Gasteiner, Martin; Haber, Peter (Hrsg.): Digitale Arbeitstechniken für die Geistes- und Kulturwissenschaften. . Wien 2010 : Böhlau Verlag, ISBN 978-3-8252-3157-6 269 S., 8 SW-Abb. € 19,90

: Digitale Geschichtswissenschaft. . Wien 2010 : Böhlau Verlag, ISBN 978-3-205-78553-8 149 S. € 19,90

Rezensiert für H-Soz-Kult von
Uwe Danker, Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte, Universität Flensburg

Die beiden hier vorzustellenden Bände sind Bestandsaufnahmen in einer Umbruchphase, nämlich jener revolutionären Veränderung der Arbeitsweisen in den Geistes- und Kulturwissenschaften, die in nur drei Jahrzehnten seit Einzug des Personalcomputers und in circa 15 Jahren seit Beginn der Nutzung des World Wide Web bisher eingetreten sind. Der Sammelband von Martin Gasteiner und Peter Haber reflektiert „entlang der wissenschaftlichen ‚Produktionskette‘“ (S. 11) aus Recherche, Schreiben und Veröffentlichen den „Paradigmenwechsel von analog zu digital“ (S. 14) und führt in „digitale Arbeitstechniken“ ein. Die Zielgruppe bilden Nachwuchswissenschaftler, die nach ihrem Studienabschluss (und, so das Verlagskalkül, nach der früheren Lektüre der UTB-Bände „Schreib-Guide Geschichte“ und „Geschichte Online“1) Forschungstätigkeiten aufnehmen.

Jan Hodel befasst sich mit digitaler Recherche, Fragen der Strukturierung und Operationalisierung von Suchprozessen. Er unterscheidet systematische, bibliothekarische Datenverwaltungen von algorithmenbasierter Suchmaschinen-Recherche, ordnet sie in einer Vierermatrix zwischen Browsen und Suchabfragen, systematischer und unsystematischer Recherche. Hodel plädiert für eine individuell ausgeprägte Mischung der Formen. Am Rande diskutiert er auch den Medienbruch zwischen analoger und digitaler Arbeitsweise, der in einem Punkt für die Geistes- und Kulturwissenschaften besonders relevant ist: Nicht alles, was an kultureller Tradition und intellektueller Leistung analog vorliegt, ist auch digital erreichbar. Paradoxerweise, so mein eigener Eindruck, wird dieses Problem durch die verstärkte digitale Erschließung noch zunehmen: Wenn Abermillionen zuvor nur analog existierender Bücher von Google digitalisiert sind, wird man die restlichen nicht mehr zur Kenntnis nehmen und vergessen. Nach Abschluss der jetzigen Phase paralleler Nutzung analoger und digitaler Medien wird dieser Medienbruch bedeutsamer bleiben, als Hodel es annimmt.

Eva Pfanzelters Beitrag über den „kritischen Umgang mit digitalen Ressourcen“ wählt einen originellen Zugang: Sie überträgt die für die Geschichtswissenschaft konstitutive Historische Methode auf die Qualifizierung und Auswertung der Informationen, die im Internet ermittelbar sind. Zur ‚äußeren Kritik‘ zählt sie die Identifizierung der Art der Quelle, Informationen zur Hard- und Software und dem Archivierungszustand der benutzten Website. Als Analogon zur ‚inneren Kritik‘ nennt sie Informationen über Autorinnen und Autoren, Kriterien zur Wissenschaftlichkeit der Informationen, Fragen nach Absichten und Relevanz des Internet-Angebots. Mehr Sicherheit lieferten der Vergleich mit anderen Quellen und Checklists für Homepage-Bewertungen oder (Eigen-)Zertifizierungen. Schließlich fehlt auch nicht der Verweis auf verlässliche Fachportale, seien es Kommunikationslisten wie H-Soz-u-Kult oder H-Germanistik oder Portale wie Clio-online und historicum.net.

