Titel
Pius XII.. Der Papst, der geschwiegen hat


Autor(en)
Cornwell, John
Erschienen
München 1999: C.H. Beck Verlag
Anzahl Seiten
484 S.
Preis
€ 12,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Dr. Rainer Decker, Uni Paderborn

Zwei britische Historiker haben im vergangenen Jahr in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Während Niall Ferguson (Oxford) mit seinem Buch "Der falsche Krieg" das Eingreifen Englands in den Ersten Weltkrieg kritisierte und durch seine kontrafaktische Argumentation ("Was wäre gewesen, wenn Deutschland den Krieg gewonnen hätte?") je nach Standpunkt der Leser abwegige oder anregende, auf jeden Fall neue Perspektiven eröffnete, betrat sein älterer Kollege John Cornwell (Cambridge) zunächst einmal ausgetretene Pfade, wie der Untertitel der deutschen Ausgabe zeigt, der sich an die These in Rolf Hochhuths Theaterstück "Der Stellvertreter" von 1963 anlehnt. Im englischen Original ist die Stoßrichtung des Buches aber noch weit schärfer formuliert: "Hitler's pope. The secret history of Pius XII." Cornwell geht auch inhaltlich über Hochhuths Polemik hinaus, da er nicht nur das Verhalten dieses einen Papstes massiv angreift, sondern auf eine Systemkritik gegenüber dem päpstlichen Zentralismus vom Ersten Vatikanischen Konzil bis zu Johannes Paul II. zielt: "Die wichtigste These dieses Buches lautet (...): Wenn das Papsttum zu Lasten des Gottesvolkes zu stark wird, erleidet die katholische Kirche zum Schaden für uns alle einen Verlust an moralischer und spiritueller Kraft" (S. 429).

Der Vatikan habe, um seinen Suprematieanspruch gegenüber den Ortskirchen durchzusetzen, auf Abmachungen mit den Staaten hingearbeitet, was zu den Konkordaten mit dem faschistischen Italien (1929) und NS-Deutschland (1933) geführt habe, um den Preis der Anerkennung dieser Regime und des Schweigens zu ihrer mörderischen Politik, insbesondere des Holocausts.
Cornwell bedient sich zu seiner Beweisführung der biographischen Methode. Die Quellengrundlage besteht unter anderem aus zwei Beständen weitgehend unveröffentlichten Materials: a) Teilen der Akten zum Seligsprechungsprozeß Pius' XII. im Vatikan, die zwar manche Details zum familiären und persönlichen Hintergrund Pacellis erkennen lassen, im übrigen aber keine substantiell neuen Erkenntnisse bieten, und b) den bis 1922, also bis zum Ende des Pontifikates Benedikts XV., zugänglichen Akten des vatikanischen Staatssekretariates. Letztere wurden allerdings schon 1992 in dem Buch der italienischen Historikerin Emma Fattorini zur Nuntiatur Pacellis von 1917 bis 1923, das Cornwell nirgendwo anführt, ausgewertet und teilweise ediert.

