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Titel
Ancient Macedonia.


Autor(en)
Hatzopoulos, Miltiades B.
Reihe
Trends in classics. Key perspectives on classical research 1
Erschienen
Berlin 2020: de Gruyter
Anzahl Seiten
XIII, 241 S.
Preis
€ 24,95
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Christiane Braun, Fachbereich III - Alte Geschichte, Universität Trier

Mit Ancient Macedonia liegt der erste Band der neuen Reihe „Trends in Classics – Key Perspectives on Classical Research“ von de Gruyter vor. Die in dieser Reihe erscheinenden Werke haben das Ziel, die jeweilige Forschung der letzten Jahrzehnte kritisch aufzuarbeiten und auf Grundlage aktueller Erkenntnisse neu zu beleuchten. Der Autor dieses Bandes ist Miltiades Hatzopoulos, dessen zahlreiche Publikationen die Erforschung des antiken Makedoniens seit Jahrzehnten prägen.

In Anbetracht dieses Formats sei darauf verwiesen, dass den Leser:innen hier weder eine reine „Geschichte Makedoniens“ noch ein Handbuch erwartet, in dem die wichtigsten Bereiche der Geschichte, Archäologie und Kultur erörtert werden. Das wird bereits im Vorwort festgehalten (S. VI). Im Mittelpunkt der Monographie steht vielmehr die kritische Auseinandersetzung mit der bisherigen Forschung zum antiken Makedonien anhand ausgewählter Aspekte. Die Fülle an Publikationen, die Jahr für Jahr zum antiken Makedonien erscheinen, zeigt deutlich, dass eine kritische Beleuchtung der bestehenden Forschungskontroversen erforderlich ist. Mit dem vorliegenden Buch kann diese Lücke nun geschlossen werden.

Nach einer Einleitung, in der auf drei Seiten der Frage nachgegangen wird, welche Bedeutung das antike Makedonien und die dortigen Institutionen für die Herausbildung der modernen Staaten haben, widmet sich Hatzopoulos dem Land (Kapitel 2), den Menschen (Kapitel 3) und einer Reihe prominenter makedonischer Persönlichkeiten (Kapitel 4). In dem daran anschließenden kurzen fünften Kapitel befasst sich Hatzopoulos mit einer Aussage des Polybios, die er in Hinblick auf die Objektivität des antiken Historikers beleuchtet. Das Buch enthält neben einem Abkürzungsverzeichnis und einer Bibliographie zudem drei Abbildungen, darunter auch eine Karte mit den wichtigsten Orten und Regionen Makedoniens. Hinzu kommt ein Register, auf das noch genauer eingegangen wird.

Die Besonderheiten des Formats der neuen de Gruyter–Reihe werden gleich zu Beginn des zweiten Kapitels deutlich. Hatzopoulos geht der Frage „Where was Macedonia?“ anhand eines Exkurses zur Forschungsgeschichte nach und erörtert, wie Makedonien im Laufe der Geschichte bis heute definiert wurde. Forschungsgeschichtlich besonders relevante Entdeckungen, wie etwa die Lokalisierung Pellas oder Aigais (S. 7–14), die das Verständnis der Geographie des antiken Makedoniens und der Expansion des Reiches besonders geprägt haben, werden dabei hervorgehoben. Im dritten Kapitel „Who were the Macedonians?“ folgt ein Einblick in einige Debatten bezüglich Sprache, Kult, Glaube, Bräuche und Institutionen, die in der Forschung bis heute kontrovers diskutiert werden. In diesen Zusammenhang passt die anachronistische Formulierung „where the Macedonians Greeks?“, die Hatzopoulos im Ergebnis seiner Arbeit zu diesem Kapitel formuliert (S. 177) und die eine in Teilen sehr hitzige Debatte widerspiegelt. Im vierten Kapitel stehen einzelne Persönlichkeiten im Vordergrund. In einem kurzen Überblick werden zunächst die wichtigsten Publikationen zu den Makedonenherrschern vorgestellt (S. 125–127). Da Philipp II. und Alexander III. im Fokus des wissenschaftlichen Interesses stehen, widmet Hatzopoulos eben diesen beiden Personen den Großteil des Kapitels (S. 127–169). Als Grund dafür nennt er weniger ihre herausragende Bedeutung für die Geschichte Makedoniens als vielmehr die Tatsache, dass beide bis heute mehr Kontroversen als die anderen makedonischen Könige auslösen (S. 127).

Dank des ausführlichen 34–seitigen Registers, das die wichtigsten Namen, Orte, termini technici und weitere häufig vorkommende Begriffe enthält, wird den Leser:innen ein schnelles Zurechtfinden im Buch ermöglicht. Da in diesem Buch die Forschungsgeschichte im Vordergrund steht, sind auch die am häufigsten genannten Historiker im Register aufgeführt, inklusive einzelner Aspekte zu ihrer Forschung. Auch die Verzahnung der einzelnen Registereinträge untereinander ist sehr gelungen. Möchte man sich beispielsweise einen Überblick zur Debatte über den epistates als städtischen oder königlichen Amtsträger verschaffen, findet man sowohl unter dem Stichwort epistates Verweise auf verschiedene Forschungspositionen inklusive der Seitenverweise als auch bei den jeweiligen Historikern selbst.1

Ancient Macedonia zeichnet sich durch einen hervorragenden Überblick über aktuelle Forschungskontroversen aus, die von Miltiades Hatzopoulos unter Berücksichtigung neuester Erkenntnisse aufgearbeitet wurden. So kann dieses Buch jedem empfohlen werden, der sich mit den gegenwärtigen Debatten zum antiken Makedonien befassen möchte.

Anmerkung:
1 Siehe hierzu etwa den Verweis „on the epistatai“ in den Registereinträgen zu Robert Malcolm Errington, Adalberto Giovannini und Nicholas G. L. Hammond; den Verweis „on epistatai“ bei Maurice Holleaux; den Verweis „her conception of the epistatai“ bei Fanula Papazoglou und den Verweis „on Macedonian epistatai“ bei Paschalis Paschidis. Auch unter „magistrates“ findet man mehrere Verweise auf epistatai; siehe zudem das Stichwort „decree for an epistates“ unter dem Eintrag zu Gazoros.

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