Sammelrezension: Einfuehrungen in die Wirtschaftsgeschichte

Cover
Titel
Einführung in die Wirtschaftsgeschichte.


Autor(en)
Buchheim, Christoph
Erschienen
München 1997: C.H. Beck Verlag
Anzahl Seiten
173 S., 12 Abb. & Tafeln
Preis
€ 16,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Mark Spoerer, Fg. Wirtschafts- u. Sozialgeschichte, Universität Hohenheim

Die Wirtschaftsgeschichte ist den meisten Historikern etwas unheimlich. Inhaltlich erfordert sie in groesserem Umfang als viele andere historische Teildisziplinen spezifische Sachkenntnis, darstellerisch ist der Hang zu Tabellen und Graphiken ungewohnt und methodisch erscheint der oft quantifizierende Ansatz suspekt, da das historische Subjekt hinter anonymen Strukturen zu verschwinden scheint. Dennoch wird die Relevanz dieser Teildisziplin von Historikern nicht in Frage gestellt (uebrigens im Gegensatz zu den Oekonomen), und es mag den einen oder anderen unter ihnen geben, der sich einmal naeher mit den Inhalten und Methoden der Wirtschaftsgeschichte vertraut machen moechte, zumal dies auch fuer spaetere Taetigkeiten im nicht-wissenschaftlichen Bereich nuetzlich sein kann, insbesondere im Journalismus. Diesem Interessentenkreis - nicht mehr studentisch und ohne wirtschaftswissenschaftliche Vorkenntnisse - versucht die vorliegende Rezension einen Leitfaden zu geben.

Der internet-erfahrene H-Soz-u-Kult-Abonnent wird also vielleicht die WWW-Version des Verzeichnisses Lieferbarer Buecher aufrufen (http://www.buchhandel.de), wie der Rezensent mit Erstaunen feststellen, dass die Wirtschaftsgeschichte als eigene Sachgruppe gefuehrt wird, und als Suchstichwort "Einfuehrung" eingeben. Von den in der Antwort ausgegebenen gut 20 Buechern sind dem Titel nach nur drei als Einfuehrung in das Fach zu verstehen und nach 1990 erschienen. Diese drei Buecher sind erstaunlich unterschiedlich.

Explizit auf studentische Belange zugeschnitten ist die 1994 als UTB-Taschenbuch erschienene "Einfuehrung in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte" von Rolf Walter. Es ist das einzige unter den hier besprochenen Buechern, das ein propaedeutisches Kapitel enthaelt ("Instrumentarium, Methoden und Theorien"). Dem folgen ein Kapitel ueber "Strukturen und Inhalte" und eines ueber "Fachuebergreifende und dogmenhistorische Zusammenhaenge". "Ein praktischer Ratgeber fuer Studenten und Lehrer", darunter insbesondere eine ausfuehrliche und teilweise kommentierte Bibliographie, runden den Band ab. Einen Ueberblick ueber die Wirtschaftsgeschichte als solche, also den Abriss der historischen Fakten, wenn man so will, soll das Buch nicht geben. Dies hat Walter einer anderen Veroeffentlichung vorbehalten (1).

Die Staerke des Bandes liegt in der Breite der Darstellung. Der Abriss der Methoden reicht von der Hermeneutik ueber die Komparatistik bis zur Luftbildarchaeologie. Auch die Inhalte, auf die sich das Erkenntnisinteresse der Wirtschafts- und Sozialgeschichte im weitesten Sinne richtet, werden in beeindruckender Breite kurz vorgestellt. Selbst der Geschichte der Messen und Boersen sowie der historischen Insolvenzforschung werden jeweils ein eigenes Unterkapitel gewidmet. In diesen Unterkapiteln enthaltene Verweise auf die jeweilige Literatur machen die Darstellung zu einem sehr praktischen bibliographischen Nachschlagewerk fuer die (deutsche) Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Angenehm ist, dass Walter nirgends in schwer verstaendlichen Jargon verfaellt, sondern sein Stil auf sympathische Weise unpraetentioes ist. Auf den ersten Blick also ein leicht zu konsumierendes Buch.