Nach der Skizzierung des traditionell papsttreuen Elternhauses in Rom wird vor allem der Pontifikat des konservativen Pius X. (1903-1914), den Pius XII. später heilig sprach, als prägend für den jungen Geistlichen herausgestellt. Als Mitarbeiter des Staatssekretariats habe Eugenio Pacelli wesentlichen Anteil an einem Konkordat mit Serbien kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges, mit dem sich die Kurie über die älteren Rechte Österreichs zum Schutz der Katholiken auf dem Balkan hinweggesetzt, somit dem serbischen Nationalismus Auftrieb gegeben und so das Pulverfaß vergrößert habe, das dann im August 1914 zur Explosion kam - ein seltsamer Beitrag zur Kriegsschulddebatte. Aus der Zeit des Erzbischofs Pacelli als Nuntius in München (seit 1917), später auch in Berlin (bis 1929) hebt Cornwell neben seinem Bestreben, zu Konkordaten mit Ländern und Reich zu gelangen, die Erfahrungen mit der Münchner Räterepublik im Frühjahr 1919 hervor, durch die sich antikommunistische mit antisemitischen Affekten verbunden hätten. Ein Schlüsseldokument ist für Cornwell ein Brief an Kardinalstaatssekretär Gasparri vom 18.4.1919, in dem Pacelli in der Tat den chaotischen Eindruck wiedergibt und sich zu eigen macht, den sein Vertreter, Monsignore Schioppa, bei einer persönlichen Begegnung mit einem der Führer der kommunistischen Räteregierung, Max Levien, gewonnen hatte. Cornwells Übersetzung deckt sich aber an mehreren Stellen nicht mit dem von Emma Fattorini veröffentlichten italienischen Orginal, sondern fällt erheblich schärfer aus, so daß Cornwell dem Leser den "Eindruck einer stereotypen rassistischen Verachtung" (S. 101) vermittelt. Zum Beispiel wird aus einer "gruppo femminile" in dem von Fattorini abgedruckten Text 1, also einer "Gruppe von Frauen/weiblichen Gruppe", bei Cornwell ein "female rabble", "weiblicher Mob/Pöbel", und der deutsche Übersetzer verschärft dies noch einmal, indem er aus "rabble" "Abschaum" macht: "Die Chefin dieses weiblichen Abschaums war Leviens Gefährtin...".
Nicht nur gegen Juden, sondern auch gegen Schwarze habe Pacelli Aversionen gehabt, schreibt Cornwell, und verweist auf dessen Ängste vor sexuellen Übergriffen schwarzer (französischer bzw. amerikanischer) Truppen gegen die deutsche (1920 im Rheinland) und italienische (1944) Zivilbevölkerung, vergißt dabei aber zu erwähnen, daß es Pius XII. war, der im Oktober 1939 die beiden ersten afrikanischen Bischöfe der Neuzeit weihte, denen ab 1950 fast jedes Jahr weitere einheimische Bischofsernennungen auf dem schwarzen Kontinent folgten.

Wichtige fachwissenschaftliche Literatur findet sehr selektiv Berücksichtigung. Die englische Fassung zeigt, daß - von wenigen Ausnahmen abgesehen - deutschsprachige Quellen und Publikationen nur benutzt wurden, wenn sie in englischer Übersetzung vorliegen. Die Ausgabe im Verlag Beck täuscht darüber hinweg, da sich das Lektorat erfolgreich bemüht hat, die entsprechenden Literatur- und Quellenangaben auf die deutschen Originale zurückzuführen. Für die Geschichte des Reichskonkordats von 1933 stützt sich Cornwell fast ausschließlich auf die (in englischer Übersetzung vorliegende) Darstellung Klaus Scholders und dessen These von einem Zusammenhang zwischen der Zustimmung des Zentrums zum Ermächtigungsgesetz, (angeblichen) entsprechenden Wünschen Roms und dem Abschluß des Konkordats. Scholders Gegenspieler Konrad Repgen, der nur auf Deutsch veröffentlich hat, wird praktisch nicht zur Kenntnis genommen wird. Wenn Cornwell sich an einer Stelle doch einmal mit einer konträren Forschungsposition auseinandersetzt (chapter 7, footnote 24), nämlich mit Rudolf Morseys quellenkritischen Einwänden gegen die Brüning-Memoiren, in denen der ehemalige Reichskanzler die Konkordatspolitik des Kardinalstaatsekretärs Pacelli scharf angriff, so fällt auf, daß dieser Passus ausgerechnet in der deutschen Ausgabe seines Buches weggelassen worden ist, was zu manchen Spekulationen Anlaß gibt.