Grenzen und Optionen technisch standardisierter Bildsuche in digitalen Medien erörtert Raghavan Manmatha. Inhaltsbezogene Recherchen ohne sprachliche Verschlagwortung der Bilder basierten auf der Auswertung statistischer Daten zur Farbverteilung, geometrischen Form oder Grauwerten. Sie scheiterten daran, dass Bilder viele parallele Informationen enthalten, die sich erst durch Fragestellungen erschließen. Außerdem sei es bisher unmöglich, einen frontal und seitlich aufgenommenen Schneemann als ein Objekt in der Bilddatenbank zu identifizieren. Paradoxerweise sind gerade Objekte, die einander sehr ähneln, maschinengestützt unterscheidbar: menschliche Gesichter oder auch historische Quellen mit nicht OCR-tauglichen Handschriften.

Überlegungen zur „Praxis diskursanalytischer Untersuchungen im World Wide Web“ stellt Stefan Meier an. Gerüstet mit dem Begriffsapparat der semiotischen Diskursanalyse beschreibt er das WWW als wenig strukturiert, dynamisch und heterogen. Am Beispiel von drei im Netz zugänglichen Fotografien aus dem Obama-Wahlkampf 2008 dechiffriert der Autor exemplarisch Ausdruck, Aussage, Metaphern, kommunikative Verankerung und Sinnbotschaften der gewiss genau inszenierten Familienpräsentationen der Obamas. Was dabei allerdings die Besonderheit digitaler Arbeitstechniken ausmacht (im Unterschied zu herkömmlichen Analysen von Fernsehbildern und analogen Fotografien), erschließt sich nicht.

Valentin Groebner liefert „Vorschläge zum wissenschaftlichen Schreiben 2009ff.“. Abgesehen von der Mitteilung, dass im Internet ganz ähnliche Regeln herrschen wie bei analogen wissenschaftlichen Veröffentlichungsformen, und abgesehen von dem Tipp, als Publikationsort für wissenschaftliche Aufsätze Sammelbände zu meiden, wissenschaftliche Zeitschriften hingegen zu suchen und den jeweiligen Text gleichzeitig als pdf-Datei im Internet zu publizieren (Online-Zeitschriften werden nicht genannt), finden sich eher allgemeine Weisheiten.

Der Wiener Historiker Jakob Krameritsch, zentraler Akteur des Pionierprojekts <http://www.pastperfect.at>, liefert mit „Hypertext schreiben“ einen der interessantesten Beiträge. „Schreibendes Lesen, lesendes Schreiben im Modus der permanenten Revision“ begreift Krameritsch als „Normalfall hypertextueller Kulturtechnik“; so entstehe der Typus des „Wreaders“ (S. 84). Krameritsch verweist auf ältere Wurzeln moderner Hypertext-Architektur: Springendes, sondierendes, auslassendes und wiederholendes Lesen sei immer üblich gewesen; Zeitungen würden durchstöbert; der klassische, wachsende Zettelkasten des Geisteswissenschaftlers ähnele dem Hypertext, sehe man die Zettel als informationelle Einheiten/Module und die Verweise auf Zetteln oder Karteikarten als Links. Der Beitrag enthält ein hilfreiches Glossar und ein paar „Faustregeln für Hypertextproduktion“ (S. 88).

Zur tief verankerten Vorstellung geisteswissenschaftlichen Publizierens zählt der individuelle, einsame Erkenntnis liefernde Schreibprozess. Der jüngste technologische Wandel der Schreibgeräte biete Optionen für einen Wandel in die Richtung gemeinschaftlichen Arbeitens, schreiben Daniel Burckhardt und Juliane Schiel. Insbesondere transdisziplinäre Projekte profitierten von solchen Schreibprozessen, die die Autoren (Jan Hodel folgend) dreistufig klassifizieren: Kommunikation, Kooperation und Kollaboration. Der Beitrag enthält einen klaren Anforderungskatalog an die Software.

Mit Softwareentwicklungen, die das wissenschaftliche Schreiben unterstützen sollen, befasst sich Oliver Klaffke: Schreibtools unterstützen die Informationsverwaltung, das Gliedern und Umbauen von Texten besser, als es herkömmliche Textverarbeitungen wie Microsoft Word oder Mac Pages vermögen. Der Autor beschreibt Outliner, das heißt Programme, die der Gliederung folgen, den Schreibprozess in kleine und planbare Schritte zerlegen; er empfiehlt die ergänzende Nutzung von Software für Projekt- und Zeitmanagement. Programme zum Wissensmanagement und für Prozesse des Creative Writing verknüpfen zudem Recherchen und Informationsverwaltungen aller Art. Allerdings bleibt der Aufsatz hier eher blass. So fehlt leider auch eine Vorstellung des Literatur- und Wissensverwaltungsprogramms Citavi, das wissenschaftsimmanent von der Literaturrecherche ausgeht, deren Lektüre verwaltet und schließlich das Schreiben unterstützt.