Walters Vorstellung ueber das Verhaeltnis der Wirtschaftsgeschichte zur Wirtschaftswissenschaft wirkt allerdings sehr traditionell. In der Einleitung finden sich zunaechst einige nicht ganz klare Aussagen ueber den Erkenntnisgegenstand der Wirtschaftswissenschaften (S. 15). Und dann: "Das reiche Potential an oekonomischer Theorie in die Geschichtswissenschaft einzubringen, ist sicherlich eine wichtige Aufgabe der Wirtschaftsgeschichte. Der Dogmengeschichte kommt in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle zu" (S. 15). Dem ersten Satz ist zweifellos zuzustimmen, der zweite ueberrascht. Erkenntnisgegenstand der (oekonomischen) Dogmengeschichte ist die Genese der oekonomischen Theorie. Wie kann diese Teildisziplin der Wissenschaftsgeschichte dazu beitragen, den Erkenntnisgegenstand der Wirtschaftsgeschichte zu beleuchten, naemlich die Beschreibung und Analyse der wirtschaftlichen Realitaet in ihrer historischen Dimension? Im immerhin fast 30seitigen Abschnitt "Historiographie und Dogmengeschichte" wird zunaechst die Dogmengeschichte der Volkswirtschaftslehre und (anerkennenswerterweise, da zumeist unterschlagen) der Betriebswirtschaftslehre auf 24 Seiten abgehandelt. Dann kommt Walter zur Sache. Dem gut drei Seiten langen Unterabschnitt "Wirtschaftswissenschaftliche Faktoren in der wirtschaftshistorischen Forschung" ist indirekt zu entnehmen, dass fuer Walter der Zusammenhang der beiden Disziplinen darin besteht, dass die Wirtschaftsgeschichte Begriffe aus den Wirtschaftswissenschaften uebernimmt, und diese fuer die historische Analyse einsetzt. Das kann man so sehen, aber das Verhaeltnis zwischen Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftswissenschaften wird im Allgemeinen doch sehr viel weitgehender verstanden.

Es ist nach dieser (und auch hier vertretenen) Auffassung einerseits dadurch gekennzeichnet, dass die Wirtschaftsgeschichte Aussagen ueber Ursache-Wirkungs-Zusammenhaenge, die in der Oekonomie entwickelt wurden, zur Analyse historischer Sachverhalte anwendet. Und andererseits wird auch in der oft sehr abstrakten Wirtschaftswissenschaft sehr viel mehr Wert auf empirische Bewaehrung der Theorie gelegt, als gemeinhin geglaubt wird. Langfristig gesehen steht und faellt eine oekonomische Theorie mit ihrer empirischen Erklaerungskraft. Im einen Fall ist also der Erkenntnisgegenstand ein historischer Tatbestand, zu dessen Erklaerung man sich Theorien aus der Oekonomie bedient, im anderen ist er die Validitaet einer oekonomischen Theorie, die empirisch, d.h. unter Verwendung historischer Daten, getestet wird (allerdings in der Regel von oekonometrisch arbeitenden Wirtschaftswissenschaftlern, selten von Wirtschaftshistorikern). Wenn man so will, sind sich also Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftswissenschaften wechselseitig Hilfswissenschaft. Dass dies in der wissenschaftlichen Praxis vielfaeltige Probleme aufwirft, steht auf einem anderen Blatt. Aber nicht die 'Tatsache', dass theoretische Kenntnisse (und nicht nur Begriffe) aus der Oekonomie zur Erklaerung historischer Sachverhalte herangezogen werden sollte, ist heute unter den meisten Wirtschaftshistorikern umstritten, sondern inwieweit es fruchtbar ist, auf in der Regel sehr komplexe historische Sachverhalte relativ abstrakte Loesungskonzepte aus der Oekonomie anzuwenden.(2)

Weil dies bei Walter, der diese Zusammenhaenge bestenfalls andeutet (S. 233 oben, S. 235 unten), in einem begrifflichen Knaeuel doch ziemlich durcheinander geraet, ist sein Buch zwar wegen seiner breiten Darstellung ein nuetzliches propaedeutisches und bibliographisches Nachschlagewerk, es ist aber als Einfuehrung in die Wirtschaftsgeschichte im theoretischen Bereich ergaenzungsbeduerftig.