Die These des britischen Historikers, die Konkordatspolitik der Kurie in den verschiedenen Ländern habe auf die Durchsetzung des päpstlichen Zentralismus gezielt, ist diskutabel, aber einseitig, denn neben der offensiven, innerkirchlichen Stoßrichtung wäre die defensive Strategie, die Abwehr staatlicher Einmischungs- und Bevormundungsversuche, die seit dem Kulturkampf noch im Gedächtnis waren, mitzuberücksichtigen. Gerade in dieser Hinsicht bot das Reichskonkordat eine juristische Plattform, um auf die Rechtsverletzungen des NS-Regimes gegenüber der Kirche hinzuweisen. Der (kurzfristige) Prestigegewinn der braunen Herren durch das Konkordat sollte nicht überschätzt werden. Der Kirchenkampf, der 1-2 Jahre später einsetzte, ließ die wahre weltanschauliche Frontstellung wieder zum Vorschein kommen. Wenn Cornwell die Passivität des Vatikans, der deutschen Bischöfe und ihres Kirchenvolkes angesichts der zunehmenden Entrechtung der Juden beklagt - von ansatzweisen Sympathiebekundungen des greisen Pius XI. für die Juden abgesehen -, so rennt er mit dem Wissen um die Ereignisse von 1941 bis 1945 heute offene Türen ein. Immerhin war die Enzyklika "Mit brennender Sorge", an der Pacelli (seit 1930 Kardinalstaatssekretär) wesentlich beteiligt war, eine scharfe Abrechnung mit der rassenideologischen Grundlage des Nationalsozialismus, auch ohne daß die Juden explizit genannt wurden.

Die Darstellung der Politik des im März 1939 neugewählten Papstes Pius XII. während des 2. Weltkrieges, insbesondere sein "Schweigen", ist der schwächste Abschnitt des Buches. Immerhin werden die in der Öffentlichkeit wenig bekannten Forschungsergebnisse referiert, wonach im Winter 1939/40 Pius XII. (Hitlers Papst?) zwischen der deutschen Militäropposition und der britischen Regierung vermittelte, damit die Verschwörer nach einem gelungenen Putsch gegen Hitler mit günstigen Friedensbedingungen rechnen konnten - ein nicht nur für den Papst persönlich halsbrecherisches Unternehmen, denn es hätte im Falle des Auffliegens die katholische Kirche in Italien und Deutschland in Gefahr gebracht. Feigheit war es also nicht, wie Cornwell zu Recht herausstellt, was das Handeln des Pontifex im 2. Weltkrieg bestimmte. Aber muß man dann der Behauptung folgen, daß Antibolschewismus und ein latenter Antisemitismus die leitenden Motive des "Schweigens" waren?
Hierzu zwei Äußerungen Pius' XII. vom Mai 1940, die bei Cornwell nicht vorkommen:
Am 11. Mai (einen Tag, nachdem er Sympathietelegramme an die Monarchen der Beneluxstaaten wegen des deutschen Angriffs auf ihre Länder geschickt hatte) notierte Pius XII. für seine Mitarbeiter den Inhalt eines Gespräches, das er mit dem aus Warschau nach Italien zurückgekehrten italienischen Konsul geführt hatte: "Er [der Konsul] bestätigte - in voller Übereinstimmung mit seiner Gattin -, daß es unmöglich ist, sich die Grausamkeit und den Sadismus vorzustellen, mit denen die Deutschen oder, besser gesagt, die Gestapo - geführt von Himmler, einem wirklichen Verbrecher, und zusammengesetzt aus widerlichen Individuen - das polnische Volk quälen und es zu zerstören versuchen."

Zwei Tage später verteidigte der Papst gegenüber dem italienischen Botschafter Alfieri seine Telegramme und ging dann auf die Lage in Polen ein: "Sie (die Italiener) kennen genau und vollständig die fürchterlichen Dinge, die in Polen geschehen. Wir müssten feurige Proteste dagegen erheben, und das einzige, was Uns davon abhält, ist das Wissen, dass Unser Sprechen den Zustand dieser Unglücklichen nur noch verschlimmern würde."2

Hier wird genau jenes Motiv für den Verzicht auf die Anprangerung des NS-Regimes genannt, das sich wie ein roter Faden durch die vatikanischen Dokumente zieht und das am bekanntesten durch die Formulierung des Papstes 1943 in einem Brief an den Berliner Bischof Preysing wurde: "ad maiora mala vitanda". Alle diese Äußerungen werden von Cornwell ignoriert. Die Weihnachtsansprache von 1942, in der Pius an einer Stelle in verklausulierter Form die Ermordung der Juden und die Unterdrückung der Polen beklagte, kommentiert der Historiker so (S. 343): "Hitler hätte sich keine gewundenere, harmlosere und bedeutungslosere Reaktion des Stellvertreters Christi auf das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte wünschen können." Wenn dies stimmte, wäre es unverständlich, warum das Reichssicherheitshauptamt in einem Gutachten für das Ribbentrop-Ministerium mit der Ansprache von "Hitlers Papst" (so Cornwell) scharf abrechnete, was in den Worten gipfelte: "Damit wird praktisch dem deutschen Volk ein Unrecht an den Polen und Juden vorgeworfen, und der Papst macht sich zum Fürsprecher und Vorkämpfer für diese wahrsten Kriegsverbrecher"3. Auch davon kein Wort bei Cornwell.

