A. Rubel: Per Anhalter durch die Antike

Cover
Titel
Per Anhalter durch die Antike. 1400 Jahre griechisch-römische Geschichte und ihre Aktualität


Autor(en)
Rubel, Alexander
Erschienen
Wiesbaden 2017: Marix Verlag
Anzahl Seiten
318 S.
Preis
€ 28,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Jens Bartels, Abteilung Alte Geschichte, Historisches Seminar, Universität Zürich

Das Verfassen einer Überblicksdarstellung über die Geschichte der Antike ist spätestens in Hinblick auf die dazu eingehenden Rezensionen eine eher mühselige Aufgabe. Das Ziel und der Umfang des Buches zwingen meist zu einer Reihe von Entscheidungen, bei denen ein geteiltes Echo sicher ist. Entsprechend geht es hier weniger darum, abweichende Meinungen im Detail hervorzuheben, sondern eher darum, wie sich das zu besprechende Buch in Umfang, Struktur und Vorgehen von anderen vergleichbaren Büchern unterscheidet.

Dem Autoren Alexander Rubel, der auch eine kurze griechische Geschichte im selben Verlag publiziert hat1, ist das Feld solcher Überblicksdarstellungen nicht neu.

Eine naheliegende Frage an solche Werke ist, welchen Zeitraum sie abdecken. Hier erweist sich Rubels Buch in Bezug auf die Anfänge als minimalistisch, hinsichtlich des Endes als gemäßigt maximalistisch: Die griechische Geschichte beginnt (wie schon in Rubels griechischer Geschichte) erst nach den dunklen Jahrhunderten, die Spätantike wird bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts n.Chr. geführt. Der für Rubel wesentliche Grund für diesen Zuschnitt liegt darin, dass die so definierte Epoche konstitutiv für das moderne Europa gewesen sei, für das die frühere Zeit eher keine Rolle spiele (S. 13).

Der Aufbau orientiert sich an dem Konzept, dem Rubel bereits in seinem Überblickswerk zur griechischen Geschichte folgte: Die “kleine Geschichte der Antike” (S. 299) besteht aus einem eher chronologisch orientierten Teil (“Teil I: Historische Grundlagen”, S. 25–169) und einem strukturgeschichtlich geprägten Abschnitt (“Teil II: Themenkapitel”, S. 171–298). Den eigentlichen Textteil rundet ein sehr knapper Ausblick auf das Nachleben der Antike ab (“Schlussbetrachtung: Die Antike und wir”, S. 293–298).

Eine “Kurzbibliographie” (S. 301–304), eine Zeittafel (S. 305–311), ein Personenregister (S. 313–318) sowie ein Abbildungsnachweis (S. 319) beschließen den Band.

Im chronologischen Überblick werden zunächst das archaische und klassische Griechenland (“Griechenland”, S. 27–59), dann in zwei kürzeren Blocks die frühe römische Geschichte (“Rom”, S. 61–74) sowie der Hellenismus (“Griechenland. Alexander und der Hellenismus,” S. 75–95) behandelt. Es folgen gute 40 Seiten, die der römischen Geschichte von der mittleren Republik bis zum 3. Jahrhundert n.Chr. gelten (“Rom und der Aufstieg zur Weltherrschaft”, S. 97–139), sowie knapp 30 Seiten zur Spätantike (“Zusammenführung: Die Spätantike”, S. 141–169).
Die Themenkapitel behandeln “Die antike Gesellschaft” (S. 173–188), “Adlige Lebenswelten in Griechenland und Rom” (S. 189–198), “Die antike Wirtschaft” (S. 199–206), “Religion” (S. 207–219), “Szenen aus dem Alltagsleben in der Antike: Sport, Spiele und Feste” (S. 221–229) sowie “Die Kultur der antiken Gesellschaft” (S. 231–291).

Die Entscheidung, strukturgeschichtliche Fragen gegenüber einer reinen Ereignisgeschichte in den Vordergrund zu rücken, ist sehr zu begrüßen. Nicht völlig überzeugend erscheint jedoch die Zweiteilung in die beiden Teile “Historische Grundlagen” und “Themenkapitel”. Nach Rubels Ansicht soll der erste Teil “historische Zusammenhänge, allen voran die politischen Entwicklungen” präsentieren, während der zweite “kultur- und sozialgeschichtliche[n] Sachverhalten” gilt (S. 16). Letztere lassen sich nur begrenzt aus den “historischen Grundlagen” ausklammern und so begegnen etwa Ausführungen zur antiken Sozialgeschichte sowohl in Teil I (z.B. S. 39–40 und S. 70–72) wie auch in Teil II (S. 173–188 bzw. S. 189–198). Auch wenn die antike Sozialgeschichte überaus spannend ist, stellt sich die Frage, ob das für das angestrebte Publikum nicht etwas unübersichtlich wird.

Aufgrund der Platznot verständlich, aber doch etwas bedauerlich ist, dass nicht etwas häufiger Kontroversen der Forschung zumindest angedeutet werden. Im Kapitel zur antiken Wirtschaft ist dies Rubel auf wenigen Seiten gut gelungen.

Abschließend noch ein Wort zum Verlag, der diesem Buch nicht gutgetan hat. Zunächst ist die Produktion offenbar teilweise etwas oberflächlich gelaufen. So wurden zwei Karten (Perserkriege, bzw. Mittelmeerraum im 6. Jahrhundert n.Chr.), die wohl als Vor- und Nachsatzblatt gedacht waren, vergessen und liegen nur als loses Blatt bei. In Bibliotheksexemplaren werden sie wohl bald verloren gegangen sein. Dass beim Verlag niemand bemerkt hat, dass in Teil I, Kapitel 1 die Kapitelüberschrift und alle Kolumnentitel stets “Giechenland” schreiben, verwundert ebenfalls etwas.

Vor allem aber hat der Verlag diesem Buch mit seinem Titel Gewalt angetan. Douglas Adams’ Per Anhalter durch die Galaxis ist ein wunderbares Buch. Ausgehend davon hätte sich vielleicht auch ein sehr interessantes Buchprojekt entwickeln lassen, das einem Titel “Per Anhalter durch die Antike” hätte gerecht werden können. So aber wurde der Titel einem Manuskript übergestülpt, das so etwas gar nicht sein wollte (siehe auch die Anmerkung Rubels S. 299) und nun darunter leidet, dass der Titel falsche Erwartungen weckt.

Jenseits dieser Anmerkungen muss jedoch betont werden, dass es sich bei “Per Anhalter durch die Antike” um ein meist gut lesbares Buch handelt, in dem Laien und Studienanfänger kundig informiert werden.

Anmerkung:
1 Alexander Rubel, Die Griechen. Kultur und Geschichte in archaischer und klassischer Zeit, Wiesbaden 2012.

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