des Königs passen und als glaubwürdig einzustufen seien (S. 173–192).
Im Schlusskapitel fasst Lehmann die zentralen Erkenntnisse seiner Studie zusammen, wobei er sich im Hinblick auf die neuere Forschung zugunsten einer größeren Bedeutung konsequenter Quellenkritik ausspricht (S. 193–203). Im Anhang folgen ein Exkurs zu den Festagonen im Rahmen des Asienzuges (S. 205–214) sowie neun für die Untersuchung zentrale epigraphische und literarische Quellen in zweisprachiger Ausgabe (S. 215–249). Daran schließen sich ein kurzes Verzeichnis der häufiger benutzten Literatur (S. 250) und ein Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen an (S. 251), bevor das Buch mit einem kurzen Nachwort und einem Register ausgewählter Begriffe endet.
Lehmanns Untersuchung ist nicht einfach ein weiteres Buch über Alexander den Großen, sondern stellt anhand ausgewählter Beispiele verschiedene Tendenzen der modernen Forschung in Frage und bietet mit schlüssiger Argumentation Lösungsansätze, die sowohl ältere Meinungen aufgreifen als auch neue Aspekte ins Spiel bringen. Dabei wäre es allerdings zu begrüßen gewesen, wenn nicht erst im vierten Unterkapitel erläutert würde, worauf die Untersuchung hinauslaufen soll. Auch hätte dem dritten und vierten Kapitel jeweils ein Zwischenfazit gut getan, um die gewonnenen Erkenntnisse noch einmal im Rahmen der allgemeinen Leitlinien des Buches auf den Punkt zu bringen. Damit verbunden ist auch die Frage, ob der Titelbestandteil „Freiheit der Hellenen“ glücklich gewählt ist, da er nicht vollends zu allen Kapiteln zu passen scheint. Während sich über die bisher vorgebrachten Kritikpunkte sicherlich diskutieren lässt, steht außer Frage, dass das Buch leider eine wirklich außergewöhnliche Menge an Flüchtigkeitsfehlern (Tippfehler, formelle Unregelmäßigkeiten et cetera) aufweist, was nicht zuletzt angesichts des gehobenen Preises durchaus überraschen kann. Die genannte Kritik kann jedoch nichts daran ändern, dass die Studie letztlich aufgrund ihres wissenschaftlichen Wertes sehr anregend und dementsprechend zu empfehlen ist.