Nicht nur einseitig, sondern in wesentlichen Teilen falsch ist seine Darstellung der Haltung des Vatikans bei der Verhaftung und Deportation von über 1000 Juden in Rom Mitte Oktober 1943.

"Zu seiner ewigen Schande und zur Schande der katholischen Kirche brachte Pacelli es nicht über sich, die Juden von Rom als Schutzbefohlene seiner römischen Herde anzusehen" (S. 371). Wenn man einmal von der Frage absieht, ob ein solches Werturteil in ein Buch mit wissenschaftlichem Anspruch gehört, sind die Tatsachenbehauptungen und Sachurteile an den entscheidenden Stellen nicht in den Quellen fundiert oder sogar falsifizierbar, z.B. "er war (...) bereit, zur Vermeidung der Konsequenzen einer kommunistischen Machtübernahme in Rom den Tod von tausend römischen Juden in Kauf zu nehmen" (S. 369). Im einzelnen behauptet Cornwell, der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Ernst v. Weizsäcker, und sein Botschaftsrat und Vertrauter Albrecht v. Kessel hätten den Papst während der Verhaftungsaktion, am 16. Oktober, zu einem "offiziellen Protest" bewegen wollen (S. 357). Als Beleg verweist der Verfasser auf ein Telegramm des Konsuls an der deutschen Botschaft am Quirinal, Möllhausen, an das Auswärtige Amt. Diese Depesche stammt aber, wie Cornwell selbst in der Fußnote angibt, bereits vom 7. Oktober, und natürlich steht da auch nichts von einer Konspiration der deutschen Diplomaten mit dem Vatikan. In dem Gespräch, das Weizsäcker mit Kardinalstaatssekretär Maglione am 16. Oktober führte, drängte der Botschafter gerade nicht, wie Cornwell es in einer schiefen Wiedergabe und Interpretation der Aktennotiz des Kardinals hinstellt, den Papst zu einem energischen Vorgehen, sondern riet ausdrücklich davon ab, weil - so seine Überzeugung - dies erstens die Verhaftungen nicht rückgängig gemacht, vielmehr den Fanatismus der Verfolger mit Hitler an der Spitze ("die Befehle kommen von höchster Stelle") noch gesteigert und zweitens den Papst selbst in Gefahr gebracht hätte. Statt dessen hoffte Weizsäcker, durch Wirken hinter den Kulissen und mit einer wohldosierten Beschreibung der negativen propagandistischen Wirkungen und des Unwillens des Vatikans Berlin zu veranlassen, die befohlene Deportation der Juden in einen Arbeitseinsatz in Italien umzuwandeln - was ihm nicht gelang - und in der Zukunft auf Verhaftungen zu verzichten, was ihm teilweise gelang, zumal in den folgenden Monaten die sogar vom 3. Reich respektierte völkerrechtliche Neutralität des Vatikanstaates sich auszahlte, indem er und die vielen kirchlichen Häuser in Rom hunderten von Antifaschisten und Juden Unterschlupf boten und so das Leben retteten.

Weizsäckers und Kessels Einschätzung, Proteste würden nichts Positives, vielmehr das Gegenteil bewirken, deckte sich mit der Linie Roms seit Beginn des Krieges. Daß Cornwell die Strategie der beiden Diplomaten falsch wiedergibt, scheint ein Bearbeiter der deutschen Ausgabe geahnt zu haben, denn auf Seite 365 wird als Erklärung für den Verzicht des Papstes auf Proteste gegen die Judenrazzia in Rom zu Recht angeben: "aufgrund von Weizsäckers eigenen Interventionen". In der englischen Ausgabe fehlt diese Begründung. Insoweit ist die deutsche Fassung besser, aber dem Redaktor ist entgangen, daß auf den Seiten vorher weiterhin das Gegenteil (Weizsäcker habe Proteste des Papstes gefordert) steht.