Das technische „Zitieren und Belegen“ erläutern Jans Runkehl und Torsten Siever. Belege auch von Online-Publikationen (oder Quellen) müssten das Auffinden der Informationen respektive Datensätze und deren Persistenz ermöglichen oder eben ihrer Flüchtigkeit ausdrücklich gerecht werden, womit ein Kernproblem des WWW tangiert wird. Runkehl und Siever nennen geeignete Normen und Verfahren; die Beispiele aus der Praxis sind nützlich.

Nikolaus Forgó und Seyavash Amini liefern eine Einführung in das weite Feld des Urheberrechts der alten wie der neuen Medien. Ihr Beitrag ist in der Diktion juristischer Argumentation verfasst und bezieht sich auf die Kodifikationen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Grundsätzlich sensibilisiert die Lektüre für das fraglos relevante Thema.

Zum Dauerärgernis „Copy & Paste = Plagiat?“ schreibt Debora Weber-Wulff eine hilfreiche, mit Lehrerfahrung gespickte Reflexion. Sie bezieht sich auf eine von ihr selbst maßgeblich (mit)gestaltete Wikipedia-Definition des Plagiats als „Vorlage fremden geistigen Eigentums“, handele es sich um eine reine Kopie, oder, minder direkt, um eine nicht mitgeteilte Übersetzung, das vertuschende Umstellen ursprünglicher Textteile, um „Halbsatzflickerei“ oder lediglich eine „Strukturübernahme“ (S. 114f.). Diese weite Definition findet sich nicht mehr bei Wikipedia; derzeit dominiert ein formaljuristischer Plagiatsbegriff. Weber-Wulff verweist auf eine oft übersehene Form des Plagiats, nämlich dasjenige von Betreuern universitärer Arbeiten. Auch etablierten Hochschullehrern vereinfachen digitale Medien das Plagiieren!

Ausführlich diskutieren Michael Nentwich und René König in ihrem Aufsatz „Peer Review 2.0“ Fragen der Qualitätskontrolle für Online-Publikationen. Dass im Prinzip jeder im Internet alles und hürdenlos publizieren könne, habe auch Rückwirkungen auf wissenschaftliche Leistungen, die online veröffentlicht würden: Sie müssten derzeit noch mit dem Generalverdacht leben, es nicht in gedruckte Fachorgane geschafft zu haben. Dabei gebe es zunehmend hohe Standards für WWW-Publikationen, etwa angesehene Online-Zeitschriften.

Uneingeschränkt zugängliche, für Rezipienten kostenfreie Online-Publikationen sind Gegenstand des Beitrags von Uwe Müller. Die Gebührenlast wird dabei mitunter umgekehrt: Nicht Rezipienten zahlen für ein Open-Access-Journal, sondern Autorinnen und Autoren (oder ihre Institutionen). Müller sieht Vorteile: Wissenschaftliche Beiträge würden ohnehin meist öffentlich finanziert zustande kommen (weshalb Gebührenzahlungen der Rezipienten nicht angemessen seien), die Publikationsgeschwindigkeit steige, Beiträge seien sichtbarer und würden häufiger zitiert. In der unter anderem von Deutscher Forschungsgemeinschaft (DFG), Wissenschaftsrat, Hochschulrektorenkonferenz und Max-Planck-Gesellschaft mitgetragenen „Berliner Erklärung“ von 2003 klar definiert 2, zielt diese Publikationsform auf alle nicht kommerziell ausgelegten Publikationen. Im wissenschaftlichen Arbeitsalltag ist das noch nicht ganz angekommen. Gleichwohl erwartet beispielsweise die DFG seit 2006 die (zusätzliche) Open-Access-Publikation geförderter Projekte.