Dazu bietet sich zum Beispiel die 1997 bei Beck erschienene "Einfuehrung in die Wirtschaftsgeschichte" von Christoph Buchheim an, die ganz andere Schwerpunkte setzt und insofern ein Komplement zu Walters Einfuehrung darstellen koennte. Propaedeutische Inhalte finden sich dort nicht, vielmehr geht es dem Autor um einen "Abriss der Wirtschaftsgeschichte und ihre Interpretation unter einer allumfassenden Perspektive, [der] der Entwicklung" (S. 7). Der eigentlichen Darstellung vorangestellt ist eine kurze Vorstellung des wissenschaftlichen Standorts und der Genese des Fachs Wirtschaftsgeschichte. Diese Darstellung ist sehr gelungen. Nur die Behauptung, dass ,Oekonomen und Historiker [...] wieder gesteigertes Interesse" an der Wirtschaftsgeschichte haetten, kann angesichts der Diskussion um die Krise des Fachs an den oekonomischen Fakultaeten nur als Zweckoptimismus interpretiert werden.(3)

Die eigentliche Darstellung ist unorthodox gegliedert: Buchheim beginnt mit der Industriellen Revolution, wirft dann erst einen Blick auf die vorindustrielle Wirtschaft und Gesellschaft, um im dritten Kapitel "Deutschland in der Wachstumsphase", d.h. ab der Mitte des 19. Jahrhunderts darzustellen. In einem knappen vierten Kapitel erlaeutert er einige grundlegende Begriffe aus den Wirtschaftswissenschaften: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Wachstum und Wechsellagen, Strukturwandel, Einkommensverteilung, Maerkte, Erwerbstaetigkeit und Arbeitsmarkt, Geld/Preise/Kosten und Aussenwirtschaft.

Buchheim legt keine durchgehende chronologische Darstellung vor, sondern konzentriert sich auf die grosse Linie, auf Strukturen und ihre Entwicklung, und vernachlaessigt Details. Dabei fallen allerdings auch einige Komponenten unter den Tisch, die normalerweise in keiner ueberblicksartigen wirtschaftshistorischen Darstellung fehlen: der Uebergang zur Schutzzollgesetzgebung 1879, die Waehrungsstabilisierung 1923/24, Dawes- und Young-Plan 1924 bzw. 1929 - wie ueberhaupt der Zeitraum von 1870 bis 1924, immerhin ein gutes halbes Jahrhundert, weitgehend ausgeblendet wird. Dagegen ist die Darstellung der Wirtschaftsgeschichte ab 1925 und insbesondere der BRD und der DDR sehr breit, man merkt, dass der Autor sich hier hervorragend auskennt. Eine besondere Staerke in Buchheims Darstellung liegt darin, dass er grundlegende wirtschaftliche Sachverhalte sehr klar und anschaulich vermittelt, ohne dem Leser Vorkenntnisse abzuverlangen. Als Einfuehrung in die Wirtschaftsgeschichte ist dieses Buch daher sehr empfehlenswert.

Die Einzelkaempfer Walter und Buchheim werden es jedoch schwer haben, auf dem Buchmarkt mit dem Sammelband "Moderne Wirtschaftsgeschichte" zu konkurrieren, den Gerold Ambrosius, Dietmar Petzina und Werner Plumpe 1996 bei Oldenbourg herausgegeben haben. Nach dem ueber 1.700 Seiten starken, 1971 und 1976 in zwei Baenden erschienenen "Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte" ist dieser relativ preiswerte Band (Paperback) sicherlich eine der bedeutendsten Neuerscheinungen der deutschen Wirtschaftsgeschichte der letzten 20 Jahre. Elf Autoren beleuchten in 21 Beitraegen sowohl den Inhalt als auch (meistens) die konzeptionellen, theoretischen und methodischen Grundlagen bestimmter thematischer Untersuchungsfelder. Diese sind nach einer einleitenden Darstellung der "Wirtschaftsgeschichte als Disziplin" von Richard Tilly unterteilt in mikrooekonomische (Haushalte, Unternehmen), makrooekonomische (Bevoelkerung und Wirtschaft, Geschlecht und Oekonomie, Raum und Region, Technik und Umwelt, Wachstum, Konjunktur, Wirtschaftsstruktur und Strukturwandel in (a) Gesamtwirtschaft, (b) Landwirtschaft, (c) Industrie und Handwerk sowie (d) Tertiaerer Bereich, Beschaeftigung und Arbeitsmarkt, Einkommens- und Vermoegensverteilung, Geld und Kredit, Internationale Wirtschaftsbeziehungen) und politische Problembereiche (Wirtschaftsordnungen, Staat und Wirtschaft, Wirtschaftliche Selbstverwaltung, Industrielle Beziehungen). Nur die Finanzgeschichte fehlt.