Neben anderen Quellen wird das Einwirken der deutschen Diplomaten auf den Vatikan durch die eindrucksvolle Stellungnahme v. Kessels zur Hochhuth-Kontroverse 1963 belegt - keine Spur davon bei Cornwell: "Herr von Weizsäcker mußte also an zwei Fronten kämpfen: Er mußte dem Heiligen Stuhl, das heißt dem Papst, den Rat geben, keine unbedachten Aktionen zu unternehmen, das heißt Aktionen, über deren letzte, vielleicht tödliche Folgen er sich nicht im klaren wäre. Und ebensosehr mußte Weizsäcker die Nazis, das heißt Hitler, durch eine subtile Berichterstattung davon überzeugen, der Vatikan sei gutwillig, mithin in Hitlers Sicht schwach. Die zahllosen Einzelaktionen des Vatikans zugunsten der Juden seien so bedeutungslos, daß man sie nicht ernst zu nehmen habe." Demnach ist Quellenkritik gegenüber allen Berichten Weizsäckers über die politische Haltung des Vatikans dringend erforderlich. "Schließlich waren wir, das heißt sämtliche Mitglieder der Deutschen Botschaft beim Vatikan, trotz aller sonstigen Differenzen in der Beurteilung der Lage ohne Ausnahme in einem Punkt einig: Ein flammender Protest Pius XII. gegen die Judenverfolgungen hätte vermutlich ihn selbst und damit die Kurie in höchste Gefahr gebracht, bestimmt aber zum damaligen, sehr späten Zeitpunkt, nämlich im Herbst 1943, keinem einzigen Juden das Leben gerettet. Hitler, das umstellte Raubtier, würde um so grausamer reagieren, je mehr er Widerstand spürte" 4.

Nun läßt sich im Nachhinein diskutieren, ob diese Sicht nicht zu pessimistisch war - das ändert aber nichts an der Aufrichtigkeit der Überzeugung. Zwischentöne, Ambivalenzen, dem Leser Spielraum für eigene Gewichtungen, Zweifel und Vermutungen zu geben 5, das ist Cornwells Sache nicht - es herrscht Schwarz-Weiß-Malerei vor. Der Verfasser will einen Beitrag zur innerkatholischen Diskussion mit dem Ziel "echter Kollegialität und Pluralismus" in der katholischen Kirche liefern. Das ist sein gutes Recht - aber mit den Argumenten dieses Buches? Wieso hätte eine kollegial und pluralistisch verfaßte katholische Kirche dem Nationalsozialismus mehr Widerstand entgegengebracht als die auf Rom hin orientierte? Das Beispiel der evangelischen Kirche in Deutschland und ihres Verhältnisses zum Nationalsozialismus stützt eine solche Hypothese jedenfalls nicht - eher im Gegenteil.

Anmerkungen:
1 Emma Fattorini, Germania e Santa sede. Le nunziature di Pacelli tra la Grande guerra e la Repubblica di Weimar (Bologna 1992), S. 116.
2 Meine Übersetzung der italienischen Texte in: Actes et Documents du Saint Siège relatifs à la seconde guerre mondiale, Bd. 3/1 Nr. 138 bzw. Bd. 1 Nr. 313.
3 Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Inland I D/Kirche 17/9 (R 98833); Teil-Abdruck (mit falschem Datum) bei Anthony Rhodes, Der Papst und die Diktatoren. Köln u.a. 1980 (zuerst engl. 1975), S. 233-235.
4 "Die Welt" 6.4.1963, wiederabgedruckt in: Fritz J. Raddatz (Hg.): Summa iniuria oder Durfte der Papst schweigen? (Reinbek 1963) S. 169f.
5 Dies versucht der Rezensent mit seiner in Vorbereitung befindlichen, nicht nur an Fachleute gerichteten Quellenedition "Der Vatikan und das Dritte Reich" (Arbeitstitel).

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