Die besonderen Potenziale digitaler Editionstechniken für historisch-kritische Ausgaben stellt Patrick Sahle vor. Die digitale Technik mache es möglich, editorische Informationen und Kontexte in bisher nicht möglichem Umfang zu gestalten. In der Frage der Nachhaltigkeit verweist Sahle auf das Paradoxon, dass gedruckte Editionen zwar materiell dauerhaft seien, aber einen immer vorläufigen Bearbeitungstand spiegelten, während es sich bei digitalen Editionen genau umgekehrt verhalte.

Olaf Blaschke erörtert die in seiner Prognose stabilen Perspektiven des Printmediums Buch, für das vier Gründe sprächen: die auf Jahrhunderte angelegte Speicherdauer, das technikunabhängige Potenzial für erhebliche Längen, die Qualitätsstandards durch kulturell entwickelte Selektionshürden für das gedruckte Wort und schließlich das besondere Reputationsversprechen für Autorinnen und Autoren. Wird dies Bestand haben in einer unglaublich rasanten Umbruchsituation? Andere Beiträge des Sammelbands enthalten Gegenargumente: Normierte Qualitätsstandards etablieren sich in (wissenschaftlichen) Nischen des WWW, und Reputationsgewinne sind kulturell geprägt. Eines bleibt aber wohl richtig: Schönheit und haptische Freude versprechen bisher nur ‚richtige‘ Bücher.

Fazit: Die überwiegend kurzen, klar gegliederten und schnell rezipierbaren, indes keinem gemeinsamen redaktionellen Schema folgenden Beiträge können jeweils für sich stehen. Abgesehen von einzelnen Ausreißern bieten sie souveräne und aktuelle Überblicke zum jeweiligen Teilthema. Bedauerlich ist es allerdings, dass das Konzept des Bandes eine vierte Arbeitsstufe fast vollständig außer Acht lässt – nämlich jene der Produkte, der digitalen Präsentationen, Darstellungen und Vermittlungen.

Das kleine und feine Buch des an der Universität Wien lehrenden Neuzeit-Historikers Wolfgang Schmale ist ein programmatischer Essay, der ideenreich argumentierend auf mehreren Pionierprojekten digitaler Geschichtswissenschaft fußt, an denen der Autor selbst maßgeblich beteiligt war: Das Geschichtsstudium in Wien integrierte früher als anderswo webgestütztes E-Learning. Schmale startete mit zwei Mediendesignern und einem Informatiker 2001 das preisgekrönte Hypertext-Modellprojekt <http://www.pastperfect.at>, in dem Jakob Krameritsch und andere junge Wissenschaftler wesentliche Basiserfahrungen mit digitaler Geschichtswissenschaft sammelten und den „Hypertextcreator“ entwickelten – ein spezielles, in der Geisteswissenschaft anwendbares Content-Management-System. Schmale ist Jahrgang 1956; so kann er aus eigenem Erleben plastisch den revolutionären Siegeszug der digitalen Medien schildern.

Digitale Medien seien gekennzeichnet von Zugänglichkeit, Entgrenzung und Individualisierung zugleich. Eine noch im Entstehen begriffene digitale Geschichtswissenschaft könne im Web die breite Veröffentlichung und zugleich gesteuerte Prozesse des Lernens anstreben, gar eine neue Geschichtsmächtigkeit erzeugen. Die Mehrzahl der Darstellungen werde meist noch von Laien bestritten, mit typischen Schwächen und Fehlwahrnehmungen. Während viele Websites mit wissenschaftlichen Zielen lediglich verlagerte klassische Publikationen seien, wirkten umgekehrt neue Medien zurück auf alte, wenn man etwa die aktuelle Gestaltung von Lehrbüchern betrachte. Die Ästhetik der Buchwelt – Publikationsstandards, tempelähnliche Bibliotheken, eigene komplexe Recherchesysteme, geregelte wissenschaftliche Kommunikation – werde durch das WWW gestört, ohne dass es bisher vollen Ersatz biete; Schmale benennt Defizite bei Verlässlichkeit, Qualität, Dauerhaftigkeit. Aber die Potenziale etwa für die historische Bildwissenschaft, die Attraktivitätssteigerung durch internetgestützte Vermittlung und Lehre in Universitäten, Schulsystem und jeder Form individueller Bildung bedeuteten eine Einladung an die Geschichtswissenschaft, „ihre Platzierung im System der Wissenschaften und der Wissenschaftspolitik zu verbessern“ (S. 57). Schmale plädiert dafür, „multifunktionale virtuelle historische Mehr-Ebenen-Lernprojekte zu erarbeiten“ (S. 58), gibt also – wie schon bei <http://www.pastperfect.at> – die verbreitete Zurückhaltung des Wissenschaftlers gegenüber der praktischen Realisierung seiner normativen Konzepte auf, um die Wirklichkeit, die Öffentlichkeit zu erreichen.