Ihren wissenschaftlichen Standort machen die Herausgeber schon im dritten Satz des Vorworts unmissverstaendlich klar: "Einfuehrungen in die Wirtschaftsgeschichte sind [..] selten und genuegen nicht den Anspruechen einer modernen theorieorientierten und oekonomisch ausgerichteten wirtschaftshistorischen Forschung" (S. 7). Und weiter: "Die Einfuehrung soll also Geschichts- und Wirtschaftswissenschaften miteinander verbinden. Sie soll dem historisch interessierten Oekonomen die geschichtliche Dimension seines Faches aufzeigen [...]. Sie soll zugleich dem oekonomisch interessierten Historiker darlegen, wie sinnvoll die Anwendung oekonomischer Hypothesen, Theorien, Modelle oder Paradigmen zur Erklaerung historischer Zusammenhaenge ist. Auch wenn Historiker es nur bedingt wahrhaben wollen; nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie" (S. 7f.).

Mit dieser Zielsetzung machen die Herausgeber einen deutlichen Schritt von der, etwas pointiert ausgedrueckt, traditionellen, deskriptiven, atheoretischen, eben "historischen" Wirtschaftsgeschichte zur theoriegeleiteten, quantifizierenden "oekonomischen" Wirtschaftsgeschichte. Mehr als ein Vierteljahrhundert nach Aufkommen der "New Economic History" in den angelsaechsischen Laendern scheint damit auch die deutsche wirtschaftshistorische Zunft zumindest vom wissenschaftsmethodischen Anspruch her den Paradigmawechsel vollzogen zu haben. Um Missverstaendnissen vorzubeugen: Erkenntnisinteresse und -gegenstand bleiben historisch, nur wird das Menue der Instrumente zur Strukturierung und Analyse des Gegenstands um die Konzepte der Wirtschaftswissenschaften erweitert.

Und in der Tat wird dann in den einzelnen Beitraegen doch nicht ganz so heiss gegessen. Zwar versuchen die meisten Autoren, in ihren Darstellungen eine deskriptive wirtschaftshistorische Darstellung des jeweiligen Untersuchungsgegenstands mit der Darstellung entsprechender Theorieangebote zu verbinden. Diese werden jedoch - erfreulicherweise - eben doch nicht nur der Wirtschaftswissenschaft, sondern auch anderen Disziplinen, etwa der Soziologie und der Politikwissenschaft entnommen. Und zu manchen Themenfeldern, etwa "Geschlecht und Oekonomie", gibt es offenbar auch keine Theorien im Sinne von einfachen Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Insofern wird man dem Band Einseitigkeit allenfalls insofern nachsagen koennen, als er der reinen, in keiner Weise theoriegeleiteten Deskription endgueltig eine Absage erteilt. In dieser Hinsicht ist ganz sicherlich auch das Adjektiv "modern" im Titel zu verstehen.

Die einzelnen Beitraege zu diskutieren, wuerde den Rahmen einer Sammelrezension sprengen. Interessant ist, in welcher Weise sich die einzelnen Autoren diesem in Deutschland immer noch ungewohnten Paradigma verpflichtet fuehlen. Fuer Richard Tilly und John Komlos etwa, beides Amerikaner und eifrige Verfechter der Cliometrie in Deutschland (ein Kunstwort, das die Muse der Geschichtswissenschaft, Clio, mit oekonomischer Theorie und ihrem statistischen Werkzeug, der Oekonometrie, verbindet (4)), ist es selbstverstaendlich. Gerold Ambrosius und Hubert Kiesewetter etwa tun sich dagegen in ihren Beitraegen sichtlich schwermit der Rezeption moderner Theorie; ersterer warnt zudem mehrfach und nachdruecklich davor, sich von der Anwendung der (in den Wirtschaftswissenschaften vorherrschenden) neoklassischen Wirtschaftstheorie auf wirtschaftshistorische Fragen zuviel zu versprechen, da die Neoklassik stark statisch und daher a priori fuer die dynamische (historische) Analyse nicht immer geeignet ist. Bei allen Unterschieden im Einzelnen wirkt jedoch die Gesamtheit der fast ausnahmslos qualitativ hochwertigen Beitraege homogen, zumal fuer einen Sammelband. Das ist sicherlich ein nicht zu unterschaetzender Verdienst der Herausgeber.