Dass Historiker dafür auch mit Mediendesignern, Multimediaexperten und Informatikern zusammenwirken müssen, kennzeichne digitale Geschichtswissenschaft, die immer, so Schmale, interdisziplinär und multimedial arbeite. Sie werde das Buch und damit auch die traditionelle Geschichtswissenschaft nicht ersetzen, sich jedoch innerhalb der Geschichtswissenschaft daneben positionieren. Sechs Komponenten konstituieren aus Schmales Sicht die digitale Geschichtswissenschaft: erstens der individuelle Arbeitsplatz Laptop oder PC; zweitens neben der Nutzung des World Wide Web die bewusst gesuchte breite publizistische Präsenz dort; drittens die Vision eines semantisch gesteuerten Managements historischen Wissens; viertens webbasiertes, interaktiv gestaltetes historisches Lernen, entwickelt und didaktisiert innerhalb des Wissenschaftsbetriebes, nicht von Laien; fünftens Forschung mit Hilfe digitaler Arbeitstechniken, wobei Schmale neben der Entdeckung von Websites für Forschung und Vermittlung neue kollaborative Arbeitsformen im Auge hat; sechstens digitale Narrationen als Hypertexte mit multidirektionalen Links als Gegenstück einer linearen Meistererzählung.

Schließlich ordnet Schmale seine Vision gesellschaftlich ein: „Hybridität, Fluidität, Volatilität, Hypertextualität sind erforderlich, um in einer wie noch nie in Fluss geratenen Welt Kohärenzen zu erzielen.“ (S. 116) Geschichtswissenschaftliche Grundpositionen hätten sich ebenfalls zu wandeln. Konkret könne eine beschleunigte digitale Geschichtswissenschaft bezogen auf Unrechtsregime Wiedergutmachungsansprüche schneller realisieren helfen oder nationale Verhaltensmuster in übernationalen Integrationsprozessen wie der Europäischen Union im Rahmen kollaborativer Forschungsprozesse quasi aktuell dechiffrieren.

Indes umfasse die digitale Geschichtswissenschaft in diesem Sinne nur einen Teilbereich der Historischen Wissenschaften; die große, individuell geprägte monografische Arbeit, in Buchform publiziert und ästhetisch ansprechend gestaltet, werde bleiben. Geschichtswissenschaft werde zum Hybrid: hier das schöne Buch mit der wohldurchdachten, mit Forschungsaufwand, Zeit und Muße entwickelten einzelnen Geschichtserzählung; dort die von großen vernetzten Kollektiven erstellten, nach Schmale möglichst wenigen, folglich riesigen Hypertexte, die Produkte der digitalen Geschichtswissenschaft. Verzichtbar erscheinen ihm in dieser neuen Welt die Zwischenstufen, die gedruckten und Online-Zeitschriften, Sammelbände und die ‚ins Netz gehängten‘ pdf-Dateien.

Auch wenn Wolfgang Schmale bisweilen kaum über die eigenen Pionierprojekte hinausblickt und wenig weiterführende Literatur auflistet: Die Lektüre dieses glänzenden Essays ist sehr empfehlenswert und ergänzt den als Gemeinschaftsprodukt konzipierten, stärker als Arbeitsbuch zu verstehenden Sammelband von Martin Gasteiner und Peter Haber ausgezeichnet.

Anmerkungen:
1 Wolfgang Schmale (Hrsg.), Schreib-Guide Geschichte. Schritt für Schritt wissenschaftliches Schreiben lernen, Wien 1999, Neuausgabe 2006; Franz X. Eder u.a. (Hrsg.), Geschichte Online. Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten – Literatur- und Informationsrecherche, Wien 2006.
2 <http://www.mpg.de/pdf/openaccess/BerlinDeclaration_dt.pdf> (31.12.2010).

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