Ihnen ist aber auch ein grosses Manko anzulasten: Leser ohne wirtschaftswissenschaftliche Vorkenntnisse werden mit einigen Beitraegen, insbesondere denen von Tilly (nicht aber seiner Einleitung), Plumpe und Komlos/Schmidtke, erhebliche Verstaendnisprobleme haben. Was fehlt, ist ein Anhang, der aehnlich wie in der Darstellung von Buchheim wesentliche Begriffe erlaeutert. Und das ist schade, der Rezensent hat jedenfalls den Eindruck, dass die geringe Muehe, die das Erstellen eines vielleicht 20-30seitigen Glossars gekostet haette, das Buch dem selbstgestellten Ziel, "Eine Einfuehrung fuer Historiker und Oekonomen" zu sein, erheblich naeher gebracht haette. So wird es eher ein - hoechst wertvolles - Nachschlagewerk fuer Wirtschaftshistoriker und Oekonomen sein, die sich einen ersten inhaltlichen und theoretischen Ueberblick ueber bestimmte Themengebiete verschaffen wollen, aber nicht unbedingt fuer jeden interessierten Historiker.

Fazit: Wenn man die drei vorliegenden Einfuehrungen in die Wirtschaftsgeschichte auf einer Achse anordnen will, deren einer Pol "Geschichte" und deren anderer "Oekonomie" heisst, so lautet die Reihenfolge der darauf angeordneten besprochenen Buecher: 1. Walter, 2. Buchheim, 3. Ambrosius/Petzina/Plumpe. Fuer den (vermuteten) typischen H-Soz-u-Kult-Abonnenten empfiehlt sich das Buch von Walter, das Lehrbuchcharakter hat und ein sehr traditionelles Theorieverstaendnis aufweist, weniger. Die lehrreiche Einfuehrung von Buchheim ist anregend geschrieben und weckt Lust auf Wirtschaftsgeschichte. Wer sich intensiver mit der Materie befassen will, wird um den Sammelband von Ambrosius, Petzina und Plumpe nicht herumkommen. Moegen auch einige Beitraege ,zu hoch" angesiedelt sein, der potentielle Erkenntnisgewinn ist hier zweifellos am groessten. Nur macht es der Band dem Leser nicht immer leicht.

(1) Rolf Walter, Wirtschaftsgeschichte. Vom Merkantilismus bis zur Gegenwart (Wirtschafts- und sozialhistorische Studien, Bd. 4), Koeln u.a.: Boehlau 1995, 334 S., DM 48,00.

(2) Die "traditionelle" und "moderne" Auffassung des Verhaeltnisses von Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftswissenschaften sind anschaulich und (selbst-) kritisch wiedergegeben in: J. Heinz Mueller, Wirtschaftswissenschaften, in: Staatslexikon, Freiburg u.a. 1989, Sp. 1082-1090, und N.F.R. Crafts, Economic History, in: The New Palgrave Dictionary of Economics, Bd. 2, London u.a. 1987, S. 37-42.

(3) Immerhin zwei halbe Hefte der Vierteljahrschrift fuer Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (1995, Nr. 3 und 4) wurden diesem Thema gewidmet. Vgl. v.a. auch den kritischen Ueberblick von Dieter Ziegler, Die Zukunft der Wirtschaftsgeschichte. Versaeumnisse und Chancen, in: Geschichte und Gesellschaft 23 (1997), S. 405-422. Ziegler fordert darin die Wirtschaftshistoriker auf, sich mit ihrem Fachwissen in Diskussionen einzuschalten, die die Historiker beschaeftigen, etwa die NS-Modernisierungsdebatte und die Umweltgeschichte. Siehe zur Krise des Fachs im angelsaechsischen Raum und Loesungsansaetzen auch den in der vorigen Anmerkung zitierten Aufsatz von Crafts, insb. S. 41.

(4) Verstreute cliometrische Aufsaetze zur deutschen Wirtschaftsgeschichte sind kuerzlich zusammengestellt worden in: John Komlos/Scott Eddie (Hrsg.), Selected Cliometric Studies on German Economic History, Stuttgart: Steiner 1997, 368 S., DM 78,00.

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